Kapitel 44

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Ein lautes Geräusch dröhnte unaufhörlich in seinem Kopf. Und es war kalt, unglaublich kalt. Kleine Stromschläge schossen durch ihn hindurch, sie stachen ihn überall auf dem Weg durch seinen Körper und mit einem Mal öffnete er seine Augen.

Schweißperlen auf seiner Stirn. Er sah aufgeregt auf seine Hände, sie waren gefesselt. Metallene Handschellen hielten ihn fest im Griff, sie waren anders – so etwas hatte er noch nie gesehen und er kannte die Technik der Ersten Ordnung nur zu gut. Er blickte nervös hinauf. Die Decke, der Boden, die Wände – ihm war sofort klar, wo er sich befand. Er war im Frachter der Ersten Ordnung. Sein Kopf schmerzte noch immer von dem Aufprall und dem, was danach geschehen war. Er wollte aufstehen, doch bei dem kleinsten Versuch, sich zu bewegen, zwangen ihn die Blitze wieder in die Knie. Seine Hände zitterten vor Schmerzen. Doch es war ihm egal.

Er sah noch immer ihre Augen vor sich, wie sie immer mehr verblassten und dann letztlich verschwanden. Sein Herz war entzwei – er blickte um sich, blinzelte – er war auf der Suche nach Rey. Sie hatte nicht weit von ihm entfernt auf dem Boden gelegen, sie musste also bei ihm sein, in diesem Schiff, irgendwo. „Rey ...", es war nur ein Flüstern, so sehr drückte die Spannung in seinem Kopf. Aber sie war nirgends zu sehen. Doch auch niemand anderes. Keine Truppler – niemand.

Er presste seine Lippen fest aufeinander, seine Brauen zogen sich ernst zusammen. Der Versuch, Rey zu erreichen, sie zu spüren, schlug fehl – er konnte sie nicht finden. Die Stromschläge blockierten seine Macht, er konnte nicht die nötige Konzentration aufbringen. Er versuchte es erneut – kleine Adern zeichneten sich auf seinen Schläfen ab. Dann riss er seine Augen auf – sein Atem ging schnell – die Anstrengung, die Macht dahin zu führen, wo er sie haben wollte, war enorm. Es war zwecklos.

Die Schleuse des Abteils öffnete sich. Ein Sturmtruppler schob das kleine Mädchen vor sich in den Raum. Ren hatte sie ganz vergessen. Sie setzte sich ihm gegenüber auf den Boden – sie war ebenfalls gefesselt. Er musterte ihren Körper, ihre Finger und Hände. Sie schien unversehrt. Die Handschellen, die sie trug waren anders als Seine. Dann ließ er ab von ihr und konzentrierte sich auf den Soldaten. „Du wirst meine Fesseln lösen! Sofort!", seine Stimme zitterte, die Stromstöße suchten sich wild und unberechenbar ihren Weg durch seinen Kopf, dass er kaum sprechen konnte. Sein Gegenüber drehte sich abwertend weg und stellte sich draußen vor die geöffnete Schleuse. Ren hatte keinen Einfluss auf ihn. Es nagte tief an seinem Innersten – er fühlte sich ausgeliefert, ohnmächtig.

Nicht im Stande zu sein, die Macht zu gebrauchen, so wie er es fast sein ganzen Leben lang getan hatte, ließ ihn erstarren. Er war machtlos, schwach und gezähmt. Dann sah er auf seine gefesselten Hände – diese Handschellen waren dafür verantwortlich. Der Strom floss stoßweise, jede Sekunde oder weniger, durch sie hindurch in seinen Körper. Er zuckte und er wusste es genau – anders konnte er sich das nicht erklären.

Das Mädchen starrte ihn mit riesigen Augen an – voller Erwartungen und Sorge. Sie war ängstlich und zitterte am ganzen Leib. Er setzte sich etwas auf und drückte seinen Körper gegen die Wand, um den Schmerz irgendwie aushalten zu können. „Was ist passiert? Hast du gesehen, was passiert ist ... mit der Frau?", die Nerven in seinem Gesicht zuckten, so sehr strengte es ihn an. Sie rutschte langsam über den Boden auf ihn zu, voller Furcht sah sie nach links zu dem Sturmtruppler. Dann sah sie Ren wieder in die Augen: „Du meinst die Frau ... mit den Schwertern?" Die Kälte zitterte in ihrer leisen Stimme wider: „Ich weiß es nicht ... da war überall Sand und Feuer ... und dann haben sie uns mitgenommen."

Sie wusste augenblicklich, dass sie ihm keine große Hilfe war und streckte ihre kleine Hand nach ihm aus: „Es tut mir leid." Sein Herz wurde immer schwerer – doch er wusste, das Mädchen hatte keine Schuld – sie musste in ihrem Leben so viel erleiden, er durfte es ihr jetzt nicht noch schwerer machen, also versuchter er ruhig zu bleiben. Er nickte ihr zu. Während der Bewegung lief eine Träne hinab über seine Wange – ihm war nicht klar warum, aus Anstrengung, aus Sorge um Rey, vor Schmerzen oder vor Freude, dass dieses unschuldige Kind noch am Leben war. Es war zu viel. Dann flüsterte er: „Ich kann sie einfach nicht erreichen ..." Weitere Tränen suchten sich ihren Weg.

Balance / Reylo Fanfiction / deutschWhere stories live. Discover now