Chapter 3

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Als ich aus dem Auto stieg, kam Max direkt auf mich zu. „Claire", rief er und aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich Jake beim Klang meines Namens zu uns umdrehte. Sein Blick flog von mir zu Max und ein selbstgefälliges Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er das Szenario vor sich stumm beobachtete.

„Ignorier ihn einfach", flüsterte Jo mir einfach zu, doch ich schüttelte den Kopf. Ich wollte Max nochmal ein für alle Mal klar machen, dass ich nichts von ihm wollte und es nie tun würde.

„Ich komm schon klar, geh du nur zu den anderen." Als ich sah, dass ich sie noch nicht überzeugt hatte, grinste ich. „Marc wartet bestimmt schon auf dich", fügte ich hinzu und sah, wie ihre Augen zu leuchten begannen.

„Viel Glück, bis gleich", sagte sie und machte sich auf den Weg zu unseren Freunden, die wahrscheinlich wirklich schon an unserem Stammplatz in der Schule auf uns warteten. Ich drehte mich langsam zu Max um und war mir der Tatsache vollkommen bewusst, dass Jake Stewart uns immer noch beobachtete.

„Hast du heute Zeit, Claire?", fragte Max und ich riss meine Gedanken von dem Typen, der mich beobachtete, weg.

„Nein, ich-", ehe ich weitersprechen konnte, schnitt Max mir das Wort ab und ich stöhnte innerlich wieder auf.

„Morgen?"

„Nein, Max. Ich möchte nicht mit dir ausgehen. Nicht heute, nicht morgen und definitiv auch nicht nächste Woche."

„Aber wir-"

„Es wird kein wir geben, Max. Tut mir leid." Mit diesen letzten Worten zu Max drehte ich mich um und stapfte in Richtung Schulgebäude davon. Ich wusste, dass ich ziemlich fies zu ihm gewesen war, aber bevor mein schlechtes Gewissen auftauchen konnte, redete ich mir ein, dass er ziemlich schnell darüber hinweg kommen würde und ja genug Mädchen zum Trösten hatte.

„Hey, warte." Jake Stewarts Stimme ließ mich erstaunlicherweise wirklich langsamer werden und ich drehte mich zu ihm um. Es wunderte mich, dass er mich angesprochen hatte, obwohl ich in meiner Hast, von Max wegzukommen, schon das Schulgelände betreten hatte und jetzt jeder Schüler sehen konnte, wie ein Junge und ein Mädchen aus konkurrierenden Cliquen miteinander redeten.

„Du schuldest mir noch eine Antwort, Claire Howard."

„Ist das so, Jake Stewart?" Er grinste schief und ich überlegte, dass dieses schiefe Grinsen wahrscheinlich der Grund dafür war, dass so viele Mädchen auf ihn standen.

„Definitiv." Ich lächelte auch leicht, was mich irgendwie überraschte. Ich stand hier auf dem Schulhof mit Jake Stewart, dem Badboy der Schule, und amüsierte mich auch noch.

„Ich hab's mir überlegt, aber ich mache da nicht mit." Für einen Moment sah er echt überrascht aus und ich dachte mir, dass seine Bitte wahrscheinlich doch ernst gemeint war.

„Okay", sagte er einfach schlicht und machte sich ohne ein weiteres Wort auf in Richtung Schuleingang, während ich nicht anders konnte, als ihm hinterher zu starren.

Ich öffnete gerade den Mund, um ihm noch ein „Tut mir leid" zuzurufen, doch da unterbrach mich Max' Stimme abermals.

„Wenn du nicht mit mir ausgehen möchtest, Claire, dann sieh dir doch mein Football-Spiel an!" Ich drehte mich demonstrativ von seiner näher kommenden Gestalt weg und merkte, dass Jake nicht mehr so schnell ging wie vorher, beinahe so, als würde er unser Gespräch mitbekommen wollen.

Ohne wirklich darüber nachzudenken, was ich gerade tat, hatte ich mit fünf großen Schritten wieder zu Jake aufgeschlossen und fasste ihm an die Schulter, damit er mir seine Aufmerksamkeit widmete.

„Okay, vergiss, was ich eben gesagt habe. Ich mach's. Ich werde deine Fake-Freundin spielen, Jake Stewart." Für einen kurzen Moment sah er mich verdutzt an, dann grinste er wieder sein berühmtes Grinsen. Er beugte sich zu mir herunter.

„Max kann ziemlich nerven, stimmt's?", flüsterte er und ehe ich antwortete, dachte ich darüber nach, dass diese Geste auf Max ziemlich intim wirken musste. Er würde mich bestimmt nicht mehr ansprechen, wenn er denken würde, ich wäre mit dem heißesten Typen der Schule zusammen.

„Ja, stimmt", flüsterte ich zurück und legte meine rechte Hand auf seine Schulter. Wir sahen uns an und noch im selben Moment lachten wir beide laut los. Wer hätte gedacht, dass Jake und ich einmal zusammen lachend auf dem Schulhof stehen würden.

Als ich aus dem Augenwinkel zu Max schielte, dem beinahe die Kinnlade hinunter gefallen war, lachte ich noch mehr und auch Jake hatte Max' Gesichtsausdruck bemerkt. Ohne uns wirklich abgesprochen zu haben, begannen wir beide - immer noch lachend und nach Luft schnappend - nebeneinander auf den Schuleingang zuzugehen.

Es wunderte mich, dass ich bei meinen zwei Begegnungen mit Jake Stewart - einmal auf der Party und jetzt hier - schon einen so ganz anderen Jake kennengelernt hatte, als den Typen, den ich aus dem Unterricht und den Pausen kannte.

Er erschien mir auf einmal so natürlich und normal, obwohl ich ihn sonst nur arrogant und machohaft kannte. Dieser Jake, der gerade neben mir herging, war eine echt gute Gesellschaft und ich konnte mir durchaus vorstellen, dass man diesen Jake mögen konnte.

Vielleicht, dachte ich mir im Stillen, würde es ja gar nicht so schlimm werden, seine Freundin zu spielen.

PretendingWhere stories live. Discover now