Kapitel 4

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Sie saß allein im Cockpit

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Sie saß allein im Cockpit. R2D2 war im größeren Gemeinschaftsabteil – sie konnte sein Piepen hören. Ein vertrautes Geräusch, das ihr in den letzten Monaten, auch durch ihre gemeinsame Zeit auf Ach-To, sehr vertraut geworden war. Sie konnte die Schalter und Knöpfe auf der Konsole bedienen, ohne hinzusehen – so sehr hatte sie dieses Schiff verinnerlicht. Sie liebte es, den Millennium Falken zu fliegen. Sie blickte auf und starrte in die Dunkelheit des Weltraumes. Sie wusste, einen Sprung in den Hyperraum konnte die Erste Ordnung nachverfolgen. Sie musste so einen Ort finden, an dem sie sich selbst, der Macht und auch Ben widmen konnte.

Sie durchforstete ihre Gedanken und Erinnerungen. Wohin sollte sie gehen? Alle möglichen Orte, die sie kannte, waren zu weit entfernt oder zu gefährlich." Bibubii Bub", piepste R2 wie verrückt. Er wiederholte es immer wieder. Rey dreht sich zu ihm um und sagte mit fragendem Blick: „Dagobah?" „Bibubii Bub!", hallte es erneut durch den Gang. Ohne weiter darauf einzugehen, gab Rey die Koordinaten ein, die R2D2 ihr übermittelte. Sie wusste nichts von diesem System. Doch allein der Klang des Namens versetzte ihr Herz mit etwas Hoffnung. „Ich vertraue dir R2. Fliegen wir nach Dagobah!", nickte sie ihm zu.

Kylo Ren öffnete seine Augen. Er lag auf der Seite, seine Arme hingen schlaff von seinem Bett herunter. Er blickte auf die schwarze Wand vor ihm. Er mochte die Dunkelheit, die Kälte. So war es immer gewesen. Doch etwas hatte sich geändert. Seitdem er Rey kannte, nahm er die Welt anders war. Ab und an genoss er kleinste Lichtstrahlen, auch wenn es nur künstliche Schimmer waren. Doch hier war kein Licht mehr. Er war allein.

Mit schmerzenden Augen setzte er sich auf. Er rieb sich die Lider, die Schläfen und versuchte zu verstehen, was passiert war. Er erinnerte sich an ihr Gesicht. Ihre Müdigkeit und ihre Erschöpfung waren deutlich zu sehen. Sein Herze setzte aus. Er konnte es sich nicht verzeihen. Warum nur hatte er das getan? Er war voller Reue, sie fraß ihn auf und sammelte sich an wie ein Geschwür, welches ihm jeglichen Verstand raubte.

Er stand auf und ging zum Spiegel. Er betrachtete sich. Seine Augen wurden finster, er fuhr mit seinen Fingern langsam über die große Narbe in seinem Gesicht. Die Narbe, die sie ihm zugefügt hatte. Ganz egal, was passiert, Rey würde immer da sein, wie die Dunkelheit in seinem Herzen und die Narbe in seinem Gesicht. Er wandte sich ab und zog sich an.

Er nahm sein Lichtschwert und befestigte es an seinem Gürtel. Plötzlich dachte er an Luke. Seinen Onkel, der ihn verraten hatte. Seine Hände zitterten. Er konnte nichts dagegen tun. Mit einem Mal fielen ihm alte Geschichten ein, die Luke ihm damals während seiner Ausbildung erzählt hatte. Er dachte an die vielen Erzählungen und Mythen, die die Religion der Jedi umgaben. Luke's belehrende Stimme hallte in seinem Kopf. Er sprach damals viel von seiner eigenen Ausbildung zum Jedimeister. Ren mochte diese Geschichten, auch wenn er ganz genau wusste, dass die Jedi auf dem falschen Weg waren. Ihre Handlungen, Prinzipien und Entscheidungen haben nur zu einem geführt – sie haben versagt. Er wollte nicht versagen. Er wollte stark sein.

Er war immer noch dabei, sich anzukleiden und ruckartig fuhr es durch seinen Kopf. Er musste sich an der Wand festhalten, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren. Er hatte eine Vision. Er sah Nebel, Bäume, einen Wald und grüne Schlingpflanzen. Ein modriger Geruch stieg ihm in die Nase. War es Teil der Vision oder Wirklichkeit?

Er blickte wirr hin und her, um mehr zu erkennen. Das Dickicht des Nebels schien sich an einer kleinen Stelle zu lösen, ein heller Punkt war zu sehen, er wurde größer. Ein Lichtstrahl fiel direkt auf sein Gesicht. Er musste sich die Hand vor die Augen halten, um nicht geblendet zu werden. Es war warm. Plötzlich wusste er, wo er war. Es war Dagobah - der Ort, an dem Luke seine Ausbildung zum Jedi begonnen hatte. Er kannte nur wenige Geschichten über diese Zeit im Leben seines Onkels. Warum sah er diesen Ort? Warum spürte er dieses warme Licht, welches ihm so vertraut war? Rey. Sie musste es sein. Irgendetwas war passiert. Er richtete sich auf und ging aus seinem Zimmer.

Er ging schnell und bestimmt in Richtung Kommandozentrale. Er betrat den Raum mit solcher Wucht und Energie, dass die anwesenden Offiziere und General Hux erstarrten. Hux wandte sich zu Kylo und fragte, was passiert sei. „Sind sie heute morgen aufgewacht und haben bemerkt, dass wir hier eine Menge zu tun haben?", fuhr er schnippig fort. Ren hob seine Hand und umfasste machtvoll den Hals des Generals. Seine Füße hoben ab, er schwebte einige Zentimeter über dem Boden. Hux kannte dieses Gefühl, doch daran gewöhnen konnte er sich nicht. Der Schmerz drang ihm in die Augen und er hielt sich den Hals. „Sie werden sofort mein Schiff klar machen. Ich habe etwas Dringendes zu erledigen.", antwortete Kylo ernst. Er ließ ihn fallen.

Ohne weiter nachzufragen gab Hux den Befehl an die zuständigen Truppler weiter. So schnell wie Kylo gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden. Mit schmerzverzerrter Miene und fragenden Augen blickte Hux in die Gesichter der Offiziere. Ihm war klar, Ren hatte verspielt. Irgendwas ging in ihm vor, der Oberste Anführer Kylo Ren war verzweifelt. Hux' Ausdruck veränderte sich zu einem Grinsen und er räusperte: „Fahren sie fort."

Kylo machte sich auf den Weg zu seinem Schiff. Ihm war bewusst, Hux hatte ihn durchschaut. Sein Auftritt war alles andere als normal. Ren handelte zu impulsiv. Er hasste sich dafür, doch er konnte nicht anders. Hux würde ihn verfolgen lassen, ihm nachspionieren. Das stand fest. Seine Augen huschten über die Gesichter der Personen, die ihm entgegen kamen. Er musterte jeden Einzelnen und deren Bewegungen. Würden ihn jemand aufhalten? Nein, nichts geschah.

Im Hangar angekommen verharrte er für einen Moment und dachte nach. Wenn er Rey finden würde, dann wäre sie ausgeliefert. Er würde Hux direkt zu ihr führen. Doch er war stark, er könnte sie beschützen. Er musste sie sehen, wissen, ob es ihr gut geht. Beflügelt von diesem Gedanken und seinem Mut stieg er eilig in sein Schiff und startete es. Kurze Zeit später befand er sich im Weltraum. Seine Finger tippten langsam und zögerlich die Koordinaten des Dagobah Systems ein. Er zitterte und nahm sich noch einen Moment Zeit, bevor er den Schalter für den Sprung in den Hyperraum mit seinem Finger berührte. Er blickte auf und dachte an Rey. Er sah ihre braunen Augen leuchtend direkt vor sich. Er betätigte den Schalter und war verschwunden.

Balance / Reylo Fanfiction / deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt