Chapter 22

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Ich hatte echt gar keine Ahnung, wo Jake hinfuhr, als er mal hier, mal da abbog, aber ich vertraute ihm seltsamerweise völlig. Wann hatte ich angefangen, Jake Stewart zu vertrauen?

Irgendwann wurde mir dann doch klar, dass Jake lediglich in Richtung Kino fuhr. Ich war nur noch nie direkt von meinem Zuhause aus dorthin gefahren, meine Freunde und ich hatten immer den Bus genommen und deswegen musste ich immer umsteigen. Es war dann doch praktisch, dass Jake ein Motorrad hatte, ich hasste nämliche Busfahren, selbst wenn ich nicht alleine sondern mit anderen zusammen war. Eigentlich müsste ich mir ein Auto zulegen.

Jake hielt an einem kleinen, aber süß und gemütlich aussehenden Bistro, das nur zwei Straßen vom Kino entfernt war, aber ich hatte hier noch nie gegessen. Komisch eigentlich, aber ich hatte das Bistro noch nie so wirklich wahrgenommen, es schien eher so eine Art Geheimtipp zu sein.

„Et voilà", sagte Jake und grinste, während ich ihm den Motorradhelm gab, der mittlerweile schon immer bei mir im Zimmer lag. Er schien für mich reserviert zu sein und das fand ich irgendwie süß von ihm. Ich grinste verschmitzt zurück.

„Dann hoffe ich für dich, dass das Essen hier schmeckt, Stewart."

„Achja?" Jake legte den Kopf schief und sah mich mit lachenden Augen an. „Was willst du denn sonst machen, Howard?" Darauf hatte ich keine clevere Antwort und wollte das ehrlich gesagt Jake aber nicht zeigen. Also zog ich nur – wie ich hoffte einigermaßen bedrohlich – die Augenbrauen hoch und brachte Jake damit zum Lachen.

„Na komm", meinte er. „Wenn wir so weiter rumblödeln schaffen wir es nicht mehr, vor dem Film noch was zu essen."

In dem Bistro, das Jake ausgesucht hatte, sah es genauso einladend aus, wie ich von außen schon vermutet hatte. Jake suchte uns einen süßen Tisch an einem der Fenster aus und ich beschloss, mit Jo auch einmal hier hin zu kommen. Als der Kellner uns die Karten brachte, war ich dann allerdings doch etwas überfordert, denn für so ein kleines, gemütliches Bistro war die Auswahl echt verdammt groß.

Jake versuchte, mir bei der Auswahl zu helfen – er hatte sich für eine klassische Schinken-Peperoni-Pizza entschieden – aber ich konnte mich echt nicht entscheiden. Einfach alles hörte sich gut an. Der Salat mit den Hähnchenbruststreifen, die mit Käse überbackenen Cannelloni, aber auch die gefüllten Pizzabrötchen.

Ich seufzte und Jake sah mich an. „Pass auf, wir machen es so. Ich nehme eine kleine Pizza mit Peperoni und Schinken, du nimmst die Cannelloni und wir teilen uns noch die Pizzabrötchen. Einverstanden?" Er lächelte und ich konnte nicht anders, als zurück zu lächeln.

„Hört sich echt nach einer guten Idee an, aber ich will nicht, dass du – nur weil ich mich nicht entscheiden kann – etwas isst, worauf du keine Lust hast. Ich kann mir auch wirklich einfach eine Sache von den dreien bestellen." Ich wollte nicht wie ein verzogenes, verwöhntes Mädchen wirken, das sich noch nicht einmal alleine etwas bestellen konnte.

„Mache ich gerne. Und außerdem habe ich die Pizzabrötchen von hier auch schon ewig nicht mehr gegessen." Mit diesen Worten winkte er nach dem Kellner und wir gaben unsere Bestellung auf. Im Nachhinein musste ich auch sagen, dass ich echt froh über Jakes Vorschlag war. Die Pizzabrötchen waren fantastisch und auch die Cannelloni waren total mein Geschmack.

Nach dem Essen hatten Jake und ich allerdings nicht mehr so viel Zeit, um noch gemütlich sitzen zu bleiben, sondern fragten ziemlich zügig nach der Rechnung, da wir ja noch ins Kino wollten. Als der Kellner uns die Rechnung brachte, wollte ich schon schauen, wie viel mein Essen gekostet hatte, um ausreichend Geld herauszuholen, aber Jake schnappte sich den Bon vor mir und bezahlte trotz meiner vielen Proteste den gesamten Betrag.

„Dann bezahle ich aber definitiv dein Popcorn für die Filme. Keine Wiederrede", machte ich ihm auf dem Weg zu seinem Motorrad klar und er schüttelte nur leicht grinsend den Kopf, machte aber keine Anstalten mir zu widersprechen. War vielleicht auch besser so, denn wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann zog ich das normalerweise auch echt durch. Und natürlich war es total süß von Jake, dass er das Essen bezahlt hatte, aber trotzdem wollte ich, dass ihm klar war, dass ich das nicht erwartet hatte und er das auch nicht hätte tun müssen.

Mit Jakes Motorrad waren wir in Rekordzeit am Kino angekommen und hatten doch noch genug Zeit, in Ruhe die Karten, die Jake vorbestellt hatte, abzuholen und uns Popcorn und etwas zu trinken zu kaufen. Wie vorhin schon angedroht bezahlte ich die Snacks, aber da wir noch Zeit bis zum Film hatten, setzten Jake und ich uns noch an die Tische vorm Kinosaal und warteten.

Mehr als einmal drehte ich mich um, um zu schauen, ob Jo und Marc schon eingetroffenen waren, aber ich konnte sie nicht entdecken. Irgendwann merkte Jake dann wohl auch, nach wem ich mich immer umsah und beugte sich über den Tisch hinweg zu mir.

„Hey, wir kriegen das schon hin. Wie du selbst gesagt hast, sie werden sowieso nur Augen füreinander haben."

„Ich hoffe du hast Recht", antwortete ich nur, weil mich Jakes Worte ehrlich gesagt nicht wirklich beruhigt hatten. Allerdings waren Jo und Marc immer noch nicht aufgetaucht, als wir in den Kinosaal eingelassen wurden und meine Nervosität legte sich ein wenig. Jake hatte uns mittig liegende Plätze in einer der oberen Reihen reserviert und ich ertappte mich dabei, wie ich mich wirklich auf die Filme freute.

Es waren echt einige in Kostüm gekommen – Jake hatte also völlig Recht gehabt – und so saß beispielsweise in der Reihe vor uns ein Darth Vader, der Popcorn aß und Cola trank. Ich lächelte, denn irgendwie sah das lustig aus. Als gerade die Lichter ausgingen, wurde noch einmal schwungvoll die Tür zum Kinosaal aufgerissen und Jo und Marc betraten total außer Atem den Kinosaal. Das brachte mich unwillkürlich zum Grinsen, da beide schon einmal etwas verpeilt sein konnten und solch eine Szene für keinen der beiden ungewöhnlich war.

Nach einem kurzen Blick auf ihre Karten setzten sie sich dann ein paar Reihen vor uns am Rand hin und schienen uns noch gar nicht bemerkt zu haben, da wir ja auch hinter ihnen saßen.

PretendingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt