|∆|Kapitel 24|∆|

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Tatsächlich machte ich kein Auge zu. Es war, als ob ich eine wichtige Person verloren hatte, doch im Prinzip kannte ich sie kaum und hatte jetzt auch keine Gelegenheit mehr sie kennen zu lernen...
Es machte mich ebenfalls fertig Jayden so zu sehen, er wirkte gebrochen und die frühere Stärke in seinem Blick fehlte.

Langsam befreite ich mich aus seiner festen Umarmung und machte in der Küche eine Kanne Kräutertee zur Beruhigung.
Mit einem Tablett in der Hand mit Tassen, Kanne und Zucker drauf lief ich wieder  hoch und stellte es auf seinem Nachttischchen.

Leider musste ich kurz in ihr Zimmer, da mein Handy noch dort drinnen auf dem Boden lag.
Also öffnete ich mit gesenktem Blick die Tür und ehe ich mein Handy in der Hand hatte fand ich einen Stapel Briefe.
Sie waren alle adressiert:
Jayden
Mama
Papa
Und ein Brief mit. Mit meinem Namen.
Zoe.

Warum hatte sie einen Abschiedsbrief mir gewidmet?

Mit dem Stapel in der Hand und meinem hinter meinem Rücken lief ich zu Jayden und weckte ihn sanft.
"Jayden. Zeit zum Aufstehen", ich rüttelte  sachte an seiner Schulter und er öffnete tatsächlich langsam seine Augen.
Ich lächelte ihn tröstend an. Er richtete sich auf und sah mich verwundert an.   "Boah, hatte voll den komischen Traum...", er wollte mir gerade davon erzählen, doch ich unterbrach ihn "Jayden, das war kein Traum."
Und, als ob sein ganzer Wille weg war und die Realität ihn wieder einholte, brach er in Tränen aus. Ich gab ihm eine Packung Taschentücher und legte die Briefe vor ihn.

Er nahm sie in die Hand und riss seinen Umschlag heraus.
Er las ihn schweigend durch und sah mich dann flehend an.
Sein Blick erinnerte mich an den eines Baby's, wenn es weinte und aus Instinkt rutschte ich zu ihm und umarmte ihn so fest ich konnte.
War das vielleicht doch nur ein langer, komischer Traum?

So viele philosophische Fragen schwirrten durch meinen Kopf, doch verstummten bei dem Schluchzen des einst so starken Jungens.
Beruhigend streichelte ich ihm am Rücken auf und ab, ehe dir Tür aufging.

Eine ältere Frau, vielleicht um die 45 stand im Türrahmen. Auch ihre Augen waren rot und ihre Haare zerzaust.
Das musste seine Mutter sein...

Sie lief zu dem aufgelösten Typen und auch die Frau konnte nichts anderes machen, als ihn zu umarmen.
Da ich mich unwohl fühlte griff ich nach meinem Handy und ging.
Völlig aufgelöst stieg ich in den BMW. Ich düste durch die Straßen und kam zu Hause an. Das Auto meines Vaters war nicht da, das hieß, dass er auf Arbeit oder in irgendeiner Kneipe war. Mit dem Schüssel kam ich in die Villa und rannte sofort in mein Zimmer.
Ich zog den Brief aus meinem Hosenbund und öfnnete ihn mit zittrigen Fingern. Eine geschwungene Handschrift fiel mir entgegen. Ich traute mich nicht zu lesen, doch war es wieder eine Sache, die sein musste.

Liebe Zoe,
ich weis, dass wir uns kaum kennen, trotzdem möchte ich dir danken.
Du hattest mir damals in der Gasse mein Leben gerettet und wärst du nicht gewesen, dann wäre ich noch zerstörter.
Es fühlt sich so an, als ob mir mein ganzer Lebenswille gestohlen wurde und ich in einem dunklen Loch fest stecken würde und so kann und will ich nicht mehr weiter leben.
Mir ist klar, dass das ein großer Schritt ist, doch kann ich so nicht mehr weiter machen, meine Entscheidung ist gefallen. Es zerstört mich einfach von innen!
Ich schreibe dir, da ich denke, dass wir Freunde wären seit diesem Tag. Wir kennen vielleicht nicht viel über den anderen, aber ich weis, dass du allen sofort hilfst und man sich auf dich verlassen kann.
Du wirst es mir kaum glauben, aber ich habe Angst um dich. Seit deiner Rettung beobachte ich dich. Du wirkst gebrochen und verletzt, reagiert empfindlich auf Berührungen. Wenn dir irgendjemand wehtut, sprech mit jemanden, wie meinem Bruder, man wird es kaum glauben, aber er ist ein Klasse zu Hörer.
Nichts desto trotz, mit mir ist es aus, wenn du diesen Brief gelesen hast.
Pass auf Jayden auf. Er mag dich.
Leb glücklich weiter.
Mir geht es jetzt besser

In Liebe Mary

Eine Träne fiel auf das Blatt und verdunkelte dieses an der Stelle. Dieses Mädchen. Ich hätte früher kommen sollen. Hätte mich mehr seit dem Vorfall um sie kümmern sollen. Verdammt! Sie hat sich doch auch um mich gekümmert.
Ich schnappte mir unter Tränen mein Sportzeug und ging in den Fitnessraum. Am Boxsack lies ich meine Trauer raus und schlug so fest, dass es wehtat, da ich keine Handschuhe an hatte. Meine Sicht wurde von einem Schleier bedeckt und ich brach auf dem Boden zusammen und heulte vor mich hin.

Meine Gedanken wichen zu Mary und Jayden... Ich wusste, wie es war jemanden geliebten zu verlieren und er braucht jetzt Unterstützung. Meine Beine warteten nicht lange, sondern rannten hoch und durch die Türe raus.

Wie weis ich nicht, aber ich stand völlig außer Atem vor seiner Haustür. Ich klingelte zögerlich und seine Mutter machte auf.  "Kann ich bitte zu Jayden?" , ihr Blick war traurig.. "Bist du Zoe?", ich nickte.  Und plötzlich umarmte sie mich. Ich blieb kurz wie angestarrt stehen, doch erwiderte diese Geste.
Sie lies mich los und hielt mich an den Schultern fest, um mich anzuschauen. Als sie damit anscheinend fertig war machte sie eine Kopfbewegung Richtung Treppe.

Warum kannte sie meinen Namen?

Ich stand vor seiner Tür. Sollte ich klopfen? Ja. So klopfte ich an die Tür.
Von innen kam kein Ton, also öffnete ich die Tür.
Der sonst so lebendige Junge lag auf seinem Bett, den Blick Starr an die Decke gerichtet.
Langsam näherte ich mich und setzte mich neben ihn. Ich griff nach seiner Hand und drückte sie fest. Seine Augen fokussierten sich langsam auf mich.  " Wie geht's dir?", ich könnte mir an die Stirn hauen, was war das den für eine Frage?! Ihm ging es natürlich beschissen.
Er zuckte nur mit den Schultern und jetzt musterte auch er mich, was mich dazu verleitete das gleiche zu tun.

Meine Hände waren rot und an manchen Stellen schon verkrustet, vom Boxen. Ich hatte eine dunkelblau, schwarze, enge Sporthose an und einen schwarzen SportBh. Ups, hatte ich ganz vergessen..

"Was ist mit deinen Händen passiert?", er starrte die Teile an.
"Hab auf nen Boxsack eingeschlagen.", gab ich wahrheitsgemäß zu.
Er nahm es so hin und umklammerte meine Hände. Seine Augen starrten in meine und lösten sich nicht. Er hatte braune Augen, die von innen an immer dunkeler wurden, fast bis ins schwarz. Seine Wimpern waren lang und voluminös.

Ich räusperte mich und schon war er aus seiner Starre entwichen.
Er stand auf und lief zu seinem Kleiderschrank. Er kramte kurz herum und hielt mir dann ein schwarzes Shirt hin. Ich nahm es und streifte es mir über. An meinem Bauch waren noch blauen Flecken und am Rücken wahrscheinlich auch...

Er griff wieder nach meiner Hand und zog mich nach unten in die Küche
Dort saß seine Mutter und sein Vater an der Kücheninsel und auch sie sahen komplett zerstört aus. Jayden platzierte sich neben sie und ich blieb unschlüssig stehen.

"Setz dich doch bitte Zoe", bot mir die Dame einen Platz an. Ich nickte höflich und tat ihrer Aufforderung nach.

The girl behind the maskWhere stories live. Discover now