Take Thirty-Seven

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Years & Years - Sanctify

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Mehrmals tief durchatmend wischte ich mir meine verschwitzten Hände an meiner Shorts ab. Ich war unglaublich nervös. Dabei wusste ich nicht mal wieso. Was erhoffte ich mir von diesen Treffen? Dass es meine gesamte lieblose Kindheit wieder gut machen würde? Dass ich endlich Frieden damit schließen könnte, dass mich meine eigenen Eltern nie gewollt und verachtet hatten? Ich wusste es nicht. Eigentlich wusste ich gar nichts, außer, dass ich es schnell hinter mich bringen und den restlichen Tag mit Colin verbringen wollte, um dieses furchtbare Treffen gleich wieder zu vergessen.

Colin legte seine Hand auf meine und fuhr beruhigend mit seinem Daumen über meine Haut. Seit einer gefühlten Ewigkeit saßen wir bereits in seinem Auto, vor dem Café, wobei ich wie gelähmt war und mich nicht rühren konnte. Er hatte auf der anderen Straßenseite geparkt, wobei ich diese Frau bereits von dort aus sehen konnte, wie sie an ihren Tisch saß und mit dem Löffel in ihrer Tasse herum rührte.

>>Ich werde hier auf dich warten. Ich gehe nicht weg<<, sagte er beruhigend zu mir. Dankend sah ich ihn an und versuchte wenigstens etwas zu lächeln. Es misslang mir deutlich, aber er kommentierte es zum Glück nicht.

>>Ich sollte es einfach hinter mich bringen<<, sagte ich leise.

Dieses mal war Colin derjenige der lächelte, nur das dieses - im Gegensatz zu meinem - echt und aufmunternd war. >>Und danach fahren wir was essen und unternehmen alles was du willst. Du entscheidest.<<

Nun dies ließ mein Lächeln doch echter wirken. Leicht drückte ich seine Hand, um selbst dadurch etwas mehr Kraft zu sammeln und beugte mich anschließend über die Mittelkonsole, um ihn zu küssen. >>Bis gleich<<, flüsterte ich beinahe und nahm noch einen letzten tiefen Atemzug, ehe ich ausstieg und über die Straße ging.

Je näher ich diesen Café kam, umso stärker raste mein Herz. Immerhin würde ich mich gleich all der Grausamkeit meiner Kindheit stellen.

Und gleich als ich durch die Tür trat und sich augenblicklich ihre Augen auf mich richteten, spürte ich die Wut und den Hass, sie sich in meinem Inneren zu bilden begannen, wodurch meine nervöse Haltung von vorhin gleich verschwand. Alles was sich all die Jahre in mir aufgestaut hatte, kam nun noch und dass allein nur durch ihren hoffnungsvollen Blick. Wenn sie glaubte, dass sie alles mit einer lächerlichen Entschuldigung wieder gut machen konnte, dann hatte sie sich gewaltig getäuscht.

Mit gestrafften Schultern und einer kühlaufgesetzter Haltung ging ich auf sie zu. Sie sprang beinahe von ihren Stuhl auf und begann dankend zu lächeln. >>Isabella. Schön, dass du gekommen bist.<<

>>Spar's dir<<, entgegnete ich gleich und setzte mich sofort auf den gegenüberliegenden Stuhl hin. Ihre Miene erstarrte und das Lächeln verschwand. Was erwartete sie von mir? Dass ich sie mit offenen Armen begrüßen würde? >>Wie hast du mich gefunden, Sandra?<<, fragte ich sofort. Allein schon ihren Namen auszusprechen war eine kleine Herausforderung für mich.

Langsam setzte sich sich wieder hin und richtete ihren Blick auf die Tasse vor sich, aus der ich den dampfenden Kräutertee roch. >>Ich habe jemanden engagiert<<, erwiderte sie so leise, als würde sie sich dafür schämen.

Dass sie einen Privatschnüffler dafür bezahlt hatte, um mich zu finden, war mir bereits klar gewesen, nur wollte ich es von ihr hören. Der Gedanke daran, dass ein fremder in meinem Leben herumschnüffelte gefiel mir nun wirklich nicht, aber darüber konnte ich mich ja noch später aufregen. Jetzt war ich hier, um die Wahrheit zu erfahren.

Until The Sunrise ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt