Kapitel 15

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„General, der Bespin-Bericht ... wir haben ihn eben erhalten." Hux war allein in seiner Unterkunft und wartete auf Neuigkeiten. Er blickte starr auf das blaue Hologramm vor sich. Seine Finger tanzten nervös auf der Konsole auf und ab. „Schießen sie los! Ich kann es kaum erwarten.", antwortete er aufgeregt. Kommandant Tris schilderte ihm den Vorfall: „Der neue Oberste Anführer, Kylo Ren, wurde auf einem Tankaußenposten im Bespin System gesichtet, vor nicht weniger als drei Tagen. Er befand sich dort, um den Millennium Falken zu betanken. Er wurde entdeckt, die anwesenden Handwerker griffen ihn an. Ren tötete alle. Anschließend verließ er den Hangar mit dem voll aufgetankten Schiff. Das Überwachungshologramm zeigt das Geschehen aus zwei Perspektiven. Wir senden ihnen die Daten sofort zu."

Hux' Gesichtszüge bebten, sein Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen – er wusste nicht, ob er laut aufschreien oder lachen sollte: „Verfolgen sie das Schiff, finden sie heraus, was sein Ziel war! Das war alles." Die Verbindung war abgeschaltet. Er wandte sich um, ging mehrere Male auf und ab, seine aufgeregten Augen huschten hin und her – dann endlich kam das Hologramm, ein Signalton kündigte es an. Er beugte sich hinunter, er schielte fast auf das, was ihm das Bild zeigte. Er sah den Falken, sah Ren, wie er um das Schiff lief. Dann verschwand er wieder im Falken.

Was tut er da? Warum dieses Schiff? Was hast du vor, Ren?

Dann griffen die Handwerker an, sie zeigten wild auf das Schiff, rannten um es herum und feuerten schließlich mit ihren Blastern. Er entdeckte Ren, wie er mit seinem Schwert aus dem Falken rannte und gegen sie kämpfte. Hux fixierte ihn, jede seiner Bewegungen. Er spielte diese Stelle immer wieder ab, mehrere Male. Aus beiden Perspektiven beobachtete er seine Handlungen – Hux Gesicht war jedes Mal ein Stückchen näher ... er fokussierte das Bild, wollte erkennen, was da vor sich ging.

Dieser Blick! Zurück, nochmal zurück!

Er stoppte das Hologramm. Das Hologramm zeigte Kylo Ren, wie er sich zum Falken umdrehte. Sein Blick war voller Furcht auf die geöffnete Rampe gerichtet. Mehr war nicht zu erkennen. Das Schiff stand falsch herum.

„Verdammt, was ist da?!!!", schrie Hux nun laut auf. Es war niemand da, der ihm seine Frage beantwortete. Er wusste nicht, wen oder was Ren da gesehen hatte. Er wusste nur, dass Kylo Ren Angst hatte, große Angst. Solch einen Blick hatte er bei ihm zuvor noch nie gesehen und er kannte ihn mittlerweile schon einige Jahre. Er rieb sich die Hände: „Nun denn, ich werde schon herausfinden, was der Grund war... wir werden uns wiedersehen, Oberster Anführer..."

...

Ein leises Atmen war im Raum zu hören. Sonst war da nur Stille. Leia lauschte jedem Atemzug, war er noch so leise. Sie saß auf einem kleinen Hocker, ihre Hände waren auf ihrem Schoß gefaltet – eine gefühlte Ewigkeit lang hatte sie sich kein Stück bewegt. Ihre Augen waren auf Rey gerichtet, sie beobachtete ihren Brustkorb, jede einzelne Bewegung, die er machte.

Dann: „Rey, kannst du mich hören? Ich denke schon, daher werde ich einfach reden und du hörst zu. Ja? Ich hoffe, dir geht es gut, wo immer du auch gerade bist. Wir brauchen dich hier. Komm zu uns zurück...". Sie hob unbewusst ihre Hand, um sie willkommen zu heißen. Doch keine Reaktion. Da war keine Hand, die zugriff.

Leia schüttelte ihren Kopf: „Ich kann nicht zu ihm gehen ... noch nicht. Er ist instabil, er ist nicht zu kontrollieren. Ich kann nicht...", eine Träne lief an ihrer Wange hinunter. Sie wischte sie ab, sie wollte stark sein. Ihr Sohn – nein, der dunkle Prinz, der seinen eigenen Vater getötet hatte, ihren Liebsten – war hier in einer dunklen Zelle fern von Licht, fern von Hoffnung und ganz allein. Doch verzeihen konnte sie ihm nicht. Er war nicht ihr Sohn, nicht mehr. Er konnte es wieder sein, doch dazu brauchte er Hilfe und Kraft. Leia's Kraft schien Lichtjahre entfernt. „Du musst zurückkehren, bitte..."

Seit zwei Tagen hielten sie ihn bereits gefangen, zwei Tage lang hatten sie versucht, Informationen aus ihm herauszubekommen, zwei Tage lang schien die Sonne auf den Betonbunker und Ren verlor langsam seine Nerven. Die Dunkelheit kümmerte ihn nicht. Er kannte das Schwarz, die Einsamkeit. Er wusste genau, dass es sein Schicksal war. In dieser Zelle schien er nun endgültig seinen Frieden mit diesem Schicksal zu machen: er würde kämpfend für die Dunkelheit sterben oder jämmerlich in ihr zu Grunde gehen.

Die Hitze in dieser kleinen Zelle war unerträglich. Kylo hatte seinen Umhang ausgezogen, sowie auch Stiefel und Tunika. Er schwitzte. Er glaubte allmählich, sie wollten die Wahrheit aus ihm heraus brennen. Ihn aushungern. Sie gaben ihm lediglich etwas Wasser. Poe war der einzige, der sich in dieser Zeit dem Bunker genähert hatte. Finn hielt man von ihm fern, genau wie auch Chewie.

Dieses Mal näherte sich Poe mit einer größeren Flasche Wasser. Kylo stand, seine Finger hingen aus dem kleinen Fenster in der Metalltür. Er konnte nicht lange so bleiben, das Metall hatte sich durch die Sonneneinstrahlung so sehr aufgeheizt, dass es brannte auf der Haut. Doch das war ihm egal, die Blasen auf seinen Fingern waren ihm egal. Er wollte ab und an einen Windhauch erhaschen, daher hielt er sein Gesicht so nah es ging an diese kleine Öffnung. Er sah Poe:

„Gibt es was Neues von Rey?", rief er ihm laut entgegen. „Ist sie aufgewacht? Nun sag schon!" Ren's Stimme schien gebrochen, sein Hals trocken und rau. Poe kam auf ihn zu: „Nein gibt es nicht, keine Veränderung. Wir tun, was wir können.", sagte er, als er ihm die Flasche durch die Öffnung reichte. „Ich wüsste eigentlich auch nicht, was dich das angeht?", fuhr er fort. Ren schnappte sich die Flasche und nahm einen kräftigen Schluck. „Ich könnte dich sofort dazu bringen, dass du diese Tür öffnest, wusstest du das?", gab er danach wütend von sich. Seine dunklen Augen schienen im Schwarz der Zelle noch dunkler. Er blickte wirr auf sein Gegenüber: „Oder ich drücke diese Tür auf, ist doch bloß Metall!" Poe schüttelte den Kopf: „Ich glaube nicht, dass du das tust.", er beugte sich näher zur Tür heran: „Erstens hättest du es dann schon längst getan und zweitens kannst du es nicht. Du kannst es nicht, wegen ihr..." Poe lachte, als hätte er ihn bis ins Kleinste durchschaut und dass, was mit Ren passierte.

Kylo entfernte sich still von der Tür und setzte sich in die Ecke der Zelle. In einer Hand hielt er die Flasche, mit der anderen Hand wischte er sich den Schweiß von der Stirn. „Ade, mein Freund!", gab Poe noch von sich, bevor er sich wieder auf den Weg zur Zentrale machte. Ren war nun wieder allein.

Seine Gedanken kreisten um alles und auch nichts – Wasser, Hitze, Krieg, die Erste Ordnung, die Rebellen, seine Mutter, sein Vater, Rey. Alles, was er durchdachte endete bei ihr. Er fühlte sich stark, war aber gefangen, gefangen durch diese Metall-Tür, aber mehr noch durch sein Versprechen ihr gegenüber. Er konnte diesen Ort nicht in Schutt und Asche legen, alles Lebendige ausmerzen und dem Feuer der Sonne überlassen. Er konnte nicht. Der Schweiß auf seinem Gesicht mischte sich mit Tränen. Er war am Ende, weil sie es war. Seit er in dieser Zelle war hatte er jede einzelne Sekunde versucht, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Er wusste, er war dazu in der Lage. Er war stark genug, aber sie war es nicht.

Er stand auf, legte die Flasche auf den Boden und schloss seine Augen.

Rey... Ich werde dich wiedersehen. Dich. Deine Augen. Deinen Körper. Ich werde dich hören. Deine Stimme, deinen Geist. Ich werde dich wieder spüren, deine Hand und deine Lippen ...

Er presste seine Augen fest zusammen, konzentrierte sich. Er wiederholte die Worte immer wieder in seinen Gedanken, seine Hände waren zu Fäusten geballt. Sie schmerzten.

Plötzlich öffnete er seine Augen und sah sie deutlich vor sich. Sie waren wieder verbunden. Er hatte es geschafft. Sie lag auf einer Liege, eine Maske auf ihrem Gesicht. Ihr Abbild war wie auch zuvor klar und deutlich zu sehen. Doch etwas was anders - eine Art Nebel hüllte sie ein. Er streckte seine Hand aus, schreckte dann aber wieder zurück. Er spürte, sie war allein in diesem Raum. Sie sah so schwach aus, ihre Haut schien bleich und kalt. Er traute sich nicht, sie anzufassen. Er hatte zu große Angst, etwas falsch zu machen: „Rey, hörst du mich? Kannst du mich sehen? Ich bin hier! Ich bin bei dir!"

Doch keine Antwort. Rey war still.

„Es tut mir so leid...", er ging langsam auf die Knie, seine nun blutigen Hände berührten den warmen Boden der Zelle. Tränen fielen hinab. Doch dann! Er schreckte auf. Sein Blick fuhr nach oben. Seine Konzentration wurde gestört, jemand war in der Nähe. Jemand war unterwegs zu ihr. Er spürte die Anwesenheit seiner Mutter. Sie war da, sie wollte zu Rey. Ruckartig schüttelte er sich, schloss erneut seine Augen und kehrte zurück in seine Einsamkeit.

Balance / Reylo Fanfiction / deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt