Hölle

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In der Nacht floh ich ins Badezimmer und übergab mich filmreif in die Kloschüssel. Mein Magen rebellierte pausenlos und krampfte sich immer und immer wieder zusammen. Ich krümmte mich und presste die Hände auf den Bauch, fluchte und promt kam ein neuer Schwall.
Auch als alles schon draußen war, würgte ich immer noch vor mich hin und wurde von Bauchkrämpfen geschüttelt.

Nach ein paar Sekunden, Minuten oder Stunden wurden mir die verschwitzten Haarsträhnen aus dem Gesicht gehalten. Ich zitterte am ganzen Körper und die leisen Laute die Len vor sich hinmurmelte, halfen mir dabei mich zu beruhigen.

"Ist alles raus?" fragte Len und musterte mich, das Häufchen Elend, besorgt. 
Ich war zu erschöpft um zu sprechen und nickte deshalb nur kaum merklich mit den Kopf.
"Hier spül lieber den Mund aus." Er reichte mir ein Glas Woher hat er das? mit Wasser und ich spuckte es nach dem Ausspülen in die Toilette.

Kurz darauf tauchte ein kalter Waschlappen in meinem Sichtfeld auf und wusch mir den Schweiß von der Stirn. Mein Kinn wurde angehoben und ich blickte in ein Paar grüner Augen. Sie waren emotionslos, aber immer noch wundersc- ... Sarina!

Mein schwacher Versuch, Len den Lappen aus der Hand zu nehmen, wurde nur mit einem belustigtem Blick quittiert. Darum begnügte ich mich ihn grimmig an zu schauen und zu hoffen, dass er bald fertig war. Ich fühlte mich wie ein Kleinkind.

Die Übelkeit hatte abgenommen und ich informierte Len darüber (mit Hilfe von Handzeichen, da ich nicht riskieren wollte ihn voll zu spucken), dass ich jetzt duschen wollte.

Und zwar, allein.

Er zog mich auf die Füße, betätigte die Spülung und platzierte mich auf den Klodeckel.
"Du bleibst hier. Nicht weglaufen. Ich hole dir was zum anziehen. Aber du musst mir sagen wo ich suchen soll. Ich möchte keinen Blick auf deine Unterwäsche werfen."

1. Na klar, wo soll ich denn bitte hingehen?

2.WAAS?

Ich bedachte ihn mit einem meiner besten Hast-du-sie-noch-alle?-Blicke und verschränkte meine Arme vor der Brust.
"Wenn du das machst, siehst du aus wie ein Kleinkind."

Ich starrte ihn erst weiter wütend an, lockerte aber dann die Arme und sie fielen mir schlaff in den Schoß. Kochend vor Wut erklärte ich ihm, wo meine Hosen und T-shirt's lagen.

"Keine Sorge, ich mache das nicht gerne." Len blinzelte einmal und verschwand dann aus dem Bad.
Während ich vor mich hinschmollte, nahm die Übelkeit ein wenig ab. Ich atmete bewusst langsam ein und aus.

"Geht eine einfache Jogginghose und ein Top?" rief Len mir zu.

Abermals atmete ich vorsichtig. Keine Übelkeit.
Okay, ich versuch es.

"Ja." antwortete ich kurz und konzentrierte mich wieder darauf nicht zu erstickten und gleichzeitig mich nicht zu übergeben.

"Ich hoffe du brauchst keine Hilfe beim ausziehen, weil ich das nämlich, selbst wenn du es nicht könntest, nicht machen würde." Len kam zurück und hielt meine Klamotten in den Händen.

"Wow, sehr nett. Dann hätte ich mit Sachen duschen müssen." ich dachte übertrieben nach."Naja, wenigstens wären sie dann gewaschen." antwortete ich sarkastisch.

"Dein Humor ist jedenfalls wieder da." bemerkte er und warf mir noch einen letzten undefinierbaren Blick zu, bevor er die Tür hinter sich schloss.

Ich schälte mich aus meinen verschwitzten, mit Erbrochenem beschmierten Klamotten und kam zu dem Schluss, dass ich wirklich ziemlich schrecklich aussehen musste. Ich war bestimmt schon halb Zombie. Ich machte einen Riesenbogen um den Spiegel und stieg unter den Wasserstrahl.

Mein neues IchWhere stories live. Discover now