Kapitel 19

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Er wollte ihre Frage nicht beantworten. Die Wahrheit war kaum zu ertragen. Um davon abzulenken, griff er nach dem Schwert. Er drehte es in seinen Fingern hin und her – die Hände aneinander gekettet. Er betrachtete den Kyber-Kristall im Inneren des Schwertes. Man konnte den blauen Stein gut erkennen, die Stelle an der er gebrochen war. Es weckte seine Neugierde.

Rey war immer noch direkt vor ihm. Sie war so einfach zu lesen. Ihre Gefühle standen ihr ins Gesicht geschrieben. Doch für Ren war sie so schwer zu durchschauen. Sie hätte alles dafür gegeben, um mehr zu erfahren, diese Macht zu verstehen. Sie sah auf seine Finger, beobachtete wie er das Schwert mit seinen Händen abtastete.

Seine Finger sind übersät mit Kratzern...

Sie machte sich immer noch Sorgen. Plötzlich hatte sie das Gefühl, nicht genug für ihn gekämpft zu haben. Sie musste ihn aus dieser Zelle holen. Er musste sie in vier Tagen begleiten, komme was wolle. Niemand würde sie davon abhalten können.

„Was denkst du? Kann man das reparieren?" und sie zeigte mit einem Nicken auf das Schwert. Plötzlich kam ihr der Gedanke in den Sinn, dass sie genauso gut ihn damit hätte meinen können. Er musste ebenfalls repariert werden, wie das Schwert. Seine Wunden mussten heilen, seine Seelischen dringender, als seine Körperlichen. Sie starrte ihn an.

„Ich habe noch nie Eines repariert, geschweige denn ein Zerbrochenes in den Händen gehalten. Ich weiß es nicht.", er hatte keine Idee. Er blickte sie fragend an, als er bemerkte, wie sie ihn fokussierte. „Was ist?", fragte er leise. „Nichts, ich habe nur eben etwas erkannt. Aber egal ...", und sie schüttelte ihren Kopf.

Er wurde nicht schlau aus ihr. Sie war ihm ein Rätsel. Die Situation überforderte ihn. Er hatte sie noch nie so friedlich erlebt, er selbst war lange nicht so friedlich gewesen. Es war seltsam. Er kannte das Zusammensein mit ihr bisher nur als ein unaufhörliches Chaos, einen ständigen Kampf.

„Was ist mit der Ersten Ordnung? Sie sind sicher auf dem Weg hierher.", diesen Gedanken hatte er die ganze Zeit weggeschoben. Er wollte nicht über den Krieg nachdenken, er wollte nur bei ihr sein, einen Weg finden, dieses Schwert zu reparieren.

Am liebsten für den Rest meines Lebens ...

Gestand er sich ein.

„Wir haben einen Plan. Er ist bereits im Gange. Poe lenkt sie ab. Und wir werden in vier Tagen von hier verschwinden.", sie ging zum Fenster, stützte sich auf und blickte über die weiß leuchtende Fläche des Landeplatzes. Die Sonne brannte auf dem Beton.

Kylo folgte ihr. „Wir... ? Wen meinst du mit wir?", seine Stimme begann zu zittern. Sie standen nun direkt nebeneinander. Rey blickt nach rechts. Sie hatte sein Gesicht noch nie im Sonnenlicht gesehen. Er war atemberaubend – die hellen Strahlen brachten seine Augen zum Leuchten. Sie hob langsam ihre Hand und griff nach seinem kleinen Finger. Mit den Anderen hielt er immer noch die beiden Teile des Schwertes fest. „Wir ... die Rebellen, du und ich.", sagte sie sanft.

Er drehte sich zu ihr. Sein Gesicht war Ihrem ganz nah. „Ich werde mich ihnen nicht anschließen. Niemals.", mit diesen Worten machte er seinen eben erlangten Frieden wieder zu Nichte. Da war er sich sicher. Doch er konnte nicht anders: „Genauso wenig werde ich zur Ersten Ordnung zurückkehren. Es muss einen anderen Weg geben ..." Sie konnte seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren, so nah war er ihr gekommen.

Ren erwartete heißen Widerstand, laute und störrische Worte, die sie ihm an den Kopf werfen würde... Doch sie sagte lediglich: „Ich weiß." Und drückte mit ihrer Hand seinen Finger.

Eine elektrische Spannung durchfuhr seinen Körper. Die Welt schien still zu stehen. Sie war einverstanden. Er dachte sich, auch wenn sie ihn niemals auf seinem Weg begleiten würde, in diesem Moment hatte sie ihm zu verstehen gegeben, dass sie seine Entscheidung akzeptierte.

Balance / Reylo Fanfiction / deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt