|∆|Kapitel 33|∆|

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Also stand ich auf und schmiss die Decke wieder zurück auf den Stuhl. Noah und Jayden schauten mich blöd an, doch ich zuckte nur mit den Schultern und lief voran hoch, dicht gefolgt von den Torfnasen.

Oben angekommen machten wir uns auf den Weg in die Küche. Der Hausbewohner ging zu einem Schrank und Noah holte Gläser. Ich setzte mich auf die Arbeitsfläche und Jason positionierte sich neben mich. "Die haben dir voll auf den Arsch geschaut."    "Echt jetzt", fragte ich ehrlich überrascht.   "Mhh, total", er lachte kurz auf.   "Tja, aber zum Glück hab ich ja noch dich.", warf ich so in den Raum rein. Jason begann wieder zu Grinsen und schon kamen die anderen wieder zurück und stellten ihre Plünderung auf die Kücheninsel.

"Jayden und ich wollen aus dem ganzen ein Spiel machen. Habt ihr Lust?", wie den ganzen Abend schon stimmten wir auch dieser Idee schnell zu.  " Was wollt ihr den spielen", fragte ich.   "Ich hab noch nie", kam es von Noah.

Wir hoben alle unsere Hand und Jayden begann.   "Ich hab noch nie Alkohol von meinem Vater geklaut.", alle Jungs bewegten einen Finger nach unten und tranken einen kurzen.

"Ich hab noch nie einen Knutschfleck gehabt, der einen Monat zu sehen war."   Jayden nahm einen kurzen, genauso wie Jason.

Jason war an der Reihe. In seinem Gesichtsausdruck konnte man sehen, dass er eine Frage stellen wollte, die niemand hatte, da wir zuvor ausgemacht hatten realistische Fragen zu stellen und wenn diese niemand beantworten kann jeder außer der Aufgabensteller einen Trinken muss.

"Ich hab noch nie das andere Geschlecht verprügelt."
Sein Siegessicheres Grinsen verschwand, als ich von der Arbeitsfläche aufsprung und mir ein Glas voll füllte.  "Hää", kam es gleichzeitig von Noah und Jason. Ich zuckte mit den Schultern. " Heute morgen. Im Park und vor ein paar Wochen auch.", ich schaute traurig zu Jayden:" Außerdem ist das ja nichts besonderes."

Die Boys nickten zustimmend, aber abwesend.
"Ich hab noch nie ein Buch in einer Stunde gelesen in den letzten drei Tagen", holte ich alle wieder zurück und da das so abwegig war tranken alle und ich mit, da das gerade Erinnerungen nach oben gebracht hatte und ich keine Lust mehr auf spielen hatte. "Ich hab keine Lust mehr zu spielen.", gab ich von mir und sprang wieder von der Theke. Schüttete mir drei Gläser voll und trank sie alle nacheinander.

"Wollen wir schwimmen gehen?"    "Sag mal was hat dein alkoholisches Ich nur so mit Wasser?", machte er Andeutungen. Wieder zuckte ich nur mit den Schultern.

Ohne auf die drei zu warten machte ich mich ab in den Garten und setzte mich an den Poolrand. Meine Füße berührten das warme Wasser, das durch LED's rosa leuchtete. Es faszinierte mich und zog mich in einen ewigen Bann.

Alle setzten sich zu mir und wir genossen zusammen die Stille. Es war eine angenehme Ruhe unter Freunden. Doch waren wir das überhaupt, Freunde? Letzte Woche hatten mich alle noch ignoriert. Warum? Waren es Leute auf die ich zählen konnte.  " Sind wir eigentlich Freunde? ", platzte die Frage aus mir heraus.    " Keine Ahnung", antwortete Noah ehrlich.   "Wahrscheinlich", kam es von Jayden.

Mein Blick wich zu ihm, da seine Antwort wehtat. Ich wusste nicht wieso, aber ich mochte ihn sehr und dachte, dass wir beide nach allem zumindest Freunde waren. Doch hatte ich mich wie so oft getäuscht? War ich wieder auf mein naives ich hereingefallen?

Diese tiefen Gedanken machten mir das Leben mal wieder schwer. Der Alkohol war wohl doch nicht die beste Lösung. Doch so hatte ich es beigebracht bekommen. Nach dem Tod meiner Mom ertrank  mein Dad seine Gefühle. Er hatte es mir  vorgemacht, da er die einzigste konstante in meinem Leben war nahm ich ihn als Beispiel.
Er war immer da, als ich klein war und selbst jetzt, wo er mich schlägt lässt er mich nicht alleine. Sollte ich dankbar sein, oder ihn hassen. In den fast vier Jahren hatte ich mir darüber schon Nächte lang den Kopf zerbrochen.

Hatte am Fenster gesessen und nachgedacht. Ich hatte viel nachgedacht und geweint. Bis ich nicht mehr konnte. Ich hatte mich schlecht gefühlt, als ob der Unfall meine Schuld gewesen wäre.

Ich hätte ihr sagen sollen, dass ich sie liebe. Aber wir hatten uns ja gestritten. Und jetzt? Jetzt hatte ich nie wieder die Chance sie zu sehen und es ihr zu sagen. Hätte sie über lebt, wäre sie immer für mich da. Eventuell wären wir eine perfekte Bilderbuch Familie und Eric wäre auch wieder zurück gekehrt. So viele Jahre ist es her und es kommt mir so vor, als ob es gestern war.

Bei der Beerdigung meiner Mutter hatte er mir einen Kuss auf den Scheitel gegeben und gemeint, dass es wieder besser wird und schon ist er in sein Auto gestiegen und hatte mich zurück gelassen. Für so viele Jahre und dann sah ich ihn wieder auf einer Beerdigung. Das ist doch irgendwie abartig, was einen das Leben manchmal so schenkt.

Ich war in meinen tiefsten Gedanken gefangen und ich wollte wieder hier raus. Wollte wieder frei atmen, doch es war, als ob die Last meinen Hals zuschnürte und mich ersticken lassen wollte. Langsam verschnellerte sich meine Atmung, bis sie so schnell kam.

Dieser Schmerz in meiner Brust sollte aufhören. Merkte den niemand, dass ich einen Zusammenbruch hatte.

Hektisch schaute ich zu den Jungs, doch auch sie waren in ihrer eigenen Gedankenwelt gefangen. Hastig schlug ich Jayden hilfesuchend an. Irritiert schaute er mich an. Kein Wort verließ meine Lippen und wie so oft gestikulierte ich wie wild, während meine Atmung immer schwerer wurde und ich die Luft nicht mehr in mir aufnahm. Als ob ein dicker Klotz vor meinem Mund wäre und mich befreien wollte aus meinem Elend.

Vielleicht war es ein Zeichen loszulassen. Vielleicht wollte mein Körper mir so mitteilen, dass ich aufgeben sollte?

Doch wollte ich das. Eigentlich nicht. Tief im inneren wollte ich wieder mit Eric reden und mit Jayden spazieren gehen oder Filme schauen. Ich wollte Jason mit Marvin sehen und irgendwann mal vor einem Altar stehen. Ich wollte noch nicht sterben.
Panisch schaute ich mich um. Jason saß hinter mir und hielt mich fest, während er meinen Arm beruhigend  streichelte. Noah und Jayden waren nicht da.
Doch da kam mein Retter. Er hatte das kleine blaue Teil aus meiner Tasche in der Hand und reichte es mir.

Mit letzter Kraft drückte ich auf den kleinen Helfer, der mich wieder ein Stück weiter zu den Lebenden brachte.

Ja... Ich wollte leben und das nicht mehr so, wie ich es jetzt tat.

The girl behind the maskWhere stories live. Discover now