Chapter 31

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„Ich warne dich wohl vor, Claire, meine Mutter hat zwar von einer kleinen Familienfeier gesprochen, aber ihre Definition von klein kann schon einmal etwas von der normalen Definition abweichen", sagte Jake und sprach so noch einmal das Thema der bevorstehenden Feier, zu der ich eingeladen war, an. Er hatte mich gerade nach Hause gefahren und jetzt standen wir gemeinsam vor der Haustür, während ich in meiner Tasche nach meinem Schlüssel kramte.

Bei Jakes Worten musste ich allerdings grinsen und hielt inne. „Andere Definition? Inwiefern?"

„Naja, es werden alle total elegant gekleidet sein. Und es wird jetzt nicht wirklich Pizza oder Spaghetti geben oder so etwas in der Art."

„Achso, so meinst du das." Ich lächelte. „Mach dir keine Sorgen, Jake. Ich werde einfach auch ein elegantes Kleid anziehen und diesen einen Tag dann eben auf meine heißgeliebten Nudeln verzichten, das kriege ich schon hin." Bei meinen Worten entspannte sich Jake etwas und lächelte zurück.

„Ich mache mir keine Sorgen darum, dass du irgendwie aus der Reihe tanzt oder so. Ich will dich nur vorwarnen, damit dir das nicht dann alles zu viel erscheint bei den ganzen Leuten, die du ja noch nicht kennst." Wie süß von ihm.

„Naja, ich kenne ja dich. Und deine Eltern."

„Stimmt." Trotz seines Zustimmens wirkte Jake noch nicht so wirklich überzeugt.

„Hör mal, ich kann auch sagen, dass ich am Samstag doch schon etwas vorhabe und nicht kommen kann. Dann musst du auch nicht zu eurer Feier."

„Nein, schon gut. Wenn du da hinmöchtest, dann gehen wir da zusammen hin. Und außerdem habe ich dich noch nie in etwas Elegantem wie einem Kleid gesehen." Auch wenn mich sein letzter Kommentar wie so oft in letzter Zeit wieder überraschte, versuchte ich es mir – so gut es ging – nicht anmerken zu lassen und lachte.

„Stimmt. Normalerweise trage ich lieber irgendetwas Sportliches, aber andererseits ist es auch schön, noch einmal eine Gelegenheit zu haben, ein Kleid zu tragen." Jake lächelte mich an, dann wandte er sich endgültig zum Gehen.

„Ich hole dich dann morgen ab, Claire."

„Okay, bis morgen, Jake." Während ich meinen Schlüssel nun wirklich aus meiner Tasche holte und die Tür aufschloss, musste ich grinsen, als ich das mittlerweile schon vertraute Geräusch von Jakes Motorrad hörte.

Wie fast jeden Abend aßen meine Mum und ich noch zusammen, dann las sie das Buch weiter, dass ich ihr zum Geburtstag geschenkt hatte und ich ging nach oben, um in meinem Zimmer mal zu schauen, was ich denn am Samstag würde anziehen können. Nach kurzer Zeit klingelte allerdings mein Handy und ich hielt es mir ans Ohr, während ich weiter durch meinen Schrank wühlte.

„Hallo?", fragte ich in mein Handy und mir tönte Jos freundliche Stimme entgegen.

„Hey, Claire! Ich störe dich und Jake doch nicht irgendwie?" Ich lachte. Teilweise, weil ich es süß fand, dass sie so darauf bedacht war, uns nicht zu stören, und teilweise, weil es sowieso nichts gab, wobei man mich und Jake hätte stören können. Andererseits... den Kuss hatte ich immer noch nicht wirklich vergessen, auch wenn ich mir das eigentlich nicht eingestehen wollte.

„Nein, ich bin schon zuhause", antwortete ich Jo. „Ich suche gerade nach einem Outfit, das ich am Samstag zu einer Familienfeier von Jake anziehen kann, auf die ich eingeladen wurde. Was gibt's denn?"

„Du bist eingeladen? Ist ja wirklich total süß!" Ich konnte Jos Freude förmlich durch mein Handy spüren und ich fand ihre Reaktion echt süß. „Also ich wollte eigentlich nur fragen, ob du morgen nach der Schule Lust hast, shoppen zu gehen."

„Ja klar, habe ich." Ich musste lächeln. Das würde echt ein schöner Mädelsnachmittag werden, den wir schon viel zu lange nicht mehr hatten.

„Cool! Du kannst dir ja dann etwas Schönes für Samstag kaufen, du hast doch sowieso viel zu wenig Kleider und Röcke." Ich grinste wieder, das war einfach typisch Jo. Wenn es nach ihr ginge, besäße ich viel mehr Röcke und Kleider und würde auch hochhackige Schuhe viel öfter anziehen.

„Hmm", machte ich und warf noch mal einen Blick in meinen Schrank, der immer noch offenstand, aber ich hatte wirklich noch nichts Passendes zum Anziehen gefunden. „Okay, ich kaufe mir etwas Neues. Ich habe wirklich kaum elegante Klamotten in meinem Schrank."

„Yay", machte Jo und ich konnte mir ihr freudiges Gesicht nur zu gut ausmalen. „Wir werden etwas mega Schönes für dich finden, sodass Jake seine Augen nicht mehr von dir lassen kann. Obwohl... das kann er ja jetzt auch schon nicht." Sie lachte, aber ich begann über ihren Kommentar nachzudenken. War Jake wirklich so gut darin, den verliebten Freund zu spielen? Musste ich mich vielleicht etwas mehr anstrengen, um authentisch zu wirken? Ich wusste es beim besten Willen nicht.

„Du wirst mich auf keinen Fall dazu überreden können, irgendetwas zu Elegantes anzuziehen. Das bin nicht ich." Jo seufzte.

„Ich weiß. Es ist nur so schade, weil dir so viele Kleider gut stehen würden... Naja, wir finden schon das perfekte, elegante, aber nicht zu schicke Outfit für dich."

„Mit dir als meiner persönlichen Beraterin habe ich da keinen Zweifel", sagte ich, während ich endgültig meinen Kleiderschrank schloss. „Übrigens, wenn du mir unbedingt ein Kleid für die Feier bei Jake aussuchen willst, dann darf ich bei deinem Outfit für dein zweites Date mit Marc mitbestimmen." Jo lachte und auch ich musste grinsen.

„Hört sich nach einem Deal an." Jo und ich redeten noch ein wenig über dies und das, während ich nebenbei meine Schulsachen für den nächsten Tag zusammenpackte. Ich erzählte ihr zum Beispiel von dem süßen Restaurant, in dem Jake und ich vor unserem Kinobesuch gegessen hatten und schlug ihr vor, doch einmal mit Marc dorthin zu gehen. Jo war manchmal echt eine ziemliche Romantikerin und sie würde es bestimmt lieben, mit dem Typen, den sie mochte, in einem niedlichen Erker zu sitzen und zu essen.

„Weißt du, was wir auch noch einmal machen müssen?", fragte mich Jo auf einmal und ich überlegte kurz, wusste aber wirklich nicht, was sie meinen könnte.

„Was?"

„Wir müssten noch einmal unsere ganze Truppe versammeln und Wahrheit oder Pflicht spielen!" Ich lachte. Der Vorschlag mochte sich für Außenstehende vielleicht seltsam oder kindisch anhören, aber unsere Clique hatte immer eine Menge Spaß dabei, sodass es bei uns schon fast zu einer Tradition geworden war, wann immer wir uns alle trafen, eine Runde zu spielen.

„Du hast Recht! Das haben wir echt schon lange nicht mehr gemacht." Ich überlegte kurz, dann fügte ich noch etwas hinzu. „Wir können ja auch Jake und seine Freunde einladen, das würde bestimmt auch lustig werden."

„Bestimmt", meinte Jo und ich konnte ihren Enthusiasmus durch das Handy förmlich spüren. „Ich schlag es morgen in der Pause sofort mal vor." Ich lächelte. Das würde echt total lustig werden, vor allem, wenn Jake und seine Freunde sich wirklich uns anschließen würden.

PretendingWhere stories live. Discover now