Kapitel 27

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Seine Schritte waren schnell. Stürmisch rannte er durch die Gänge. Er war auf dem Weg zu seinem Zimmer. Er ignorierte alles um sich herum, Dean, die anderen Rebellen, die seinen Weg kreuzten, ja sogar Leia's Gegenwart. Sie war lediglich ein paar wenige Türen von ihm entfernt. Er dachte keine Sekunde an sie.

Er biss sich auf die Unterlippe. Die süße Note lag immer noch darauf. Der Geschmack ihrer Lippen, ihr Körper in seinen Händen, die Form ihrer Hüfte, der Duft ihrer Haare, die rosigen Wangen, ihre glänzenden Augen, die ihn voller Verlangen durchschaut hatten – all das spürte er am ganzen Körper, mit all seinen Sinnen. Es erwischte ihn mit voller Wucht. Er hatte Schwierigkeiten, die Balance zu halten. Als er sein Zimmer erreichte, die Tür hinter ihm zufiel, setzte er sich direkt auf den Boden und lehnte seinen Rücken an die Wand. Er musste diesen Schwindel ausgleichen, diese stechenden Gefühle in seiner Brust beruhigen.

Was habe ich getan?

Er vergrub das Gesicht in seinen Händen, spürte die Wärme seiner Finger auf seiner Haut. Wärme, die Rey hinterlassen hatte. Er zitterte. All diese Gefühle, die ihn nun heimsuchten, waren zu viel. Sie erschlugen ihn. Der Moment, als sie das Schwert wieder zusammengesetzt hatten, war nicht nur sonderbar anzusehen gewesen, es hatte sich auch sonderbar angefühlt. Sein Innerstes war in diesem Moment vollkommen geheilt. Er hatte weder Hass, Trauer, noch Reue verspürt in diesem Augenblick. Der Schmerz war vollkommen weg. Als er Rey in seinen Armen hielt war es dasselbe.

Nun kam alles zurück mit einem Schlag. Licht und Dunkelheit kämpften wieder in ihm, stärker als jemals zuvor – diese schier endlose Zerrissenheit war das Schlimmste, was er je ertragen musste. Er schlug seinen Hinterkopf gegen die Wand. Er hasste sich dafür. Er hatte sie geküsst, dann hatte er sie stehen gelassen und in wenigen Stunden würde er sie endgültig verlassen, um seinen Tod oder die Macht, die er immer wollte, zu empfangen.

Sie hatte vollkommen Recht ... ich bin ein Monster ...

...

Da stand sie - vollkommen hilflos und voller Verlangen. Mit ihren Fingerspitzen fuhr sie sich immer wieder über ihre Lippen, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ihre Schultern zitterten. Ihr Blick wanderte aufgeregt hin und her, so als würde sie ihn suchen, als würde er gleich wieder vor ihr stehen und sie erneut in den Arm nehmen - sie so fest an sich drücken, dass sie eins würden.

Sein Kuss, sein Körper, seine Hände ... sind berauschend ...

Sie waren eins gewesen, im Gleichgewicht. Licht und Dunkelheit waren verschmolzen zu einem Ganzen.

Dieses Gefühl war unbeschreiblich ... es war nicht grell oder dunkel, sondern angenehm grau ... so echt und wirklich.

Sie wollte es wieder tun, dessen war sie sich bewusst. Doch seine Reaktion hatte einen dunklen Schatten in ihr hinterlassen, der ihr bis ins Mark strömte. Er bereute es, sie hatte es in seinem Blick gesehen, bevor er den Raum verlassen hatte.

Er wird mich nicht wieder küssen ...

Sie senkte ihren Blick. Unaufhörlich tropften große Tränen vor ihren Füßen auf den Boden. Daneben lag das Schwert. Sie sah es an und für einen kleinen Augenblick hasste sie es, genauso wie sich selbst. Sie hätte etwas sagen sollen, sie hätte ihn aufhalten müssen. Doch sie hatte es zugelassen. Blitzschnell hatte er sich wieder in die dunklen Arme seiner tiefen Reue begeben. So schnell und ohne Wiederkehr.

Nun wird er mich wirklich verlassen ...

Sie hob das Schwert auf. Die zwei Bruchstücke standen für so Vieles – für ihre Schwäche, für die zwei Seiten der Macht, doch vor allem standen sie für Ben, für sein Herz. Sie wollte ihn reparieren, wie auch dieses Schwert. Das Schwert konnten sie retten, gemeinsam. Jetzt musste es nur noch funktionieren ...

Balance / Reylo Fanfiction / deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt