Chapter 16

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Die Fahrt zur Schule machte nach dem ersten Schrecken, den ich bekam, als ich merkte, wie sich Jakes Motorrad in die Kurve legte, richtig Spaß. Es war ein tolles Gefühl und nach einiger Zeit konnte ich mich sogar entspannen und musste Jake nicht mehr die Luft abquetschen, um nicht das Gefühl zu haben, runterzufallen.

Beinahe viel zu schnell kam die Schule in Sicht und ich seufzte, als wir abstiegen.

„Die Fahrt hat dir Spaß gemacht, oder?" Jake sah mich aufmerksam an, als ich den Helm abnahm.

„Ja. Hätte ich nicht gedacht." Ich grinste und strich mir über die Haare, in der Hoffnung, dass meine nun offenen Haare durch den Helm nicht vollständig ruiniert worden waren. „Sehen meine Haare sehr schlimm aus?"

Kurz veränderte sich sein Blick ein wenig, sodass ich ihn nicht mehr deuten konnte, aber dann hatte er sich wieder gefasst und schüttelte grinsend den Kopf.

„Gut", meinte ich und griff gerade nach meiner Tasche, die ich auf dem Boden abgestellt hatte, als der Gong zur ersten Stunde ertönte. Zusammen machten wir uns auf den Weg zum Unterricht und als er sich vor meinem Klassenraum von mir verabschiedete, um zu seinem zu gehen, war mir klar, dass er am Anfang der Pause wieder hier stehen würde, um auf mich zu warten. Unwillkürlich grinste ich, aber dann konzentrierte ich mich wieder auf den Unterricht.

Ich hatte Recht gehabt, natürlich wartete er vor meinem Klassenraum. Fast schon so selbstverständlich als hätten wir nie etwas anderes gemacht, machten wir uns auf den Weg zur Cafeteria und steuerten dort auf den Tisch von meinen Freunden zu. Jo grinste mir schon von weitem zu und es schien, als hatte sie auch die anderen schon in Jakes Vorhaben eingeweiht.

„Und?", meinte sie, noch bevor wir uns gesetzt hatten. „Wie ist es Motorrad zu fahren?"

„Echt toll. Solange ich nicht selbst fahren muss, könnte ich mich echt dran gewöhnen. Nur am Anfang habe ich mich echt total unsicher gefühlt."

„Sie hat mir am Anfang mit ihrem Klammergriff auch echt die Luft abgequetscht", meinte Jake betont beiläufig und ich drehte mich zu ihm um, während ich hörte, wie die anderen leise lachten.

„Hey! Vielleicht lag es ja an dir, dass ich mich so unsicher gefühlt habe!" Erst einen Moment später realisierte ich, dass man meine Bemerkung so aufschnappen konnte, als wenn ich wegen der Nähe zu ihm unsicher gewesen wäre, aber das meinte ich ganz bestimmt nicht. Ich wollte damit nur ausdrücken, dass ich vielleicht nicht so nervös gewesen wäre, wenn jemand anders gefahren wäre. Jake sah mich an und zog die Augenbrauen hoch.

„Idiot!", murmelte ich leise, aber laut genug, dass Jake mich hören konnte. Ich konnte die Situation leider schlecht erklären - obwohl ich gerade nichts lieber wollte -, da ich sonst hätte erklären müssen, dass ich nicht in Jake verliebt war. Und genau das war nun mal nicht Sinn dieser ganzen Fake-Beziehung.

„Nicht so fies", meinte Jake, „sonst musst du mit Jo wieder nach Hause fahren und nicht mit mir auf meinem Motorrad." Ich grinste, ließ aber einen Kommentar sein. Erstens wollte ich wirklich gerne wieder auf seinem Motorrad mitfahren und zweitens fiel mir ausnahmsweise mal kein guter Konter ein.

„Hi", ertönte auf einmal eine Stimme neben Josh und wir drehten uns alle zu ihr um. Einer von Jakes Freunden - der, der sich am Tag zuvor mit Josh über Videospiele unterhalten hatte - war an unserem Tisch aufgetaucht und ließ sich, als sei es total selbstverständlich, neben Josh auf einen freien Stuhl fallen.

Alle starrten ihn an. Es war kein Geheimnis, dass sich Jakes und meine Clique nicht mochten, deswegen war unsere (Fake-)Beziehung schon fast ein Wunder, aber dass jetzt auch schon alle in der Cafeteria zusammen saßen... Hätte mir jemand vor ein paar Wochen gesagt, dass es einmal so weit kommen würde, hätte ich wahrscheinlich nur gelacht und ihn für verrückt erklärt.

„Hi Tyler", begrüßte Jake seinen Freund und versuchte somit das Schweigen zu brechen, das sich seit Tylers Ankunft ausgebreitet hatte. „Wie geht's?"

„Gut", sagte Tyler und grinste, als würde er nicht merken, dass ihn alle anstarrten. „Und dir?" Ich sah, wie Jake den Mund öffnete, um zu einer Antwort anzusetzen, aber Tyler war noch nicht fertig. „Ach, blöde Frage, dir geht's gut", fügte er mit einem Seitenblick auf mich hinzu und grinste selbstgefällig. Jake schloss seinen Mund wieder und wusste jetzt auch nicht mehr, was er sagen wollte.

„Wollt ihr euch nicht vorstellen?", fragte Tyler in die Runde, aber sah dabei hauptsächlich Lauren an, die ihn interessiert zurück musterte.

„Ich bin Josh", sagte Josh und machte damit den Anfang. Nacheinander stellten sich dann auch meine anderen Freunde vor, aber Tyler hatte lustigerweise nur noch Augen für Lauren, nachdem diese ihren Namen gesagt hatte. Die beiden begannen, sich angeregt zu unterhalten und die meisten meiner Freunde starrten sie an. Lauren hatte Jakes Clique fast noch am meisten verabscheut und jetzt unterhielt sie sich mit einem von ihnen über Musik. Mich erfüllte fast so etwas wie Stolz, als mir klar wurde, dass Tyler ohne Jake und mich niemals an diesen Tisch gekommen wäre und so Lauren niemals richtig kennen gelernt hätte.

„Warum lächelst du, Claire?" Ich wandte mich Jake zu und stellte fest, dass er mich anscheinend beobachtet hatte, während ich wiederum Tyler und Lauren beobachtet hatte. Ich lehnte mich etwas zu ihm herüber und redete so leise, dass wirklich nur er mich verstehen konnte.

„Ohne uns - beziehungsweise deinen Vorschlag - hätten die beiden sich nie kennen gelernt."

„Stimmt", pflichtete Jake mir bei und grinste auch leicht. Ich wandte meine Augen wieder von ihm ab und stellte fest, dass Jo uns die ganze Zeit mit einem leichten Lächeln beobachtet hatte. Fragend warf ich ihr einen Blick zu, auf den sie mit Schulterzucken reagierte.

„Kann es ein, dass du uns die ganze Zeit beobachtest?", fragte jetzt auch Jake, der durch meinen fragenden Blick auch auf Jo aufmerksam geworden war.

„Vielleicht", antwortete meine beste Freundin und grinste. „Lasst euch von mir nicht stören. Du kannst sie trotzdem küssen." Jo warf mir noch einmal einen Blick zu, dann drehte sie sich zu Marc um und begann, sich mit ihm zu unterhalten.

Ich drehte mich zu Jake um. „Wir haben ein Problem" versuchte ich ihm mit Blicken zu verstehen zu geben und zu meiner Erleichterung nickte er.

„Ich komme heute nach der Schule mit zu dir, okay?" Ich nickte.

„Klar. Meine Mum liebt dich eh schon." Er grinste ein wenig selbstgefällig, aber dann klingelte es und wir machten uns alle auf den Weg zum Unterricht.

PretendingWhere stories live. Discover now