Take Twenty

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Jonas Blue - Perfect Strangers


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>>Australien also<<, murmelte ich vor mich hin und nahm dabei einen großen Schluck von meinem Tequila Sunrise. Seit einiger Zeit saßen Colin und ich bereits in irgendeiner Bar, mitten in L.A. und unterhielten uns. Wir sprachen über alles mögliche und tranken nebenbei. Es war erstaunlich, wie einfach ich mich mit ihm unterhalten konnte. Als würden wir uns bereits seit Ewigkeiten kennen. Als wären wir alte Bekannte und hätten uns nach Jahren einfach mal so wieder zu einem Drink getroffen. Mal abgesehen von dem Küssen und dem Sex, den wir hatten. Und natürlich auch abgesehen, von dem ganzen Stress, den wir beide in letzter Zeit durchmachen mussten. So einfach mit ihm zu sitzen, hatte mich sogar vergessen lassen, was überhaupt zwischen uns passiert war. Es ließ mich sogar den pochenden Schmerz meiner Wange vergessen lassen. Ich musste sagen, es fühlte sich gut an. So richtig.

>>Jap. Ich musste einfach mal raus aus L.A. Da erschien mir Australien die beste Lösung.<<

Ich starrte nachdenklich in mein Glas und betrachtete die orangene Flüssigkeit darin. >>Da hast du dich also das ganze Jahr über rumgetrieben.<<

Erst als ich zu ende gesprochen hatte, bemerkte ich, das ich es laut gesagt hatte. Sofort hielt ich mit jeder Bewegung inne und spannte die Schultern an. So ein Mist. Ich flehte den Himmel an, dass er es nicht gehört hätte. Doch leider half das überhaupt nicht.

>>Ja. Ich wurde dort geboren. Weshalb ich einige Jahre dort verbracht hatte, bis sich meine Eltern dazu entschieden hatten nach Amerika zu kommen. Meine Großeltern sind noch dort geblieben. Also war ich bei ihnen für einige Zeit untergekommen.<<

Irgendwie war es merkwürdig. Es war das erste mal, dass ich irgendetwas über ihn erfahren hatte. Und das ausgerechnet aus seinem eigenen Mund und nicht von irgendeiner dritten Person.

Andererseits fühlte es sich dann doch gut an, dass er mir so viel vertraute, um von seinem Leben etwas preiszugeben. Vor einem Jahr waren wir zwei Fremde, die ein nächtliches Abenteuer durch die Stadt gemacht hatten, aber nun waren wir zwei Personen, die mehr über den jeweils anderen erfahren wollten. Und bei Gott! Ich wollte mehr über ihn erfahren.

Und ich fühlte, dass Colin sich dieses mal nicht verschließen würde. Ich glaubte sogar, dass er über sich reden wollte und ich war mir sicher, dass er auch einiges über mich erfahren wollte.

>>Und was war der Grund, dass du so plötzlich die Flucht eingeschlagen hast?<< Dieses mal hob ich den Blick wieder und sah ihn an. Nur, dass Colin dieses mal derjenige war, der wegschaute. Er antwortete nicht. Anscheinend war es die falsche Frage. Anscheinend waren wir noch noch nicht so weit mit dem Vertrauen, dass er es mir erzählen würde, wieso er mich in der Nacht plötzlich alleine gelassen hatte und abgehauen war. Also lenkte ich schnell ab.

>>Also Australien. Muss schön sein.<< Bisher war ich nur einmal dort gewesen. Gemeinsam mit Val hatten wir in Sydney Urlaub gemacht. Gleich nachdem ich den Flughafen verlassen hatte, wusste ich sofort, dass es meine Stadt war. Eine Stadt, in der ich vielleicht irgendwann mal leben würde. Einzig und allein Valerie und mein Job hielten mich davon ab nicht dorthin auszuwandern.

Colin nahm einen Schluck von seinem Bier und zuckte mit den Schultern. >>Man gewöhnt sich dran. Irgendwann wird es zu einer Stadt wie jede andere.<<

Verblüfft starrte ich ihn an. >>Du machst wohl Witze. Ich würde alles dafür tun, um dort zu leben.<<

>>Ich könnte dich ja mal mitnehmen<<, erwiderte er plötzlich, als wäre es das natürlichste der Welt.

Until The Sunrise ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt