|∆|Kapitel 43|∆|

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Zuhause testete ich ein paar Methoden die ganzen Verletzungen unsichtbar zu machen. Es klappte so semi gut, doch gab ich nicht auf und versuchte es immer und immer wieder.

Am Abend duschte ich mich noch, stellte meinen Wecker, packte meine Schultasche, aß zu Abend, stellte das Makeup bereits zurecht.
Das ganze machte ich nicht in dieser Reihenfolge, aber ich hatte sie gemacht und das war der Punkt, auf den ich hinaus wollte.

Mit leiser Musik im Hintergrund schlief ich letztendlich ein.

Es war ein, zwei Tage nach Mutters Beerdigung und ich hatte meine beste Freundin nach der Schule mit nach Hause genommen. Am Abend zuvor hatte mein Vater mich zum dritten Mal geschlagen gehabt und mein Handgelenk schmerzte noch immer fürchterlich.

Aber ich fühlte mich in der Lage mit einer Freundin zu spielen und mich von ihrem Tod somit abzulenken.

Ich dachte mein Vater wäre nicht daheim, sondern bei der Arbeit, doch ich täuschte mich gewaltig und er saß Zeitung lesend in der Küche am Küchentisch.
Auf der Holzplatte stand ein Topf mit Suppe und zwei unbenutzte tiefe Teller mit zwei Löffeln, die jeweils daneben lagen.
Aus dem Augenwinkel erhaschte ich den überrschten Blick meines Dads, als er Sarah neben mir stehen sah.

Er lächelte kurz, aber kein Lachen, das ich von ihm kannte. Nein es wirkte so falsch wie noch nie.
Mit einer Ausrede schickte er das blonde Mädchen aus meiner Klasse weg und schaute mir angepisst in die Augen, sobald sie das Haus verlassen hatte und wir zurück in der Küche standen.

Der erste Gegenstand der auf mich aus purer Wut geworfen wurde war ein Suppenteller und es sollte auch nicht der letzte sein...

Mit Herzrasen und schneller Atmung schellte ich nach oben.
Mit einem Handtusch wischte ich mir den Schweiß weg und schaltete den piependen Wecker aus.

Die Ruhe die eintrat wurde durch Vogelgeschwitzer erhellt und lies mich fast erschaudern.
Wie viel Ironie doch manchmal in so einfachen Dingen steckte.

Während Menschen den innerlichen Tod sterben, den körperlichen Tod sterben oder einfach nur traurig sind. Nehmen sich Vögel jeden Tag die Zeit um etwas Ruhe zu bringen. Zumindest taten sie das für mich. Den binnen Sekunden beruhigte sich mein Puls und auch meine Atmung ging in einen langsamen Rhythmus über.

Im BH und Unterhose stand ich vor meinem Spiegel und deckte die Narben an meinem Bein feinsäuberlich ab.
Die Arme hatte ich bereits gemacht, da diese schlimmer und länger gedauert hatten.

Als auch die Beine mit Schminke über deckt und zugekleistert waren frischte ich mein Gesicht mit etwas Concealer und Puder auf.

Meine Hose war eine Jogginghose, die bis zum Knie ging in schwarz. Ich zog ein schwarzes Top an und eine schwarze Sweatshirt Jacke über die ganze Kombi, die ich auch vorne zu machte.
Mein Look hatte etwas leicht sportliches an sich, doch mochte ich es. Es wirkte und war auch bequem, trotzdem hatte es genug Style, sodass ich mich einigermaßen wohl und nicht zu beobachtet fühlte.

Die geschlossene Jacke beschützte mich vor gaffenden Blicken auf mein Dekolleté, die man heutzutage nicht nur von Männern oder Jungs bekommt.
Den so wie Männer schauen bzw. checken auch die Damen der Schöpfung einen aus. Ob aus eigener Interesse oder einfacher Eifersucht sowie aus Konkurrentendenken. Die Gründe waren verschieden, doch das Ergebnis war das selbe.
Man fühlte sich bei Mann und Frau beobachtet und ab und zu auch unwohl.

Natürlich hatte es ab und zu auch seinen Reiz das ganze. Doch hatte ich wie so oft keine Lust auf die  Aufmerksamkeit.

In der ersten Stunde war Sport, aber ich hatte Anfang der Ersten den Termin beim Direktor mit meinem Vater.
So kam es dann auch, dass ich mit Besagten in die Schule fuhr und komische und neidische Blicke auf das Auto abbekam.

Mein Vater und ich betraten das Büro des Schulleiters nach dem wir geklopft hatten und ein bestimmtes, gedämpftes "Herein" von innen ertönte.

"Herr Anderson. Zoe. Schön das sie hier sind, auch wenn die Umstände nicht die angenehmsten sind. Aber was muss das muss.", seine Blick richtete sich nun auf mich: " Also Zoe. Dein Vater hatte dir bestimmt schon von meinem simplen Vorschlag erzählt. Ist das ganze den in Ordnung für dich?"

Ich nickte.

"Na dann"

Langsam machte ich den Reißverschluss der  Jacke auf und zog diese aus. Ich legte sie über den Stuhl und stellte mich auf. Meine Arme und Beine waren, bis auf die Verletzungen an den Ellenbogen von gestern komplett heile.

"Zoe. Was hast du den da gemacht?", er zeigte auf die Pflaster.
" Bin die Treppe rückwärts runtergefallen, als ich einen Freund nach den Hausaufgaben gefragt hatte", gab ich wahrheitsgemäß als Antwort.
Mir wurden ungläubige Blicke zugeworfen.

"Es war bei Jayden Patterson. Sie können ihn auch fragen. Ich war gestern in der Nähe bei ihm und hatte dort geklingelt gehabt und bin erschrocken, da hab ich einen falschen Schritt zurück gemacht und schon lag ich am Treppenende."

Ohne auf meine Aussage groß einzugehen nahm er sich dieses Lautsprecherteil und machte eine Durchsage: "Jayden Patterson bitte ins Direktorat, ich wiederhole Jayden Patterson bitte umgehend ins Direktorat."

Darauf folgte ein unsicheres Schweigen und wir warteten, bis es an der Tür klopfte. Das tat es auch wenige Minuten später und der Braun-Haarige kam mit einem zerknirschten Gesichtsausdruck in das Büro.

"Guten Morgen Herr Direktor", setzte er wieder seine sichere Maske auf: "Was gibt es den?"
"Jayden,  kannst du uns bitte von dem Zusammenfall der hier anwesenden Dame von gestern erzählen?", wurde der Junge direkt und streng ausgefragt.

"Aber gerne doch.", er schaute mich kurz an: "Sie war gestern kurz bei mir und als ich die Türe auf gemacht hatte ist sie die Treppe runter gefallen. Ich hatte sie rein gebeten und ihre Verletzungen am Arm versorgt.", berichtete er die Geschichte von gestern mit ein paar, zum Glück, fehlenden Details. Wie, dass ich ihn geschlagen hatte...

Der Direktor nickte und schickte Jayden aus dem Zimmer.
" Du kannst deine Jacke wieder anziehen und in den Unterricht zurück gehen."

Ich nickte erleichtert und verlies den viel zu stickigen Raum und machte mich auf den Weg Richtung Turnhalle.

The girl behind the maskWo Geschichten leben. Entdecke jetzt