|∆|Kapitel 26|∆|

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Die Stimmung war bedrückend. Der Raum war  stickig und die Luft feucht. Draußen regnete es wie in Strömen und ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut.
Misses Patterson hatte  mich darum gebeten mich mit in die erste Reihe zusetzten und an so einem Tag konnte ich Ihr nicht auch noch weitere Probleme schaffen, also tat ich ihr den gefallen. Ich saß neben Jayden und drückte seine Hand fest. Seine Augen waren voller Tränen und er schaute bedrückt nach vorne.

In der ersten Reihe saßen also nur die Familie, Elisabeth, Alexander Jayden und ich wie schon erwähnt. Hinter uns hatte sich Jayden's beste Freunde, also Mark, Cameron, Luis, Noah und Jason, hin gesetzt.
Hinter ihnen in der dritten Reihe waren die Zicken, die sich zwar mit einem Taschentuch unter den Augen herumtupften, doch weinen taten sie nicht, ihre Schminke durfte ja nicht zerstört werden. Pah.
Weiter hinten saßen warscheinlich Verwandte, den ich kannte kaum Leute dort. Es waren ein paar Lehrer da, die ich entweder mal hatte, oder die ich im Schulgebäude schon einmal gesehen hatte.

Mir liefen ein paar Tränen herunter, beim Anblick auf den Sarg.

Er war aus Eiche und drum herum waren kleine Zeichnungen von ihr mit weißer Farbe gemalt worden.
Überall standen rosa Rosen und weiße Lilien, und machten die Kirche belebter. Als ob sie gleich hereinspazieren würde und ihren Geburtstag feiern würde, doch wie so oft spielte mir mein Kopf nur ein Schauspiel vor um der Realität nicht zu begegnen.

Der Pfarrer betrat mit schweren Schritte den Altar und begann zu reden. Er laß aus der Bibel vor und erzählte öffter davon, dass sie jetzt bei Gott ist. Er kam mir komisch vor. Aber was hatte ich erwartet, er ging nach der ganzen Prozedur wahrscheinlich nach hinten und trank einen Kaffee und aß dazu Kuchen.

Die Rede war vorbei und er bat einen der Familie die Rede zu halten.
Jayden wurde von seinen Eltern traurig angesehen und er wollte sich aufmachen, um aufzustehen, doch meine Hand war im Weg, die immer noch seine hielt.
Er schaute mich flehend an und warum und wie keine Ahnung, aber ich lief mit ihm nach vorne zum Pult, seine Hand fest umschlossen.

Er startete mit zittriger Stimme: "Mary,", er guckte auf einen Zettel, zerknüllte diesen aber schnell und packte das Papier in seine Tasche. "Mary war das schönste Mädchen, dass ich je kennenlernen durfte. Sie ist... war die beste Schwester, die ich mir jemals vorstellen konnte. Sie hatte mir immer gesagt, wenn ich beim Fußball verloren hatte, dass es nichts schlimmes sei und es ein nächstes mal gibt und ich erst aufgeben sollte, wenn ich alle meine Knochen gebrochen hatte. Sie hatte wie immer recht. Man sollte nie aufgeben, und das hat sie auch nicht. Sie hat nicht aufgegeben, sondern nachgegeben. Sie hatte mir am Tag davor immer wieder gesagt, wie sehr sie mich liebte und mir ist es nicht aufgefallen, dass es ihr scheiße ging. Ich hatte das Glück sie trotz ihres seelischen Zustandes noch eine Weile bei mir zu haben, da sie nicht von einem dreckigen Bastard vergewaltigt wurde, sondern gerade so noch gerettet. Dafür würde ich auch gerne Zoe danken.", er drückte meine Hand, die er immernoch hielt.

Er drehte sich zum Sarg. " Mary, ich wünsche dir ein wunderbares Leben dort oben und hoffe, dass du endlich glücklich wirst und ich habe dich so unendlich lieb."

Sachte schüttelte er meine Hand weg, lief zum offenen Sarg und gab Mary eine Kuss auf die Stirn und streichelte ihr über die Wange.

Mit mir war es geschehen und leise liefen mir durch diese verabschiendte Geste die Tränen aus den Augen.

Mit langsamen Schritten kam er zu mir und schob mich Richtung Bänke. Dabei sollte ich doch für ihn stark sein, das hatte ich Mary indirekt versprochen.

Wir setzten uns, seine Jungs legten ihm abwechselnd eine Hand auf die Schulter und ich umschloss seine weiterhin fest.
Der Pfarrer sprach noch einmal  kurz, dann nahmen 6 Herren den Sarg und die Familie Patterson stand auf um diesen zu Folgen. Nach uns ging es nach Bankreihen nach und ein langer Trauerzug lief folglich Richtung Friedhof.
Jayden hielt  den schwarzen Regenschirm schützend über  uns beiden und ich wusste daher  nicht, was meine Hände tun sollten. Also spielte ich mit ihnen verklemmt rum.

Das Loch ragte in der Erde und der Sarg wurde bedacht abgelassen. Es machte einen kleinen Fallkrach und jeder ging nach vorne, um Erde und eine Blume hinein zu werfen und dann war es, es, es war schlimm. Jayden, seine Mutter und sein Vater brachen in unendliche Tränen aus.

Die Leute umherum trösteten sie und richteten ihr Beileid aus. Jayden war umgeben von den anderen Jungs.

Ich stand nur unschlüssig da und die salzige Flüssigkeit floss leise meine Wangen herunter.
Ich hatte keinen Regenschirm über mir ausgebreitet, weswegen meine Kleidung vom Nass aus dem Himmel das Wasser aufsog.

Das Erdloch erinnerte mich daran, dass sie weg war und es machte den Gedanken an die Beerdigung meiner Mutter wieder lebendig.

Damals schien die Sonne und ich fand die Ironie zum Kotzen, da sie die Sonne geliebt hatte. Es war ein reintheoretischer wunderschöner Tag, doch praktisch war er schwarz und voller Trauer.

Wir hatten alles in der Kirche hinter uns gebracht, und standen am Grab. Ich hatte den ganzen Tag nicht geweint und genauso wenig gesprochen, konnte es nicht, wollte es nicht glauben... Doch als ob ich zu Besinnung kam krochen die Tränen aus meinen Augen und machten sich überall breit. Ein Schmerz in meiner Brust zog sich durch meinen ganzen Körper und kurz später hatte ich meine erste Panikattacke, als ich etwas weiter vom Grab entfernt stand.
Mein Bruder war nach einer Ewigkeit mal wieder da gewesen, verschwand aber auch schnell wieder.
Gefunden, halb am ersticken, hatte mich ein Junge, der ein Grab besucht hatte. Er gab mir seinen Inhalator. Ich hatte ihm von meinem Grund für die Pannickattacke und gleichzeitig um den Ort zu besuchen erzählt und er hatte mich beruhigt und getröstet. Er vertraute mir auch seine Geschichte an und so kam es, dass ich erst am späten Abend wieder nach Hause kam. Mein Vater lag betrunken auf der Couch und kurze Zeit später erhielt ich meinen ersten und nicht letzten Schlag...

"Zoe?, Zoe!" riss   mich eine männliche Stimme aus meinen Gedanken. Ich blinzelte und schaute mich um, fast alle waren bereits bei ihren Autos und ich stand da noch, komplett durchnässt. "Entschuldigung, ich komme"

Bevor ich Jayden zum Wagen folgte drehte ich mich  zum Grab und verabschiedete mich entgültig von Mary.

Bei den Patterson's gab es noch Essen und wie nicht anders zu erwarten wurde ich auch hierzu eingeladen. Ich stieg ins innere des Audi's ein, die Heizung wärmte mich etwas auf.
Wie fuhren die befahrenen Straßen zurück zu dem Haus, in dem die Familie wohnte...

The girl behind the maskWhere stories live. Discover now