Kapitel 22

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Rey spürte seine Wärme, sein Herz, sein Innerstes. Seine sanften Worte waren der Beweis. Sie hatte ihn erneut gerettet. Vor lauter Glück und Stolz, die sie empfand, liefen nur so die Tränen von ihren Wangen. Es war ihre Bestimmung – sie konnte es in jeder Faser ihres Körpers fühlen. Sie war dafür geschaffen, ihn ins Gleichgewicht zu bringen. Sie lockerte ihre Umarmung behutsam. Seine Augen waren nun alles, was sie sehen wollte. Sie blickte ihn an.

Kylo wandte sich ab von Leia und fokussierte Rey's Tränen. Seine Sinne waren immer noch vernebelt. Sie waren mit dunklen Schleiern behaftet, doch das Dickicht schien sich langsam zu lösen. Er sah, wie sie weinte. Er lächelte ihr zu, ein klein wenig nur. Dann beugte er sich zu ihr herunter und flüsterte sanft: „Du bist atemberaubend..."

Sie blinzelte, wiederholte seine Worte in ihren Gedanken. Ihre Haut schien zu brennen. Die Hitze stieg ihr in den Kopf, ihre Wangen färbten sich rot. Doch dann. Neben der Wärme spürte sie auch noch etwas anderes. Sie fühlte sich schwach und müde. Es hatte sie so sehr angestrengt. Mit einem Mal löste Ben sich in ihren Armen auf, ihre Kraft war am Ende, die Verbindung war fort. Sie blickte auf das Fenster in ihrem kleinen Zimmer, dort wo eben noch Ben vor ihr gestanden hatte. Sie erschrak sich. Sie hatte es beinahe vergessen.

Er hat nicht wirklich vor mir gestanden...

Sie fiel auf die Knie, hielt sich ihren Kopf. Die Schläfen schmerzten. Im selben Moment meldete sich auch ihre Verletzung zurück. Sie hatte es die ganze Zeit nicht bemerkt, sie war zu konzentriert gewesen. Zu konzentriert auf Ben und ihre Verbindung. Sie rappelte sich auf und legte sich auf ihr Bett. Ihre Gedanken waren wieder bei ihm, sie wollte fühlen, was in ihm vorging. Er war nun wieder mit Leia allein. Er war allein auf sich gestellt.

Er wird es schaffen...er wird es schaffen...

Immer wieder sagte sie es zu sich selbst. Sie konnte ihm nun nicht mehr helfen. Noch so einen Einsatz würde sie nicht überleben. Ihr Atem ging schnell. Die eine Hand hielt ihre Wunde, die andere hielt ihr Herz und in ihrem Kopf sah sie Ben.

...

Seine Augen weiteten sich. Für ihn geschah es wie in Zeitlupe. Rey löste sich vor ihm auf, ganz langsam. Dann war sie weg. Er betrachtete noch einige Sekunden die Leere vor sich. Seine Arme waren noch immer angehoben. Plötzlich machte er sich Sorgen, unendliche Sorgen.

„Rey?", sagte er leise. Er wiederholte es mehrere Male und blickte aufgeregt hin und her, er drehte sich – suchte sie überall in der Zelle. Dann sah er zu seiner Mutter, Leia stand immer noch an der Tür. Sie hatte sich kein Stück bewegt. „Rey, sie war zu schwach ... die Verbindung hat sich aufgelöst... einfach so...", er stotterte vor Aufregung. Leia begriff sofort, was geschehen war. Nervös und voller Sorge antwortete sie, während sie einen Schritt auf ihn zuging: „Es muss sehr anstrengend gewesen sein."

Nach all dem, was Leia in den vergangenen Minuten gesehen und gespürt hatte, war ihr nun klar, was passieren musste. Sie musste ihrem Sohn vorerst Vertrauen schenken, einen Schritt auf ihn zugehen, ihm die Hand hinhalten. Auch wenn es immer noch riskant war, ihr Herz kannte nun die Zukunft:

Es gibt Hoffnung für Ben..., solange es Rey gibt...

„Rey! Wir müssen uns um sie kümmern, sie ist schwach, ich kann sie kaum spüren ...!",Leia sprach die Worte mit solchem Nachdruck und solcher Bestimmtheit, dass Kylo es direkt verstand. Seine Mutter war eine alte Frau, sie wäre nicht schnell genug bei ihr. Sie trat beiseite und nickte ihrem Sohn zu, ihr Blick war voller Stolz und voller Liebe. Kylo gab ihr ein kurzes Nicken zurück. Dann ging er los, vorbei an seiner Mutter, hinaus aus der Zelle. Dabei streifte seine Hand ihr Gewand. Ein Moment der Eingebung, für beide. Er blickte kurz zurück. Sein Blick war voller Dankbarkeit und dann rannte er los.

Balance / Reylo Fanfiction / deutschWhere stories live. Discover now