Chapter 28

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Die Nudeln, die wir machten waren echt lecker, allerdings konnte man beim Kochen von Nudeln und Tomatensoße auch nicht wirklich viel falsch machen. Vielleicht schmeckte mir dieses Gericht gerade aber auch so gut, weil es lustig war, mit Jake gekocht zu haben. Er hatte währenddessen nämlich das Radio angemacht und nach ein paar Songs angefangen, mitzusummen und ein wenig später stimmte auch ich ein, bis wir beide ziemlich schief – aber lachend – mitsangen. Wäre jemand in dieser Zeit hereingekommen, hätte man uns wahrscheinlich für verrückt erklärt, aber dieses Verrücktsein machte wirklich alles lustiger.

„Hallo, ihr beiden", tönte es uns aus dem Flur entgegen und als ich einen Blick aus der Küche hinauswarf, entdeckte ich Jakes Mutter Amber, die uns zulächelte. Jake und ich begrüßten sie und sie trat zu uns an den Tisch, nachdem sie auch ihre Jacke an die Garderobe gehängt hatte.

„Du kannst dir gerne welche nehmen", sagte Jake seiner Mutter, als diese neugierig in die Töpfe geschaut hatte. „Wir haben noch ein paar Nudeln übrig."

„Gerne", meinte Amber und öffnete den Küchenschrank, um sich auch noch einen Teller zu nehmen und sich zu uns zu setzen. Dann grinste sie erst Jake und dann mich an. „Es ist irgendwie lustig, dass du, beziehungsweise du und Claire, gekocht haben. Sonst beschwerst du dich doch immer, wenn du dir etwas selbst machen musst."

„Mum!", rief Jake empört und ich musste grinsen. Jake mochte es nicht, sich selbst Essen zu kochen, aber hatte es für mich trotzdem getan? Und dann hatte er sich sogar noch gemerkt, dass ich Nudeln so mochte und sich deshalb dazu entschieden, diese zuzubereiten? Das fand ich wirklich mega süß und zuvorkommend. Um ehrlich zu sein hatte ich auch überhaupt nicht damit gerechnet, dass Jake sich so benehmen würde, wie er es eben tat. Jakes Mutter sah mich nur verschwörerisch an und musste auch lächeln, als sie mein Grinsen sah, während Jake mit einer halb genervten, halb amüsierten Miene daneben saß.

„Habt ihr noch irgendetwas vor heute?", fragte Amber uns, während sie ein wenig später ihre Portion Nudeln aß, aber ich schüttelte den Kopf. Das Treffen heute war ja sowieso nur eine spontane Idee gewesen, also hatten wir auch nichts Besonderes geplant. Aber das musste ja auch nicht sein. Ich hatte noch nie verstanden, warum manche „richtige" Paare immer irgendwelche total außergewöhnlichen Dates unternehmen mussten. Was brachte es denn, wenn man am Ende zwar von besonders coolen oder nervenaufreibenden Abenteuern erzählen konnte, aber den Partner kaum kannte, weil man sich nie wirklich mit ihm unterhalten hatte?

„Nein, haben wir nicht", antwortete auch Jake jetzt. „Obwohl... hast du Lust, ein wenig durch den Park spazieren zu gehen, Claire?" Der Park, den Jake meinte, war nicht weit von hier entfernt und gerade im Sommer bei Sonnenschein mit dem kleinen Teich in der Mitte eigentlich echt wunderschön. Und auch wenn ich normalerweise nicht wirklich ein Fan von Spaziergängen war, merkte ich, dass ich echt Lust auf einen Abstecher in den Park mit Jake hatte, also lächelte ich ihn an.

„Gerne." Jake erwiderte mein Lächeln und auch Ambers Mundwinkel zogen sich nach oben. Ich mochte sie echt. Es war selten, dass man Personen traf, die man auf Anhieb mochte – und noch seltener, dass diese Personen die Eltern von deinem Fake-Freund waren –, aber Amber war definitiv so eine Person, die man nur mögen konnte.

Jake und ich aßen noch zusammen mit seiner Mutter zu Ende, dann verließen wir Jakes Haus auch schon wieder, allerdings nicht ohne Amber zu versprechen, dass wir noch einmal kurz zu ihr reinkommen würden, bevor ich wieder nach Hause gehen würde. Beziehungsweise bevor Jake mich mit seinem Motorrad fahren würde, so wie ich ihn schon kannte, würde er mich bestimmt nicht alleine gehen lassen wollen.

„Wow, es ist echt kälter als ich dachte", meinte ich zu Jake, nachdem wir den Vorgarten der Stewarts durchquert hatten und auf dem Bürgersteig vor dem Haus standen.

„Du hast heute morgen keine wärmere Jacke mitgenommen, stimmt's?" Als Antwort auf Jakes Frage schüttelte ich den Kopf.

„Ich dachte, bei so viel Sonnenschein wäre es wärmer."

„Okay, dann hole ich dir eine von meinen Jacken." Ich wollte schon meinen Mund öffnen, um zu protestieren, aber Jake schnitt mir das Wort ab. „Keine Wiederrede, ich bin gleich wieder da." Ich schloss meinen Mund wieder und musste unwillkürlich lächeln. Dass Jake mir extra eine Jacke holen wollte, war echt süß. Und es verwunderte mich nur umso mehr, dass es mir nicht mehr ganz so komisch vorkam, die Worte „Jake" und „süß" in einem Satz zu benutzen.

Im Handumdrehen war Jake wieder bei mir und hielt mir eine Jacke entgegen, die ich dann doch dankend annahm. Als ich sie genauer betrachtete fiel mir auf, dass es die Jacke war, die auf Jakes Sofa gelegen hatte, als ich das erste Mal bei ihm zuhause gewesen war. Warum hatte sich mein Gehirn nur solch ein unnützes Detail gemerkt? Ich zog die Jacke an, während Jake grinste und sehr zufrieden darüber zu sein schien, dass ich keine Wiederworte mehr gegeben und die Jacke sofort angenommen hatte.

Als ich in die Ärmel geschlüpft war, musste ich grinsen. Sie reichten mir bis über die Handspitzen und auch sonst war mir die Jacke ziemlich groß und weit. Auch Jake grinste schief, als ich meinen Arm so drehte, dass er sehen konnte, wie lang die Ärmel waren. Fragend sah er mich an und ich wusste, dass er sich fragte, ob ich die Jacke anbehalten wollte. Ich zuckte nur mit den Schultern. Die Jacke war mir zwar zu lang und zu groß, aber wenigstens war sie warm und ich fror nicht mehr.

„Okay, lass uns gehen", sagte Jake und griff nach meiner Hand. Auch wenn es mich natürlich ein wenig wunderte, dass Jake und ich fast als wäre es das Selbstverständlichste der Welt Hand in Hand spazieren gingen, fühlte es sich nicht falsch an und ich ertappte mich dabei, wie sich meine Mundwinkel leicht hoben.

Aber warum nur? Jake und ich mussten schließlich so tun als seien wir ineinander verliebt und glücklich zusammen, also war an einfachem Händchenhalten in der Öffentlichkeit nichts Außergewöhnliches. Oder?

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