Bonus - Chapter 1 aus Jakes Sicht

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Wenn ich so wirklich darüber nachdachte, fragte ich mich, wieso ich mich überhaupt dazu entschieden hatte, auf diese Party zu gehen. Ich kannte denjenigen, der die Party veranstaltete, nicht einmal persönlich, er gehörte eigentlich zu der Gruppe Schülern, die Dylan und ein paar andere aus meiner Clique ziemlich verabscheuten und mit der auch ich nichts zu tun hatte. Aber auch wenn ich hoffte, dass die meisten meiner Freunde nicht herausfinden würden, wo ich heute war, tat es irgendwie einmal ganz gut, ohne sie auf eine Party zu gehen.

Ich hätte kein Problem damit gehabt, mit Freunden wie Tyler oder Felix feiern zu gehen, aber Dylan ging mir mittlerweile beinahe nur noch auf die Nerven. Gerade deswegen hatte ich mich dazu entschlossen, einmal ohne meine Freunde Spaß zu haben – und das würde ich jetzt dann auch. Außerdem würde ich alleine wirklich viel weniger auffallen, da ich nicht wie manch andere immer im Mittelpunkt stehen musste; klar genoss ich solche Aufmerksamkeit auch schon einmal, aber eben nicht ständig.

„Jake, was machst du denn hier?" Ich drehte mich um, als hinter mir plötzlich eine Stimme ertönte. Sie gehörte zu einem Mädchen aus meiner Stufe, die wahrscheinlich schon nett war, aber mit der ich keinen Kontakt hatte – anscheinend sehr zu ihrem Leidwesen, denn sie sprach mich des Öfteren mal an und fragte, ob ich nicht mal Lust oder Zeit hätte, mich mit ihr zu treffen. Sie war dabei nicht aufdringlich, in keinster Weise, und deswegen tat es mir auch leid, ihr immer sagen zu müssen, dass ich daran leider kein Interesse hätte. Ich konnte mir nun mal aber definitiv nichts mit ihr vorstellen und hätte es ihr gegenüber nicht fair gefunden, wäre ich trotzdem mit ihr ausgegangen. „Freut mich, dich zu sehen", fügte sie noch hinzu und riss mich so wieder aus den Gedanken.

Als Antwort darauf lächelte ich nur. Was hätte ich denn auch sagen sollen, dass es mich auch sehr freute, sie auf dieser Party getroffen zu haben? Ich wollte sie eigentlich nicht so konkret anlügen, also versuchte ich einfach, eine Ausrede zu finden, um nicht weiter mit ihr reden zu müssen. „Ich weiß aber nicht, wie lange ich noch bleibe, sorry."

Prompt verzog sie enttäuscht den Mund, aber ich lächelte ein wenig mitleidig. Es war eigentlich nicht schlimm, dass ich kein Interesse an ihr hatte, denn ich war mir sicher, dass es genug Jungs gab, die gerne mit solch einem hübschen Mädchen ausgehen würden. Ich warf ihr also lediglich noch einen letzten entschuldigenden Blick zu, aber dann machte ich mich auf den Weg zur improvisierten Bar, die sich an dem anderen Ende des Raums gegenüber der Seite mit den vielen Lautsprechern befand.

Kurz bevor ich die Bar erreicht hätte, entdeckte ich jedoch ein mir nur allzu bekanntes, mich auch noch anlächelndes Mädchen, diesmal aus der Stufe unter mir, und ich brach meinen Weg zur Bar prompt ab, um in die Richtung abzuhauen, in der ich meinte, eben den Hausflur gesehen zu haben. Von abhauen musste tatsächlich auch die Rede sein, denn dieses Mädchen war keinesfalls schüchtern-nett wie das aus meinem Jahrgang, sondern definitiv eins der nervigen-quirligen Sorte. Und sie schien der Meinung zu sein, sie und ich seien für einander bestimmt – eine Ansicht, die ich unter keinen Umständen unterschreiben konnte und würde, nur schien sie das leider überhaupt nicht zu akzeptieren.

Ich bewegte mich also beinahe ein wenig gehetzt den Flur entlang und ergriff die Türklinke der ersten Tür. Sie war allerdings abgeschlossen, also befand sich hinter der Tür wahrscheinlich das Badezimmer, das einfach gerade von einem Partygast besetzt war. Bei der zweiten Tür hatte ich dann mehr Glück, denn sie war nicht verschlossen und so betrat ich einen Raum, der wahrscheinlich als eine Art begehbares Kleiderzimmer diente und so seinen Zweck als vorläufiges „Versteck" wirklich perfekt erfüllte.

Ich hatte mich gerade ein wenig genauer umgesehen und überlegte, ob ich nicht vielleicht doch einfach wieder die Party verlassen und nach Hause gehen sollte, da öffnete sich die Tür wieder. Zuerst dachte ich, dass Hannah – das Mädchen aus der Stufe unter mir – irgendwie gesehen hatte, wohin ich verschwunden war, aber es war ein anderes Mädchen mit dunkelblonden und nicht braunen Haaren, das die Tür unmittelbar nachdem sie eingetreten war wieder hinter sich verschloss. Sie schien ziemlich erleichtert, hatte mich aber noch nicht bemerkt und so, wie sie sich benahm, versteckte sie sich höchstwahrscheinlich auch vor irgendwem und das fand ich eigentlich ziemlich witzig.

PretendingWhere stories live. Discover now