|∆|Kapitel 37|∆|

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Ich war im Park.

Ich war in dem Park.

Ich wollte weg aus dem Park, aber ich konnte nicht mehr. Wollte auch nicht mehr weiter rennen.
Also begab ich mich zu der nächst gelegene Bank am Rande des Weges. Ich setzte mich mit den Beinen angewinkelt auf dem knarzenden Holz hin und sah stur gerade aus.

Meine Gedankenwelt ratterte bis zum geht nicht mehr und brachte so viele Fragen auf.
Wenn ich jetzt nachgab, nichts mehr tat, dann war ich verloren und mir war klar, dass ich keine Kraft mehr hatte weiter zu machen und so zu Leben.
Doch hatte ich jetzt gerade in dem Moment die Kraft weiter zu machen? Mein Herz liegt in tausend Splittern, aber konnte ich meine eigene Traurigkeit überwinden?

Eigentlich nicht, aber jetzt hier in diesem Park auf dieser grünen Bank fasste ich den letzten Entschluss...

Schnell sprang ich auf und lief zum Haus der Patterson's.

Ich betätigte die Klingel und glücklicherweise war Alexander da und machte mir die weiße Tür auf.
"Oh Zoe,  was verschafft mir die Ehre, hast du nicht noch Schule?"    "Schon, aber ich wollte sie etwas fragen."    "Schieß los. Hast du irgendein Problem?"     "Nein. Ich habe auf der Beerdigung einen alten Freund wieder getroffen und wollte sie nach seiner Nummer fragen."   

Der Mann vor mir nickte nachdenklich. "Wie hieß der Junge den?"    "Eric"     "Ahh, Eric, ja dem seine Nummer habe ich, er ist ein Geschäftspartner von mir. Ein sehr netter junger Herr. Warte ich hole schnell die Nummer"

Er verschwand und kam kurz später  mit einem gelben Post it in der Hand zurück. "Hier ist die Nummer. Brauchst du noch etwas, oder willst du rein kommen und auf Jayden warten?"
"Danke für das Angebot, aber nein Danke. Ich muss dann auch mal wieder."

Als ich ein paar Straßen entfernt von dem Anwesen ankam blieb ich aprubt stehen und schaute mir den Zettel nachdenklich an. Diese elf Zahlen bedeutenden so viel und doch so wenig zu gleich.
Denn ich durfte nicht meine ganze Hoffnung  in diesen Typen setzten, der mich vor so vielen Jahren im Stich gelassen hatte.
An einem Münztelefon ganz in der Nähe gab ich die Nummer ein und hielt den Hörer an mein Ohr.
Es tutete und tutete und nach dem dritten Tut wurde der Hörer abgenommen.

"Eric Sander Guten Tag."
Meine Lippen verließ kein Wort. Ich atmete tief ein, doch aus so bekam ich keinen Mucks heraus. Tränen sammelten sich in meinen Augen.  "Hallo?", wurde in den Hörer gerufen.
Und dann kam es wieder. Das Tuten. Das Tuten, dass meine Niederlage verdeutlichte. Mit zitternden Fingern tippte ich die Nummer ein zweites Mal ein. "Eric Sander, Hallo?", seine Stimme klang so tief. Ich hatte sie bei der Beerdigung kaum gehört, da er fast nie gesprochen hatte.
"Also jetzt ehrlich. Wenn sie die Person von gerade sind. Ich meine es ernst. Rufen sie nicht mehr an oder ich werde die Polizei verständigen."
"Eric", meine Stimme war bloß ein flüstern. " Zoe", hörte ich ihn wieder erwartungsvoller als zuvor sprechen.
"Ja."    "Das du dich bei mir meldest. Woher hast du meine Nummer?", er klang wieder verwirrt.
" Von den Patterson's.", meine Stimme klang brüchig und war kaum hörbar.

"Also was gibt's?", seine Stimme klang wieder so kalt und abweisend. Was war nur mit ihm geschehen? Meinem früheren Helden?
" Können wir uns treffen?"    "Zoe, ich weis nicht, ob das so gut wäre."    "Und warum?", die erste Träne bahnte sich den Weg aus meinem Auge und kullerte meine Wange entlang. " Wir kennen uns doch kaum noch..", versuchte er sich heraus zu reden. "A..Aber du hast gesagt, du wirst mich niemals alleine lassen und du hattest es getan. Ich brauch dich.", die Verzweiflung in meiner Stimme lies sich nicht mehr verbergen und war so offensichtlich wie das Bäume im Herbst ihre Blätter verlieren.
Auch er musste es bemerkt haben, den seine Stimme wurde sanfter. " In einer halben Stunde im Café Um Eck"

Ohne auf meine Antwort zu warten legte er auf und lies mich wieder mit dem tödlichen Tuten zurück. Meine Beine gaben nach und ich lies mich auf den Boden gleiten. Ein tiefer Atemzug beruhigte mich, ehe die Tränen immer weniger wurden und schlussendlich aufhörten auf meiner Haut zu brennen.

Schnell machte ich mich auf den Weg und schaute in einen Seitenspiegel eines parkenden Autos.
Meine Haare waren verstrubbelt und meine Augen leicht angeschwollen. Die getrockneten Tränen stachen auf meiner blassen Haut heraus, wie das gelbe im Ei. Ohne großes Trara wischte ich sie weg. Atmete ein weiteres Mal tief ein und betrat das kleine Lokal.

Ich lies meinen Blick durch die Menge schweifen, fand aber seine hell braunen, fast schon beigen Augen nirgendwo. Unschlüssig glitt ich auf einen der Metallstühle und wartete. Eine Kellnerin kam und nahm meine Bestellung von einem Glas Wasser auf und verschwand wieder.
Jedes Klingeln der Türglocke lies meinen Kopf zur Tür schellen, nur um festzustellen, dass es jemand anderes ist.

Er war bereits 20 min zu spät und ich fragte mich schon, ob er vielleicht doch nicht kommen würde, als ein weiteres Mal dieses Ding-Geräusch ertönte.

Mein Blick war trotz des Klanges nach unten gerichtet und erst als ein Stuhl an dem Tisch an dem ich saß zurück geschoben wurde hob ich meinen Kopf und schaute in diese so vertrauten Augen meines Bruders.

Doch der Ausdruck in diesen, der früher von Liebe und Schutz nur so überstrahlte wurde von kälte und Zweifeln eingenommen.

"Danke", flüsterte ich fast schon zu ihm. Er schüttelte mit einem Schmunzeln den Kopf.

Mein Kopf fiel in eine schief  Lage und musterte ihn.
Er hatte seine früheren so dunklen fast schwarzen Haare mit hellen Highlights versehnt. Seine Lederjacke saß locker auf seinen breiten, durchtrainierten Schultern. Auch so sah er ziemlich trainiert und muskolös aus.
Seine kantigen Gesichtszüge spiegelte nichts von unserem Vater wieder.

"Also  Zoe was gibt es?"
"Ich wollte dich wieder sehen.", die Ehrlichkeit mit der ich dies sagte war nur die Wahrheit, die ich seit langem verdrängte.   "Und das bringt dir was?", spürte er es den nicht? Spürte er nicht meinen Schmerz, oder war es ihm einfach nur egal?

"Eric? Was ist lis mit dir?"    "Was mit mir los sein soll?", fragte er aufgebracht: " Vater hatte mir doch damals gesagt, dass du nach Mutters Beerdigung keine Lust mehr hättest mich zu sehen. Und jetzt rufst du plötzlich an und willst etwas von mit?! Dich braucht doch niemand und ich auch nicht mehr!", seine Worte trafen mein Herz wie eine Kugel.

"Aber ich habe dich gebraucht. Mehr als je zuvor und jetzt hätte ich dich auch gebraucht und du lässt mich fallen. Du bist mein Bruder, mein ein und alles. Du warst mein Held.", die Tränen bahnten sich den Weg wieder aus meinen Augen und hörten nicht mehr auf.

Schnell sprang ich auf.
Er griff nach meiner Hand und schaute mich noch einmal Traurig an.
"Du warst mein letzter Lichtblick."

Mit diesen Worten entzog ich ihm meine Hand und seine Wärme verschwand augenblicklich.

Meine Beine nahmen mich in einem schnellen Tempo, wie schon so oft in letzter Zeit, an einen neuen, gerade besseren Ort...

The girl behind the maskWhere stories live. Discover now