|∆|Kapitel 45|∆|

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Ein weiteres Pfeifen der Trillertante zeigte mir, dass die Umziehzeit anstand und ich endlich raus aus diesem nach Schweiß stinkenden Raum konnte.
Zwar musste ich mich in die Umkleide zwängen, in der es auch nicht viel besser roch. Doch wurde ich den vernichteten Blick der Grau los und dies war mir schon so einiges wert.

Ich wusste nicht wieso, aber der Schemrz verschwand einfach nicht. Jeder Schritt fühlte sich unnatürlich und falsch an, aber ich überwand mich wie immer und versuchte dieses stechen einfach auszuhalten.

Eine Hand legte sich plötzlich auf meine Schulter und ich blieb augenblicklich stehen und drehte mich flink  zu der Person um, die mich aus meinen Gedanken gebracht hatte.
Jayden stand mir gefährlich nahe und musterte mich kritisch.  "Wie geht's dir? Tut es noch arg weh?", seine Stimme klang besorgt und irgendwie tat er mir Leid.
"Alles in Ordnung.", machte ich ihm ein besseres Wissen, auch wenn es eine Notlüge war.

Jedoch wollte ich ihn nicht leiden sehen. Er hatte mich zwar sehr verletzt, aber trotzdem mochte ich ihn sehr. Er war mir wichtig und es fehlte mir mich mit ihm zu unterhalten und mit ohm rum zu blödeln. Aber es war zu riskant ihn in meiner Nähe zu haben, es war für ihn so wie mich nicht das beste, denn mein Vater würde alles dafür tun, dass unser "Geheimnis" nicht an die Öffentlichkeit gelangt.
Selbst wenn er sich mit einem der mächtigsten Leute der Stadt anlegen muss. Sein Ruf war ihm super wichtig und dieser sollte nicht zerstört werden durch seine unnütze Tochter.

"Und Naja.. Was sagst du?", ich war komplett verloren gewesen und hatte gar nicht gemerkt, dass immer noch mit mir gesprochen wurde.
"Entschuldigung, ich hatte gerade gar nicht aufgepasst, was hast du gesagt?", entschuldigte ich mich bei dem Braun-Haarigen.
Sein Blick, der gerade noch Aufregung und Erwartungen ausstrahlte zeigte jetzt nur noch Frust. "Ist egal.", lenkte er das Thema beiseite.
So wollte er sich jetzt an mir vorbei zwängen, schaffte es aber nicht, da ich ihn diesmal festhielt.

Meine Hand umklammerte so weit es ging seinen Oberarm. Doch durch die ganzen auffälligen Muskeln seinerseits klappte dies nicht ganz.
Dennoch blieb er stehen und schaute mich wieder fragend an.

In meinem Kopf war pure Leere und Planlosigkeit, was ich eigentlich mit meinem Aufhalten bei ihm erreichen wollte.
Bevor ich jedoch fertig gedacht hatte, gab ich ihm schon einen Kuss auf die Wange, sagte Tschüss und lief in den stickigen mit Mädchen überfüllten Raum.

Mir wurde nach dem ersten Schritt in Richtung meiner Sachen bereits zum ersten Mal Deo direkt in die Fresse gesprüht und auch die restliche Atemluft wurde durch alle möglichen Gerüche eingenommen.

Schnell schnappte ich nach meinen Sachen und verlies augenblicklich die Umkleide.
Das erste was ich tat war es die frische Luft im Gang tief einzuatmen.

Aus der Männer- sowie Damenumkleide hörte man angeregte Gespräche, die ich ausblendete und schon einmal zu meinem nächsten Klassenzimmer marschierte.

Der Schultag verlief ansonsten auch  ganz normal.
Wenn ich mich umdrehte sah ich ab und zu ein paar verstohlene Blicke von Jayden.
Auch in der Mittagspause saß ich alleine, aß mein Essen und las in einem spannenden Buch.

Zu Hause war ich dann erleichtert, dass mein Vater noch arbeiten musste und ich noch etwas Zeit hatte.

Ich zog mir eine lockere, lange Jogginghose sowie ein langärmliches, lockeres Oberteil und bequeme Unterwäsche an, nachdem ich aus der entspannenden Dusche gestiegen war.

Auf meiner Ablage im Bad verteilte ich schon ein mal das Verbandszeug und legte die Tuben mit Salbe zurecht. Auch auf meine Sportverletztung verteilte ich etwas Voltaren und nahm im voraus eine Schmerztablette.

Es war jetzt  fünf nach  sechs. In zehn Minuten sollte mein Dad zurück sein.

Äuserlich fühlte ich meine Verletzung nicht, doch innerlich kribbelte alles und mir war etwas übel.
Ich wusste zwar so ungefähr, was ich zu erwarten hatte doch konnte ich mir einfach nicht vorstellen, wie sich der Schmerz anfühlen sollte, wenn er denn dann passierte.

Fünfzehn nach sechs.

Ein Auto fuhr die Auffahrt entlang und brachte die Kieselsteine unter den Reifen zum knacksen.
Ein Schlüssel wurde im Schloss umgedreht und eine Tür wurde mit einem leichten Zischen geöffnet.
Ein Mann stand vor mir, den ich Vater nannte.
Ein Mann der mich früher geliebt hatte und der mich jetzt nicht mehr austehen kann.
Ein Mann der mich mit vollster Abscheu anblickte.

Ich stand kerzengerade im Flur und bewegte mich kein Stück, mein Erzeuger trat einen Schritt näher auf mich zu und schon hatte er mir eine heftige Ohrfeige gegeben.
Mein Kopf flog zur Seite, aber ich drehte ihn schnell wieder zurück, sodass ich in seine Richtung aber auf den Boden sah.
Ich bekam einen Tritt in die Magengrube und fiel zurück, mit dem Po auf den Boden und den Rücken an der Wand gelehnt.

Dank der Schmerzmittel spürte ich glücklicherweise nicht viel, doch wenn sie nachlassen würden, wäre ich in der Hölle, dass war mir jetzt schon klar.

Ich blickte nach oben und sah in seinen grün braunen Augen die pure Wut gemischt mit ein wenig Trauer über meine Mutter.

Während er auf mich einschlug und ich diesen Druck an meinen Gliedmaßen spürte driftete ich ab.

Meine Augen schlossen sich langsam und meine Gedanken liefen zu meiner geliebten Mutter.

Seit ihrem Tod ging es jetzt schon so zu in diesem Haus. Es sollten bald vier Jahre sein, seitdem sie nicht mehr bei mir ist und ich wusste noch ganz genau, wie meine Reaktion war, als mir berichtet wurde, dass sie nie wieder zurück komme.

Es war ein sonniger Sonntag gewesen.

Ich war den ganzen Tag mit Sarah draußen auf dem Spielplatz gewesen und hatte wie jeden Sonntag den Tag mit meiner besten Freundin an der frischen Luft verbracht.
Es war wie ein wöchentliches Treffen, dass sich nie groß von denen unter der Woche unterschied.
Wir spielten mit anderen Kindern Fußball oder Basketball oder saßen nur auf dem Gras und unterhielten uns über alle unnötigen Dinge, die es in der Welt so gab.

Auf jeden Fall war ich gerade auf dem Weg nach Hause, als ich vor unserer Haustür ein Polizeiwagen stand. Ich hatte früher noch Angst, als ich den Wagen sah und so ging ich voller Bange, ich hätte etwas falsch gemacht ins Haus hinein.

Zwei Polizisten standen bei meinem Vater, der fürchterlich weinte und sich an dem männlichen Polizisten abstützte.
Die Politesse entdeckte mich im Flur und nahm mich fürs erste mit ins Wohnzimmer, in dem wir uns auf die große Couch setzten.

Zwar wusste ich nichts. Hatte keine Informationen, was hätte passiert sein können, doch aus meinem Mund kam dieser eine Satz, als ob ich es ihm Gefühl gehabt hätte.
Dieser Satz änderte mein Leben drastisch.

"Sie ist Tod oder?"


The girl behind the maskWo Geschichten leben. Entdecke jetzt