Chapter 25

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Genau wie die Filme, die ich gestern mit Jake im Kino gesehen hatte, gefiel mir auch dieser erste Teil der Vorgeschichte gut. Echt komisch, dass ich vorher noch nie wirklich auf die Idee gekommen war, die Filme anzuschauen. Gut also, dass Jake mir im Prinzip also keine andere Wahl gelassen hatte und mit mir den Marathon anschauen gewesen war.

„Diesmal nicht müde genug, um auf meiner Schulter einzuschlafen?", fragte Jake, als der Abspann über den Bildschirm flimmerte. Bei der Erinnerung an den ersten Film, den wir zusammen geschaut hatten, wurden meine Wangen warm und damit wahrscheinlich auch leicht rot.

„Nein", sagte ich schlicht. „Und außerdem war der Film total spannend." Dass ich trotzdem zwischendurch mehr auf ihn als auf den Film fokussiert gewesen war, musste er ja nicht wissen.

„Stimmt", antwortete Jake nur. Ich ließ meinen Blick durch mein Zimmer schweifen und er blieb an dem T-Shirt von Jake hängen, welches ich auf mein Bett gelegt hatte.

„Oh, ich muss dir übrigens noch dein Shirt wiedergeben. Ich habe gestern einfach nicht daran gedacht, sorry."

„Ach, kein Problem", sagte Jake, als seine Augen meinem Blick gefolgt waren. „Du kannst es ruhig behalten."

„Sicher?" Ich zog die Augenbrauen hoch. Es war immerhin sein Shirt und er war nun mal wirklich ein eingefleischter Star Wars-Fan. Und außerdem überraschte es mich, dass er mir einfach so sein T-Shirt überlassen wollte, wo er doch nicht wirklich mein Freund war. Das war ein so anderer Jake als der, der mir immer so arrogant vorgekommen war. Wie hatte ich mich nur so in ihm täuschen können?

„Ja, sicher", antwortete Jake noch und an seinem Tonfall konnte ich heraushören, dass das Gespräch über sein T-Shirt für ihn beendet war und er einen weiteren Protest meinerseits nicht zulassen würde. Unwillkürlich musste ich lächeln. Er war genauso stur wie ich, wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte.

„Meine Eltern haben übrigens beide gefragt, wann du wieder mit zu mir kommst." Mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck wandte er sich wieder mir zu.

„Echt?", fragte ich und ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus. Dass Jakes Eltern mich wiedersehen wollten, obwohl sie mich ja nur einmal kurz kennengelernt hatten, kam mir echt wie ein ziemlich großes Kompliment vor. „Wie süß von den beiden!"

„Jaaa", meinte Jake gedehnt und strich sich gedankenverloren durch die schwarzen Haare. Das hatte ich schon öfters an ihm beobachtet, er strich sich häufig durch die Haare, wenn er nachdachte oder nicht genau wusste, wie er etwas sagen konnte. „Du kannst ja echt noch einmal vorbeikommen, wenn du willst."

„Klar. Gerne."

„Okay." Jake lächelte und ich lächelte zurück. Ein kleiner Moment verging, in dem wir uns einfach nur ansahen und beide lächelten, aber dann sah er weg und auch ich senkte meinen Blick. Einen kurzen Moment lang war die Stimmung zwischen uns dann ziemlich seltsam, aber dann knurrte mein Magen und ich musste lachen, woraufhin Jake einstimmte. Ich hatte eigentlich gar nicht bemerkt, dass ich Hunger gehabt hatte, aber jetzt musste ich schon etwas essen.

„Willst du auch etwas?", fragte ich Jake unten in der Küche, aber er schüttelte den Kopf und nahm lediglich dankbar das Glas mit Apfelschorle an, das ich ihm hinübergeschoben hatte.

„Danke, aber ich habe zuhause schon mit meiner Mutter gegessen." Ich lächelte ihm kurz zu, um ihm zu zeigen, dass ich das verstand, machte mich dann aber wieder daran, mir etwas zu essen zu machen. Letztendlich saß ich nach kurzer Zeit gegenüber von Jake am Tisch und biss in mein Sandwich, während er mir zuschaute.

Nachdem ich gegessen und auch etwas getrunken hatte, sah ich ihn nachdenklich an. Mir war gerade etwas durch den Kopf geschossen und ich überlegte, ob ich es wirklich ansprechen sollte. Ich biss mir auf die Lippe.

„Was ist?", fragte Jake und sah mich mit leicht schief gelegtem Kopf an, aber ich schüttelte den Kopf. „Claire, was ist los? Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du irgendetwas sagen willst. Also raus mit der Sprache." Sein Kommentar brachte mich fast zum Lachen. Klar, Jake und ich kannten uns noch nicht so lange (jedenfalls kennen im Sinne von näher kennen), aber trotzdem schon gut genug, um zu wissen, wenn der andere etwas sagen wollte.

„Naja, ich wollte dich etwas fragen, aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich es tun soll."

„Komm, ich werde es schon verkraften. Na los." Ich seufzte. Jake war natürlich echt hartnäckig, aber ich konnte es ihm nicht verdenken. Ich war ja genauso.

„Also, ich habe mich gefragt, wie es kommt, dass ich dich immer für total arrogant und unsympathisch gehalten habe. Da ist ja etwas Wahres dran, ich habe mir ja nicht nur eingebildet, dass du dich oft so fies verhalten hast. Warum also hast du das immer getan? Manchmal kommt es mir so vor, als seist du da eine ganz andere Person gewesen als die, die ich jetzt kenne." Jake sah mich nachdenklich an.

„Das ist eine ziemlich lange Geschichte um ehrlich zu sein", sagte Jake und wich meinem Blick aus. Sofort fühlte ich mich schuldig. Vielleicht steckte da ja irgendetwas hinter, an das er nicht erinnert werden wollte.

„Du musst es mir nicht erzählen, tut mir leid, dass ich gefragt habe", fügte ich hastig hinzu und ärgerte mich, überhaupt etwas gesagt zu haben. Jetzt hatte ich wahrscheinlich die ganze Stimmung ruiniert.

„Nein nein", wehrte Jake sofort ab und sah mich wieder an. „Schon okay. Ich kann ja verstehen, dass du gefragt hast." Für einen kurzen Moment schien es wieder so, als würde Jake nach den richtigen Worten suchen, aber ehe er etwas sagen konnte, betrat meine Mutter die Küche und Jake schloss seinen Mund wieder.

„Na, ihr beiden?"

„Hi Mum", begrüßte ich sie und Jake lächelte ihr zu. Das musste ich Jake lassen, er war echt ein genialer Schauspieler, auf einmal wirkte er wieder so, als könne ihm nichts etwas anhaben. Meine Mutter bemerkte dementsprechend auch nichts und holte sich lediglich ein Glas Wasser, ehe sie wieder aus der Küche verschwand.

„Sollen wir nach oben gehen?", frage ich Jake, nachdem meine Mutter weg war. Er nickte und ich folgte ihm die Treppe hinauf in den ersten Stock, in dem sich mein Zimmer befand.

PretendingWhere stories live. Discover now