Von Glitzervampiren und rücksichtslosen Chefs

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"Weihnachtsmärkte sind das letzte." murmelte ich zwei Tage später, während ich mich an einem knutschenden Pärchen vorbei, zum Stand für gebrannte Mandeln quetschte.
Meine Mutter hielt freudestrahlend eine riesige Tüte der karamellisierten Köstlichkeiten in der Hand und schaute sich staunend um.
Man müsste meinen, sie hätte noch nie einen Weihnachtsmarkt gesehen (was definitiv nicht der Fall ist).
"Mum, ich habe keine Lust mehr." stöhnte ich.
"Sarina, wir sind doch gerade erst eine halbe Stunde hier. Wie kannst du da schon gehen wollen?"
Ich verzog mein Gesicht und deutete auf die Menschenmassen um uns herum. "Genau deswegen. Ich bin eben nicht gern unter Menschen."
Mum seufzte.
"Aber du musst doch auch einmal raus. Du kannst dich doch nicht für die wenigen Tage nur in deinem Zimmer verschließen."
"Tue ich doch gar nicht." protestierte ich. Doch ein Blick von meiner Mutter reichte und ich gab zerknirscht zu: "Na gut, vielleicht schon."
"Siehst du. Frische Luft tut dir gut."
Ich verdrehte die Augen.

Meiner Mutter war während unserem späten Frühstück die grandiose Idee gekommen, doch auf den kleinen Weihnachtsmarkt im Stadtzentrum zu gehen. Dad hatte sich damit herausgeredet, dass sich (angeblich) haufenweise Arbeit auf seinem Schreibtisch stapeln würde. Doch ich wusste genau, wenn Mum und ich das Haus verließen, würde er seine heißgeliebten Winnetou-Filme herauskramen und für die nächsten Stunden nicht mehr ansprechbar sein. Ich hatte ebenfalls versucht, eine Notlüge zu finden, doch der Vorwand, ich müsste noch Hausaufgaben machen und mein Zimmer putzen, wurde mit einem strengen Blick meiner Mutter zunichte gemacht.

Nun stand ich also hier in der Kälte und sah Mum dabei zu, wie sie sich gebrannte Mandeln in den Mund schob. Ich seufzte. Bald würde sie sich wieder bei mir über ihr Hüftgold beschweren.

"Ich gehe mir mal ein Glas Punsch besorgen." informierte ich meine Mutter und drehte mich auf dem Absatz um.

"Aber alkoholfreien!"

"Jaja." machte ich und hob abwinkend die Hand. Dann verschwand ich in der Menge.

Der Stand für heißen Punsch war nicht schwer zu finden. Einfach in die Richtung laufen, wo die Leute mit dampfenden Bechern herkamen.

Währenddessen ich wartete, dass ich drankam, schaute ich mich ein bisschen um. Es war wirklich voller als ich gedacht hatte.

Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter.

"Hey, kannst du wechseln?"

Mir wurden ein paar Pfundnoten unter die Nase gehalten und ich hätte fast laut geknurrt. Ich hasste es, wenn jemand Fremdes mir (vor allem meinem Gesicht) zu nahe kam.

Ich drehte mich entnervt um und mein Blick fiel auf ein sehr... attraktives Gesicht.

Ein bekanntes, attraktives Gesicht.

Innerlich stöhnte ich auf.

Das war ja klar. Ich hätte damit rechnen müssen, dass einige Schüler meiner alten Schule hier sein würden.

Vor mir stand Edward Cullers. Herzensbrecher, Draufgänger, Ballkönig, Kapitän des Fußballteams und mein Ex-Schwarm.

Es war schlechte Ironie, dass der Name dieses eingebildeten Ar.... ehm, so eine Ähnlichkeit mit dem glitzernden Lieblingsvampir der Twilight-Saga besaß.

Ich musterte die kastanienbraunen, hochgegeelten Haare des Jungen, seine himmelblauen Augen und den kantigen Kiefer eingehend. Er hatte sich irgendwie verändert.

Anscheinend war ihm der prüfende Blick aus meinen türkisen Augen ein wenig unheimlich, denn er räusperte sich mehrmals hintereinander und trat von einem Bein aufs andere.

Ich lächelte leicht, als ich diese Entdeckung machte und stellte erfreut fest, wie sich der Herzschlag meines Gegenübers sich beschleunigte.

"Ed!"

Mein neues IchWhere stories live. Discover now