Take Nineteen

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Corinne Bailey Rae - The Scientist


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Ziellos streifte ich durch die Stadt. Versank in Selbstmitleid und Schuldgefühlen. Ich fühlte mich zerbrochen. In tausend Stücke. Meine Wange schmerzte wie die Hölle und ich war mir sicher, dass sie geschwollen war. Doch ich nahm den Schmerz an. Als Strafe für das, was ich getan hatte.

Gleich nachdem ich mich ausgeweint hatte, lief ich los. Hatte die Wohnung verlassen, ohne Handy ohne gar nichts. Ich wollte einfach nur alleine sein. In diesen Moment wollte ich nicht einmal mit Valerie sprechen. Und das obwohl sie meine Stütze, meine einzige Familie war.

Wie ein Geist meiner selbst lief ich durch die Straßen und achtete nicht einmal auf die seltsamen Blicke der anderen, die mir zugeworfen wurden. Mir war bewusst, wie furchtbar ich aussehen musste, doch das interessierte mich kein bisschen.

Lange lief ich umher, ohne zu wissen, wo ich mich überhaupt befand. Mittlerweile war es dunkel geworden. Keine Ahnung, wie spät es war, aber auch das war mir egal.

Ich blieb erst stehen, als mir ein hoher Zaum den Weg versperrte. Beim genaueren hinsehen erkannte ich den Zoo. Schlagartig wurde ich wieder einmal von meinen Erinnerungen überrannt. Als ich das letzte mal hier war. Ebenfalls mitten in der Nacht. Und in diesen Moment wollte ich nichts sehnlicher als über diesen Zaun zu klettern und wieder zu diesen Moment zurückzukehren.

Wie auch schon damals ging ich zu der Stelle, an der mich keiner sehen würde, checkte noch einmal die Umgebung und kletterte los. Dieses mal war es sogar einfacher als beim ersten mal. Und als ich auf der anderen Seite am Boden ankam, steuerte ich sofort dieses eine Gehege an.

Gedankenverloren lehnte ich mich ans Geländer und schaute hinunter. Nur dieses mal sah ich keinen schwarzen Panther, der aufgeregt umher stolzierte. Im Gehege war nichts. Es war leer. Genauso leer, wie ich mich in diesen Augenblick fühlte. Und dennoch starrte ich hinunter. Versetzte mich in die Zeit von vor einem Jahr. Plötzlich wollte ich wieder diese starken Arme um mich spüren, die sich von hinten um mich legten. Wollte diese raue und dennoch sanfte Stimme an meinem Ohr hören, sowie den warmen Atem an meiner Haut spüren, der mir eine Gänsehaut verschaffte.

Und dann spürte ich sie. Diese starke Anwesenheit, die mich jedes mal umhaute, als hätte ich sie mit meinen eigenen Gedanken herbeigerufen. Regungslos blieb ich stehen und starrte weiterhin vor mich hin, während er immer näher kam und sich schließlich neben mich ans Geländer lehnte, so wie ich. Wortlos standen wir nebeneinander, sagten lange kein Wort zueinander und starrten runter ins Gehege. Eigentlich wollte ich ja alleine sein, doch ich musste zugeben, dass ich seine Anwesenheit genoss.

>>Du hast gelogen<<, flüsterte ich in die Dunkelheit hinein, ohne meinen Blick dabei vom Gehege abzuwenden.

>>Ja.<< Ein einziges Wort und sofort war diese Gänsehaut wieder da.

>>Warum?<<

Er sagte für eine ganze Weile nichts mehr. Dachte wahrscheinlich über seine nächsten Worte nach und ich ließ ihn. >>Ich habe gesehen, wie sehr du deinen Job liebst. Habe dieses Strahlen in deinen Augen gesehen, wenn du am Set warst, oder am Drehbuch gearbeitet hast. Ich wollte dir einfach nicht noch mehr Schwierigkeiten bereiten, als ohnehin schon.<<

Eigentlich hatte ich geglaubt, dass ich bereits all meine Tränen vergossen hatte, aber anscheinend hatte ich mich da geirrt. Fest kniff ich die Augen zusammen, um sie zu vertreiben, nur funktionierte es nicht so, wie ich es wollte.

Until The Sunrise ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt