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Nachdem der Arzt aus dem Krankenhauszimmer verschwand setzte ich mich auf den Stuhl der neben dem Bett stand. Samuel seufzte verzweifelt auf und knallte seinen Kopf leicht gegen das Bettgestell. Bemitleidend sah ich ihn an und biss mir auf die Unterlippe. Ich fühlte mich unglaublich mies und schuldig. Denn hätte ich ihn nach der Chemotherapie nach Hause gebracht, wäre er nicht mitten auf der Straße ohnmächtig geworden und müsste nicht ins Krankenhaus. Stattdessen habe ich mich um meinen Bruder und Mario gekümmert.

„Schau bitte nicht so.", sagte Samuel plötzlich und blickte mich Stirnrunzelnd an. Ich räusperte und strich mir eine nervende Strähne aus dem Gesicht.

„Tut mir leid.", sagte ich leise, was ihn zum aufseufzen brachte. Verwirrt blickte ich ihn an und biss mir auf die Innenwange.

„Es sollte mir leid tun. Du musstest um diese Uhrzeit wegen mir hierher kommen.", sagte er und kratzte sich am Hinterkopf.

„Samuel, alter. Das ist selbstverständlich. Natürlich komm ich.", sagte ich, was ihn zum Lächeln brachte.

„Meine Eltern müssten eigentlich auch gleich kommen. Bestimmt rastet meine Mutter gerade total aus.", sagte Samuel und lachte leicht auf. Ich musste auch leicht auflachen und blickte ihn lächelnd an.
Als ich eine Nachricht bekam, blickte ich auf mein Handy. Und als ich sah dass mir Mario geschrieben hatte, seufzte ich auf.

„Was ist los?", fragte mich Samuel und blickte mich verwirrt an.

„Mario fragt wo ich bin. Er will mit mir reden.", sagte ich und er sah mich grübelnd an. Ich habe mich Samuel mit meiner Beziehung mit Mario geöffnet und ihm alles vor paar Tagen erzählt. Es war sowas wie ein Ausgleich für mich. Er hat mir sein Geheimnis mit seiner Krankheit erzählt und ich habe ihm dafür meinen erzählt.

„Habt ihr euch gestritten?", fragte er mich, woraufhin ich leicht mit dem Kopf nickte.

„Dann ruf ihn her.", sagte er, woraufhin ich ihn geschockt anblickte.

„Wir klären ihn jetzt einfach auf. Ich will nicht das ihr wegen mir euch streitet.", sagte er, weshalb ich ihn verdutzt ansah.

„Aber-"

„Kein Aber. Ruf ihn jetzt einfach.", sagte er und sah mich auffordernd an. Ich nickte leicht und sah ihn dankend an. Dann nahm ich wieder mein Handy in die Hand und schrieb Mario dass er kommen sollte. Leicht aufgeregt steckte ich das Handy dann weg und blickte wieder zu Samuel. Dieser war total blass und hatte tiefe Augenringe. Trotzdem lächelt er immer und tut so als ob es ihm gut gehen würde. Er zeigt soviel Stärke und innerlich zerfrisst ihn dabei die Krankheit auf. Wenn dieser Junge es nicht schafft zu überleben, würde es für mich das Ende sein. Mag ja sein dass wir uns nicht lange kennen, aber eine starke Bindung verbindet uns und ich werde alles machen das wir dieses auch nicht verlieren.

Als ich gerade Samuel half sein Pudding zu essen den ich aus der Cafeteria gekauft hatte, stürmte plötzlich eine Person ins Zimmer. Mario war ziemlich aufgebracht und als er uns beide sah stoppte er in seiner Bewegung. Er sah uns geschockt an und runzelte mit der Stirn.

„Scheiße, Samuel. Geht es dir gut?!", fragte er und kam besorgt zu uns rüber. Sofort schaute er ob Samuel irgendwelche Verletzungen hatte. Ich legte die Puddingpackung weg und stand vom Bett auf wo ich seitlich saß.

„Ich glaub ich muss dir etwas erklären.", sagte Samuel und setzte sich aufrecht hin. Immer noch geschockt nickte Mario und schluckte schwer. Die nächste Zeit verbrachte Samuel damit Mario alles zu erzählen, während dieser geschockt sich alles anhörte und auf dem Stuhl saß. Ich stand in der Ecke und blickte grübelnd auf dem Boden. Die ganze Geschichte nochmal zu hören, tut mir auf jeden Fall nicht gut.

„Wie konnte ich das nur übersehen. Ich war so beschäftigt mit meinen Problemen, dass ich einfach alles andere verblendet habe. Es tut mir so leid, Buddy.", sagte Mario und sah Samuel entschuldigend an. Dieser lächelte ihn schwach an und zuckte leicht mit den Schultern.

„Du sollst dich nicht entschuldigen, Mario.", sagte Samuel. Mario sah ihn traurig an und presste seine Lippen zusammen. Dann stand er auf und umarmte Samuel.

„Du schaffst das.", sagte Mario und Samuel legte seine Arme um Mario. Dieser Anblick machte mich so unfassbar glücklich, dass sogar meine Augen verglasten.

„Ich will auch.", sagte ich und ging auf die Jungs zu. Dann umarmte ich die beiden und schniefte auf. Erst waren sie überrascht, lachten aber leicht und umarmten mich zurück.

„Es tut Mir leid, Allison. Ich bin so ein kleiner Bastard. Ich sollte dir einfach vertrauen.", sagte Mario nach der Umarmung und blickte mich entschuldigend an.

„Du bist wirklich ein Bastard.", sagte Samuel lachend, wodurch er einen kleinen Schlag von Mario auf den Hinterkopf bekam.

„Alles wieder gut?", fragte er mich, legte seinen Arm um mich und zog mich näher zu sich.

„Na gut. Aber nur diesmal.", sagte ich und blickte ihn lächelnd an. Zwar hat er mich ziemlich verletzt aber ich will nicht immer an das negative denken. Vor allem müssen wir jetzt um Samuel kümmern anstatt unsere Beziehung und unsere Streitigkeiten.

„Ich wusste schon seit dem Anfang dass was zwischen euch läuft. Nennt mich am besten Detektiv Samuel.", sagte Samuel und sah uns grinsend an. Wir fingen an zu lachen als plötzlich Samuels Eltern ins Zimmer stürzten. Sofort gingen sie besorgt zu ihm und befragten ihn hitzig. Damit die drei sich in Ruhe aussprechen konnten, verabschiedeten wir uns und verschwanden.

„Es war bestimmt schwer für dich dieses Geheimnis zu verheimlichen.", sagte Mario während er mich zu Kyles Wagen begleitete. Ich nickte leicht und zog mir die Jacke um mich näher.

„Vor allem vor dir. Ich wollte dich unbedingt aufklären wieso ich so oft mit Samuel war aber ich konnte nicht. Es war nicht meine Entscheidung wann du über seine Krankheit Bescheid wissen darfst.", sagte ich und blickte ihn an.

„Ich bin so ein Arschloch.", sagte Mario und seufzte genervt auf. Ich lachte leicht und schüttelte belustigt meinen Kopf.

„Ich hatte so unglaubliche Angst dich zu verlieren dass ich verrückt geworden bin.", sagte er und wir stoppten als wir beim Wangen angekommen sind.

„Allison, mag sein dass ich manchmal etwas übertreibe. Aber das tu ich nur weil ich dich nicht verlieren will. Ich habe schon meine Familie verloren und seit dem lasse ich fast niemanden mehr an mich ran. Und du bist jetzt da und bist meine Familie. Ich könnte deinen Verlust nicht ertragen.", sagte er und blickte mich traurig an. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meine Lippen und mein Herz erwärmte sich.

„Fuck, ist das kitschig.", sagte er und kratzte sich beschämt den Hinterkopf. Ich lachte auf und ging auf ihn zu. Dann drückte ich meine Lippen auf seine und legte meine Arme um seinen Hals.

„Mich wirst du nie wieder los."

MY BROTHERS FRIENDSWhere stories live. Discover now