|∆|Kapitel 42|∆|

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An einem schwarzen Porsche gelehnt und ungefähr 6 Tage zu früh stand mein Vater mitten auf dem Parkplatz der so gehassten Schule.
Es machte mir einerseits Sorgen, dass er hier war andererseits brachte es mir die Neugier, denn wollte unbedingt wissen warum er schon da war.
Den in all den Jahren seit Moms Tod war er kein einzigstes mal bei uns in der Schule. Er war zwar einer der großen Spender, der unsere Lerneinrichtung mit finanzierte und dafür sorgte, dass es einigermaßen angenehm war, bzw. sein sollte, aber trotzdem kam er nie hierher.

Mit unsicheren Schritten lief ich also auf meinen Erzeuger zu.
Sein Gesicht war auch heute ohne jeglichen Ausdruck, doch war der Geruch, der ihn umgab ein herber Eu de Toilette Duft, den er früher auch immer aufgetragen hatte.
Früher im Sinne von vor ungefähr drei Jahren, da der Duft der Lieblingsgeruch meiner Mutter an ihm war.

"Zoe. Steig ein."

Der kalte Ton traf mich zwar, doch war ich diese innere Leere, die ich dabei spürte bereits gewöhnt.
Also folgte ich seiner Anweisung ohne jegliche Wiederworte.

Auch er machte es sich wenige Sekunden später auf dem Sitz neben mir hinter dem Lenkrad bequem.

Er startete den Wagen und wir fuhren schweigend nur mit dem eigenen und dem Atem des anderen im Ohr durch die Stadt nach Hause in unsere Einfahrt. Die Tür fiel schwer ins Schloss und ehe ich mich versah flog mein Kopf nach Rechts und ein unglaubliches Brennen breitete sich auf meiner Wange auf.
"Zoe. Ich war heute beim Direktor.", er lief angespannt ein paar Schritte zur einen Seite, drehte sich um und lief wieder zurück, während er sprach.

" Einer deiner Mitschüler ist zum Vertrauenslehrer gegangen und hat gemeint, er macht sich Sorgen. Da der Direktor ein guter Freund der Familie ist und er es von der Vertrauenslehrerin erfahren hatte, schrieb er mir eine E-Mail und lud mich auf ein Gespräch heute ein. Der Mitschüler, dessen Name ich nicht kenne, hatte von Verletzungen und  einem komischen, auffälligen Verhalten erzählt."

Meine Hand lag immer noch schützend über meiner Wange.
"Wir sollen morgen vorbei kommen und du sollst dem Herren deine Arme und Beine zeigen. Ich hatte natürlich zugestimmt, da wir ja nichts zu verstecken haben. Wehe man sieht morgen etwas und morgen kannst du dich auf was gefasst machen."

Mit diesem Satz beendete er die Ansprache und verschwand die Treppe nach oben.

Das würde noch Ärger geben.
Tatsächlich machte ich mir aber keine Gedanken deswegen, sondern viel mehr, wie ich die Narben an meinem Arm den am effektivstenn verstecken konnte. Ich rannte hoch in mein Zimmer und Googelte ersteinmal meine Antwort.

Entweder durch Ultraschall oder so einer ähnlichen Methode, was aber auf jeden Fall zu lange dauern würde und nicht spontan möglich ist oder eine sehr hoch deckende Foundation.
Die zweite Variante erschien mir zu einhundert Prozent sinnvoller und praktischer, nur hatte ich nichts, dass so stark deckte.

Also zog ich mir ein Jäckchen über und schminkte ein bisschen über meine Wange, die anfing sich langsam blau zu verfärben.

In einer Drogerie meines vertrauens fand ich ein passendes Exemplar und besorgte ebenfalls ein Settingspray und andere Makeup Utensilien, die eventuell helfen könnten das ganze besser verschwinden zu lassen.

Danach fuhr ich zu Jayden, da ich Begriff, dass er der "unbekannte" Mitschüler sei.
Es zwar zumindestens die einzigste sinnvolle Lösung, die ich mir zusammenreimen konnte bzw. die logisch klang.

Wie schon so oft klopfte ich energisch an seine Tür, bis sie geöffnet wurde.
"Zoe, was machst du den hier?", er klang und sah überrascht aus, dich auch dies hätte nur eins seiner falschen Spiele sein können, auf die ich nicht mehr reinfallen wollte.

" Du mieses Arschloch ", platzte es aus mir heraus.
" Was habe ich den jetzt schon wieder getan?!", fragte er mich verdutzt doch gleichzeitig mit einem sauren Unterton zurück.  "Bist du zur Vertrauenslehrerin gegangen?!", blieb ich ehrlich und direkt.

Und jetzt war er es, der auf seine Füße herunter blickte und sich nervös und leicht schuldig durch seine Haare fuhr.
In mir stieg die Wut auf und ehe ich mich versah hatte ich ihm eine Ohrfeige gegeben und meine Hand fing an wehzutun

Selbst entsetzt von meiner Tat hielt ich mir, die "gesunde" Hand geschockt vor den Mund.
Die Reue über meine Tat trat sofort ein und ehe ich zur Entschuldigung ansetzen konnte fing er schon an zu sprechen.
"Ich weis, du wolltest nicht mehr mit mir sprechen, aber mir war klar, dass es bei dir nicht gut läuft, wieso auch immer. Ich wusste mir nicht anders zu helfen."

Von dieser Seite hatte ich es nie betrachtet und irgendwie war es ja auch nett, trotzdem hatte und wird es mir noch zu viele Probleme einbringen.

Ich machte einen Schritt nach hinten und da ich auf einer Treppe stand polterte ich diese runter.

"Scheiße!", kam es nach meinem Aufprall direkt aus meinem Mund.
"Oh mein Gott, geht es dir gut?", hörte ich entsetzte Stimmen.
" Mhh. Brauch nur einen Moment"

Der Schmerz durchzog meinen Rücken und ganz besonders meinen rechten Arm. Ebenfalls spürte ich etwas warmes flüssiges an meinem Ellenbogen.
Mir wurden zwei Hände hingehalten, die ich festhielt und ruckartig wurde ich hochgezogen und stand wieder auf meinen Beinen.

Vor meinen Augen wurde es für einen kleinen Moment schwarz, jedoch blinzelte ich es gleich weg.
Als meine Sicht wieder klar war sah ich, dass Jayden in seiner Jogginghose und einem schwarzen Oberteil vor mir stand. Dieser Fakt war mir vorhin gar nicht aufgefallen. Beziehungsweise hatte er mich nicht interessiert.
"Du blutest", tatsächlich, ein Blick auf meinen Arm zeigte mir diese Tatsache auch noch und lies die Vermutung von gerade noch einmal versichern.

"Ist nicht so schlimm. Ich geh dann"

Ganz perplex drehte ich mich um und wollte gehen, doch wurde ich aufgehalten und in meiner Schockstarre ins Haus gebracht.

Meine Gliedmaßen begannen sich wieder zu lockern, während Jayden meinen Arm mit Desinfektionsmittel behandelte.
Als er schweigend das ganze beendet hatte bedankte ich mich leise und wollte bereits wieder gehen. Kurz vor der Tür aber hielt ich ein letztes Mal an. "Zoe?"     "Ja?"      "Sprechen wir wieder miteinander. Bzw. darf ich wieder mit dir sprechen?", wurde ich hoffnungsvoll gefragt.   " Nein", zerstörte ich die Hoffnung: " Aber du musst dem Direktor morgen davon erzählen, dass ich von der Treppe gefallen bin"

Und mit dieser kalten Aussage verlies ich wieder das Patterson Anwesen.

In meinem Herzen durchzog sich ein Schmerz, den ich bis jetzt noch nicht kannte und noch nie gefühlt hatte.
Es war der Schmerz der trauer und der Verlassenheit, die ich spürte wenn ich mir Jayden's Gesicht der Enttäuschung wieder ins Gedächtnis rief.

Der Schmerz war furchtbar und es gab keine  Worte diesen zu beschreiben....

The girl behind the maskWhere stories live. Discover now