Kapitel 45

1.2K 70 0
                                    

Seen, Wälder, riesige Graslandschaften – die Schönheit Naboos erstreckte sich unter ihren Füßen. Links und rechts neben ihnen flogen die kleinen gelben Jäger. Poe, Finn und die Anderen hatten sie nach wenigen Minuten eingeholt. Sie waren alle unversehrt. Die TIE Jäger hatten nach einer schier endlosen Verfolgungsjagd von Ihnen abgelassen – mit Ren in ihrer Gewalt zogen sie sich vorerst zurück. Das Ultimatum verschaffte beiden Seiten eine Pause. Ihr Herz wurde schwer bei dem Gedanken, dass er dafür leiden musste. Sie würden ihn quälen. Hux würde ihn foltern lassen. Rey schüttelte sich, ein aufgeregtes Pochen riss sie aus ihrem Kummer und sie sah nach rechts. Sie spürte Finn in diesem kleinen Schiff. Er war nervös – sein Herz schlug wild, sie konnte es beinahe hören. Sie rannte aus dem Cockpit und überließ DJ das Steuer.

Sie lief in das Abteil und starrte aus der seitlichen, kleinen Luke über Finn's Schiff, sie konnte ihn sehen. Sie war erleichtert. Dann blickte sie über den Planeten, der sich weit vor ihren Augen ausbreitete. Der Anblick raubte ihr den Atem. Ihre Augen wurden immer größer.

So viele Welten, so viel Schönheit gibt es in der Galaxis ...

In ihrem früheren Leben wäre sie nie über die Grenzen von Jakku hinausgekommen – sie dachte an alles, was sie erlebt hatte, an die vielen, verschiedenen Orte, die sie in den letzten beiden Monaten gesehen hatte. Sakuub war schön, überwältigend, aber Naboo – es war der Himmel. Ihre Augen glänzten – sie musterte die Flüsse unter ihnen, die sich sanft ihren Weg durch das saftige Grün suchten. Eine kleine Stadt mit unzähligen, runden Dächern in warmen Braun- und Orangetönen lag direkt unter ihnen. Sie flogen weiter über riesige Seen, deren Ränder in mächtigen Wasserfällen ausliefen, grüne Hügel und Felder rahmten das Wasser. Rey war überzeugt, dass das ein Traum sein musste.

Ben, bitte ... halte durch ... ich hole dich und dann werden wir hierher zurückkommen ... gemeinsam ...

Sie legte ihre Hand auf ihre Brust und schloss ihre Augen. Dieser Planet war so warm und friedlich, dass sie neue Hoffnung schöpfte. Sie zog ihre Brauen sanft zusammen, doch er war noch immer nicht aufzufinden. Noch immer klaffte ein riesiges Loch in ihrer Brust, in ihren Gedanken war ein dunkler Fleck, der sich immer weiter ausbreitete – von Sekunde zu Sekunde. Sie wusste, Ben war stark, er würde das aushalten – doch sie war sich nicht sicher, wie lange sie es noch aushalten würde. Ihre Attacke gegen DJ, ihre blinde Wut, diese dunkle Macht – die Finsternis in ihr könnte jederzeit zurückkommen.

Ben, nicht nur ich muss dich retten, sondern du mich auch ... davor unterzugehen, davor im Nichts zu ertrinken ...

Sie gab nicht auf, sie hoffte, er würde sie irgendwann hören.

...

Der Sternzerstörer schwebte immer noch über dem Planeten, still und wartend. Sie sperrten Ren und das Mädchen in zwei benachbarte Zellen. Er hatte kein einziges Wort mehr gesprochen. Ohne mit der Wimper zu zucken ließ er sich von Commander Tris und fünf übrigen Sturmtrupplern auf das Schiff führen. Keiner hatte ihn währenddessen weder berührt, noch mit ihm geredet. Das Kind schwieg ebenso. Das Herz des Mädchens schlug so laut, dass es das einzige Geräusch war, was er vernahm. Die Kälte des Weltraumes, die Kälte des Schiffes und der Ersten Ordnung waren ihm zuwider. Er lauschte dem Herzschlag – das Einzige, was ihm in diesem Moment Halt gab. Er stellte sich vor, dass es Rey's Herz wäre – in Sicherheit, lebendig und bei ihm.

Dicke Eisenstäbe trennten die Zellen voneinander ab. Der Gang war leer. Vor dem Gefangenentrakt patrollierten mehrere Soldaten – sie liefen auf und ab, man konnte ihre Schritte hören. Ren ließ sich auf den Boden fallen und versteckte seine müden Augen im Schatten der hintersten Ecke. Ihre Abwesenheit, die Sorge um Rey, dieses permanente Stechen des Stroms in seinem Leib – es verlangte ihm alles ab. Dann hörte er sie weinen. Das kleine Herz schlug wild und aufgeregt, er konnte das Zittern ihres Körpers spüren, obwohl sie einige Meter entfernt, genau wie er in ihrer Zelle auf dem Boden saß. Er sammelte seine Kraft: "Wie ist dein Name?" Leise und schwach kamen die Worte aus seinem Mund. Zu mehr war er nicht in der Lage.

Balance / Reylo Fanfiction / deutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt