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Heute war Samuels erste Chemotherapie.

Natürlich habe ich ihn dorthin begleitet und war den ganzen Tag an seiner Seite. Nachdem Termin sind wir im Park spazieren gegangen und haben den Sonnenuntergang beobachtet. Immer wenn ich an sein kraftlosen Körper und sein trauriges Gesicht nachdenke, überkommt mich ein kalter Schauer. Irgendwie ist es ziemlich krass, dass niemand Samuels Zustand merkt und ihn darauf anspricht. Ich frage mich, hätte er mir davon nichts erzählt, ob ich dann merken würde dass etwas nichts mit ihm stimmt. Denn nicht mal seine allerbesten Freunde wissen davon Bescheid.

Da es schon dunkel war, hatte mich Samuel bis zu meinem Viertel begleitet obwohl er total kaputt war. Mit einer Umarmung trennten wir uns und ich machte mich dann auf dem Weg nach Hause. Ich schlenderte mich auf dem Gehweg und versuchte mich irgendwie zusammen zu reißen. Diese ganze Sache nimmt mich ziemlich groß mit.

Zu Hause erkannte ich eine Gestalt an den Stufen vor unsere Haustür sitzen. Als ich näher trat erkannte ich dass diese Gestalt Kyle war. Dieser stützte seine Arme am Knie ab und versteckte sein Gesicht in seine Hände. Verwirrt lief ich zu ihm rüber und hörte beim näher treten ein leises Schluchzen.

„Kyle?", fragte ich besorgt nach, woraufhin sein Kopf hoch zu mir hoch schoss. Als er mich sah, wischte er sich seine Tränen weg und räusperte laut.

„Was ist passiert?", fragte ich und setzte mich neben ihm auf die Stufen. Als ich mich hingesetzt hatte, konnte ich deutlich riechen dass er etwas getrunken hatte. Seine Augen waren etwas rot und sein Körper glühte förmlich.

„Ich bin total am Arsch.", stotterte er und schniefte laut. Langsam legte ich meine Hand auf seine Schulter und blickte ihn mit gerunzelter Stirn an.

„Wieso?", fragte ich vorsichtig nach. Er blickte mich kurz still an bevor er dann beschämt wieder wegblickte.

„Ich habe früher total Scheiße gebaut und jetzt muss ich dafür bezahlen.", sagte er und seufzte verzweifelt auf. Eigentlich würde mir Kyle sowas nie erzählen, da er aber ziemlich betrunken ist, bemerkt er es nicht mal. Morgen ist bei ihm bestimmt alles vergessen.

„Kyle, erklär es mir genauer.", sagte ich, woraufhin er sich dann mit dem ganzen Körper zu mir drehte.

„Ich schulde diesem Bastard vom Drogendealer 10.000 Dollar.", sagte er verzweifelt und versteckte sein Gesicht wieder in seine Hände. Mir blieb die Schlucke weg und ich sah ihn geschockt an. 10.000 verdammte Dollar?!

„Was hast du getan, Kyle.", sagte ich und sah ihn besorgt an. Dieser seufzte und fing an wieder zu schluchzten. Sofort nahm ich ihn in meine Arme und er schlang seine Arme um mich.

„Allison, ich weiß nicht was ich machen soll. Ich habe nicht mal nen Dollar in meiner Hosentasche.", sagte er und legte seine Stirn gegen meine Halsbeule. Ich krauste mit der Stirn und drückte ihn fester zu mir. Da ich meinen Bruder sehr selten weinen sehe, tat mir dieser Anblick unglaublich im Herzen weh.

„Ich finde eine Lösung. Mach dir keine Sorgen.", sagte ich und versuchte ihn zu beruhigen. Er schüttelte aber eifrig mit dem Kopf und blickte mich wieder an.

„Halt dich ja daraus. Ich kann nicht zulassen dass dir was geschieht.", sagte er und sah mich streng an.

„Das kann ich auch nicht.", sagte ich und seufzte auf. Dann brachte ich Kyle dazu aufzustehen und half ihn ins Bett zu bringen da er kaum laufen konnte. Als er fast schon im Halbschlaf war, konnte ich irgendwie aus ihm herausbekommen wem er das ganze Geld schuldete. Daraufhin verließ ich sein Zimmer, nahm seine Autoschlüssel in die Hand und verließ das Haus mit schnellen Schritten. Während ich ins Auto stieg, rief ich eine Freundin von mir an die sich in dem Bereich leider zu gut geht. Zwar wollte sie mir am Anfang nicht sagen wo ich den Dealer finden kann, aber ich konnte es aus ihr endlich herausquetschen. Mit schneller Geschwindigkeit fuhr ich dann in die Bank und dann zur Adresse die mir die Freundin zugeschickt hatte.

Dort angekommen parkte ich das Auto vor einem abgekommen Haus in einer etwas gefährlichen Gegend. Aus diesem Haus hörte man laute Musik heraus und es war überfüllt mit Teenagern die definitiv nicht die artigsten sind. Ich krallte mich an meiner Tasche fest und stieg aus dem Auto. Während ich in das Gebäude lief, erhaschte ich viele Blicke auf mir. Was auch verständlich ist, da ich hierher definitiv nicht passte und ziemlich auffiel. Das war mir aber jetzt wirklich scheiß egal. Nach mehreren Rumfragen führte mich schließlich ein Junge durch die überfüllte Bude und zeigte auf einen Jungen der mit mehreren Lauten auf dem Couch saß und kiffte. Ich bedankte mich und lief zu ihm rüber.

„Cedric Dillon?", fragte ich vorsichtig nach als ich vor ihm stand. Unbeeindruckt sah er mich an und zog an seinem Joint.

„Ich muss mit dir reden.", sagte ich und versuchte die Blicke der anderen zu ignorieren.

„Tut mir leid, süße. Falls ich dir Hoffnungen gemacht habe. Ich war wahrscheinlich bekifft und aus uns wird nichts.", sagte er und checkte mich dann am ganzen Körper ab.

„Ich bin nicht deswegen hier. Wir müssen echt dringend reden.", sagte ich und rollte mit den Augen. Er kniff seine Augen zusammen und seufzte dann. Schließlich stand er dann auf und schmiss seinen Joint in irgendeine Ecke. Dann lief er an mir vorbei und ich folgte ihm. Im Flur blieb er stehen und blickte mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Was willst du?", fragte er genervt und rieb sich am Hinterkopf.

„Ich will die Schulden von jemanden begleichen.", sagte ich und räusperte. Seine Augen weiteten sich und er sah mich verwirrt an.

„Von wem?", fragte er und sah mich interessiert an.

„Von Kyle Brown.", sagte ich und er nickte dann leicht verstehend.

„Komm dann mit.", sagte er und lief den Flur runter. Erst zögerte ich und folgte ihn dann. Zwar knallte ich gegen den ganzen Leuten die im Flur standen und ich verlor manchmal den Überblick, doch schaffte es dann schließlich dem Jungen in ein Zimmer zu folgen. Als ich rein trat bemerkte ich sofort dass es ein Büro war. Cedric schloss die Tür und setzte sich ans Tisch.

„Setz dich.", sagte er und zeigte auf die Stühle die vor dem Tisch gestellt wurden. Ich nickte leicht und setzte mich auf eines der beiden hin.

Das kann jetzt was werden.

MY BROTHERS FRIENDSWhere stories live. Discover now