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„Konntest du nichts Besseres zum Anziehen finden als das?", fragte mich mein Bruder und blickte mein Kleid abwertend an.

„Eigentlich wollte ich auch kein Kleid anziehen, aber ich hab's für dich getan.", sagte ich und sah ihn provozierend an. Wütend schlug ich die Autotür zu, wodurch Tyler zusammen zuckte.

Ich hatte aber auch jeden recht dazu sauer auf diesen Idioten zu sein. Einmal will ich auf eine Party gehen und er muss sofort den großen Bruder spielen. Unbedingt bestand er darauf, dass er und seine Freunde mitkommen. Jetzt stehe ich hier und werde von vier Gorillas auf eine Party begleitet. Vor allem erwecken wir dadurch sehr viele Blicke auf uns. Denn Kyle und seine Clique sind ziemliche Berühmtheiten hier und das Letzte, was ich mir wünsche ist, mit denen gesehen zu werden.

„Ecke, wir beruhigen uns erstmal.", sagte Samuel und legte seinen rechten Arm auf Kyles Schulter und seinen linken Arm auf meinen.

„Klappe!", sagten Kyle und ich gleichzeitig, woraufhin er sich wieder zurückzog. Als ich merkte, dass unser Streit schon paar Blicke auf sich zog, versuchte ich mich wieder zu beruhigen.

„Der Plan sieht so aus: Ich gehe erst rein, dann geht ihr paar Minuten nach mir rein. Dadurch wird keiner wissen, dass wir zusammen aufgekreuzt sind. Und aus der Entfernung, aus der weiten Entfernung, könnt ihr auf mich acht geben.", plapperte ich los und sah die Jungs vor mir an.

„Sollten wir uns beleidigt fühlen, dass du nicht mit uns gesehen werden willst?", fragte Samuel und kratzte sich am Hinterkopf.

„Wahrscheinlich hat sie Angst, dass wir alle Jungs verschrecken.", sagte Tyler und Samuel sah ihn einleuchtend an.

„Was? Nein. Ich will einfach nicht mit euch in Verbindung gebracht werden.", sagte ich und merkte erst im Nachhinein wie gemein das eigentlich klang.

„Dafür ist es schon zu spät.", sagte Mario und zuckte mit dem Mundwinkel. Verwirrt sah ich ihn an doch als plötzlich Ethan bei mir auftauchte, konnte ich gleich losheulen.

„Hey, Allison. Du bist gekommen.", sagte der Braunschopf und umarmte mich.

„Hab's dir ja gesagt.", sagte ich und lachte nervös auf. Die Jungs blickten Ethan kalt an, woraufhin er mich verwirrt ansah.

„Gab es ein Problem mit denen?", fragte er mich und sah mich besorgt an. Dann legte er seine Hand auf meine rechte Schulter, während er links neben mir stand. Mit geweiteten Augen sah ich seine Hand an und blickte dann zu Kyle.

„Lass deine Hand von meiner Schwester fallen.", sagte Kyle und sah ihn dabei zähneknirschend an. Ethan war sichtlich verwirrt und ließ mich auch tatsächlich los.

„Deine Schwester? Du bist die Schwester von Kyle Brown?", sagte Ethan überrascht und ich presste meine Lippen zusammen und nickte leicht. Dann blickte er wieder zu den Jungs und sein Grinsen wurde breiter.

„Du überraschst mich immer wieder aufs Neue, Allison Brown.", sagte er mit seinem Zahnpasta-Lächeln. Wie hypnotisiert lächelte ich zurück und verfiel in seinen Augen.

„Ich hoffe du hast Alkohol.", sagte Samuel auf einmal und zerrte Ethan von mir weg. Wie verdutzt stand ich noch an derselben Stelle, während mich Tyler kurz anlächelte und denen folgte. Dann sah mein Bruder mich mit zusammen gekniffenen Augen an und lief ebenfalls in das schon gefüllte Haus. Nur Mario blieb bei mir stehen und blickte mich stumm an. Mein Lächeln erlosch als ich seine gerunzelte Stirn bemerkte. Dann lief er einfach an mir vorbei und folgte den Jungs.

Was war das denn gerade? Weswegen sah er mich so an als ob er mich gerne gegen ein Auto stoßen würde?

Ich schüttelte die Gedanken an Mario weg und lief ebenfalls in das Haus. Drinnen umhüllte mich sofort der Geruch von Alkohol und Gras, die laute Musik dröhnte in meine Ohren und überall standen Leute aus unserer Highschool. Ich blickte mich um und erkannte, dass sich sofort viele Leute um meinen Bruder und seinen Freunden gestellt haben und versuchten mit denen zu reden. Ist ja nichts mehr Besonderes. Seufzend machte ich mich auf dem Weg zu denen, als mich plötzlich eine starke Hand zurückhielt.

„Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du mit Kyle Brown verwandt bist?", fragte mich Ethan und lachte leicht auf. Ich zuckte mit den Schultern und blickte runter auf meine Hände.

„Ich will meinen Abschluss in Ruhe beenden. Und würde jeder wissen, dass er mein Bruder ist, wäre das nicht möglich.", gestand ich ihm und er nickte verstehend. Ethan blickte mich eine Weile stumm an als er dann breit lächelte und seinen Arm um meine Schulter legte.

„Lass uns dir erstmal etwas zum Trinken holen.", sagte er und führte mich durch die Menge. Währenddessen begrüßten ihn viele Leute und redeten kurz mit ihm. Als wir an einem Tisch ankamen, wo die Getränke standen, überreichte mir Ethan einen Becher. Gerade als ich dankend annehmen wollte, kam mir Kyle zuvor und nahm es in die Hand. Genervt sah ich zu, wie er seinen Arm um meine Schulter legte.

„Danke, aber sie trinkt nichts.", sagte er und nahm selber einen Schluck vom Becher.

„Ich glaube Allison kann es für sich selber entscheiden.", sagte Ethan und blickte meinen Bruder ebenfalls etwas genervt an. Kyle spannte sich an und stellte den Becher wieder auf den Tisch ab.

„Was hast du gesagt, Ethan?", fragte Kyle und betonte seinen Namen abwertend an.

„Es tut mir leid.", sagte ich und blickte Ethan entschuldigend an. Dann zerrte ich diesen Idioten von Ethan weg. Als wir an einer Ecke stoppten, blickte ich ihn wütend an und biss mir auf die Unterlippe.

„Was soll das, Kyle?", fragte ich ihn verzweifelt.

„Ich hab nichts getan.", sagte er schulterzuckend, woraufhin ich genervt aufseufzte.

„Benimm dich nicht so als ob du über mein Leben bestimmen könntest. Du hast kein Recht darauf. Also hör auf dich wie ein Arschloch zu benehmen und sei mein alter Bruder, der mich immer unterstützte.", sagte ich und sah ihn enttäuscht an. Dann drehte ich mich und wollte gehen. Dabei stieß ich auf Tyler, aber beachtete ihn gar nicht. Mit schnellen Schritten lief ich in die Küche, da dort fast niemand war. Ich schloss meine Augen und lehnte mich an der Theke an.

„Alles gut?", fragte mich plötzlich Samuel und stellte sich neben mich. Ich blickte ihn kurz an und bemerkte, dass er mich besorgt ansah. Dann schloss ich wieder meine Augen und nickte leicht.

„Ich weiß, dass dein Bruder ziemlich harsch mit dir ist, aber du musst ihn auch verstehen.", sagte Samuel, woraufhin ich ihn mit zusammen gekniffenen Augen ansah.

„Bevor du mich jetzt zerfetzt. Lass es mich erklären.", sagte er und lehnte sich dann an der gegenüberliegenden Kücheninsel an.

„Sagen wir es mal so. Nachdem er gemerkt hat, dass viele Typen dich heiß finden, sind seine Alarmglocken angegangen und er versucht dich nur vor denen zu beschützen.", erzählte er. Ich lachte ironisch auf und sah ihn mit einem Wenn willst du hier verarschen Blick an.

„Dann kannst du ihm sagen, dass er seine Alarmglocken ausschalten kann und er sich gewaltig irrt.", sagte ich und schmollte leicht. Erst sah mich Samuel stumm an, bevor er dann seine Stirn runzelte.

„Dir ist es nicht bewusst, oder?", fragte er mich.

„Was ist mir nicht bewusst?", fragte ich ihn verwirrt.

„Dass du heiß bist.", sagte er, woraufhin ich auflachte und lächelnd meine Augen rollte.

„Nein, jetzt mal wirklich. Das ist auch nicht wieder eine blöde Anmache von mir. Ich kann die Sorgen von Kyle verstehen, wenn man dich als seine Schwester hat.", sagte er, was mich zum Grinsen brachte.

„Danke, Samuel.", sagte ich lächelnd und er lächelte zurück.

MY BROTHERS FRIENDSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt