Kapitel 28

1.8K 98 5
                                    

Er sah sie an, ließ seinen Blick über ihren Körper schweifen. Sie trug nur eine Tunika. Sie war kurz, zu kurz. Mit nackten Beinen und Füßen stand sie vor ihm. Er konnte nur erahnen, was diese wenigen Lagen Stoff preisgeben würden, wenn sie sich bewegen würde. Er drehte sich zur Seite und sah verschämt auf den Boden. Er wusste, sein Herz hätte nicht schneller schlagen können. „Ich musste dich sehen. Wir müssen uns verabschieden.", er blickte aus dem Fenster, sah die Transporter und fokussierte sie. Er konnte sie nicht ansehen.

Sie ist wunderschön ...

Er schüttelte den Gedanken aus seinem Kopf und starrte dann ins Nichts. Seine Hände zitterten und waren zu Fäusten geballt. Nur so konnte er sich beherrschen.

Sie war überglücklich. Bis vor wenigen Minuten hatte sie gedacht, sie würde Ben am nächsten Morgen in einem dieser Transporter sehen, umgeben von all den anderen, auf dem Weg zu ihrem Abschied. Sie ging ein Stück auf ihn zu, hob ihre Hand. Sie wollte ihn unbedingt berühren, egal wie und egal wo. Doch dann entschied sie sich anders. Sie wusste, er würde es nicht zulassen, er wollte den Abstand, er war wütend und traurig und wieder empfand er unendliche Reue.

„Danke, dass du gekommen bist. Aber ich kann mich nicht verabschieden, ... noch nicht.", gab sie leise zu. Er hörte ihre Worte. Er hatte es geahnt, sie würde daran festhalten, wenn er es zulässt. Und was tat er? Er hatte sie mit seinem Besuch nur dazu ermutigt, sie unterstützt. Ihm graute vor dem Abschied, er wollte sie nicht verlassen. Doch er musste.

Kylo antwortete nüchtern und kühl: „Keine Ursache. Schließlich haben wir so viel erlebt, gemeinsam. Wir haben dieses Schwert repariert, nicht wahr?", er nickte und wies mit seinem Blick auf Rey's Lichterschwert, es lag ebenfalls auf ihrem Bett. Er konnte es sehen, genau wie das aufgeschlagene Buch. „Doch irgendwann..., bald werden wir uns verabschieden müssen."

Rey's Herz blieb stehen. Sie verstand es nicht. Sie folgte seinem Blick und sah das Schwert.

Warum redet er davon, als sei es Nichts? Er sagte es so, als hätten wir ein altes Kinderspielzeug zusammengeklebt, so als wären die letzten Tage ein Spaziergang gewesen... und dass sie sich nun die Hand geben und sich alles Gute für die Zukunft wünschen ...

Es traf sie. Seine Distanziertheit schmerzte bis in ihr Innerstes. Sie wusste, sie musste nun ehrlich sein, vielleicht würde er es dann auch sein.

Sie stellte sich neben ihn und sah aus ihrem Fenster, beide hatten denselben Ausblick. Es war lediglich eine andere Perspektive. Sie sah die beiden Transporter von rechts und er sah die Schiffe von der linken Seite.

So war es immer gewesen. Sie hatten dasselbe Ziel vor Augen. Beide hatten Visionen ihrer Zukunft gesehen, jeder seine Eigene aus einer anderen Perspektive. Rey sah ihn an ihrer Seite stehen. Kylo hatte sie neben sich stehen sehen. Beide waren sich damals sicher gewesen, dass das nur Eines bedeuten kann: sie war davon überzeugt, ihn auf die helle Seite zu ziehen und er war felsenfest davon ausgegangen, gemeinsam mit Rey auf der dunklen Seite zu stehen. Beide wussten, dass das nun nicht mehr möglich war. Ihre Seiten waren nicht mehr eindeutig, die Grenze war verschwommen. Es gab kein hell und kein dunkel mehr. Sie mussten einen anderen Weg finden.

Eine Weile standen sie so da und beobachteten die Anderen, wie sie eilig um die Schiffe rannten, Kisten hin- und herschoben.

Dann fasste sie sich ein Herz: „Ben, ich denke ... ich denke, dass ich kein Jedi bin." Er löste seinen Blick sofort vom Fenster und sah sie an. Er beobachtete ihre Lippen, die Bewegung ihrer Mundwinkel als sie sprach. Sie war so nah neben ihm, er konnte ihre Wärme spüren. „Wegen all meiner Gefühle, weißt du?", sie flüsterte und drehte sich zu ihm. Sanft sah sie in seine Augen. Sie sah kleine, hellbraune Punkte in seinen Augen. Es fiel ihr schwer, zu sprechen. Sie war nervös. Sein Körper, die Erinnerung an ihren leidenschaftlichen Kuss, machten es ihr schwer. Er spürte, dass sie ihm noch mehr sagen wollte, da war noch mehr. „Ich bin kein Jedi, ... weil ich zu viel fühle ... ich spüre Wut, Hass, Trauer, Angst und ... Liebe ... ein Jedi kann nicht so viel auf einmal fühlen, ohne sich dabei nicht in der Dunkelheit zu verlieren ... ist es nicht so?", ihr Worte waren ehrlich.

Balance / Reylo Fanfiction / deutschWhere stories live. Discover now