Tag zwei -Erwachen

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In dieser Nacht schlief ich schlecht.

Mein Kopf brachte mich fast um den Verstand, da mir immer schlimmere Horrorszenarien einfielen, wie die Akademie mitsamt ihren Schülern dem Erdboden gleichgemacht werden konnte.

Meine Gedanken waren ein einziger dunkler Strudel, der nicht den Anschein machte, sich in geraumer Zeit noch zu beruhigen.

Len neben mir atmete ruhig und gleichmäßig, jedoch konnte ich die selbst im Traum gerunzelte Stirn durch den schwachen Schein des fast vollen Mondes erkennen.

Er würde in zwei Nächten rund und hell über unseren Köpfen erstrahlen, während wir unter seinem kalten Licht um unser Leben kämpften.

Allein die Vorstellung versetzte meinem Körper in ein nervöses Zittern.

Unbewusst tastete ich nach der warmen Hand meines Freundes, die sich augenblicklich fest um meine schloss. Als ich am nächsten Morgen erwachte, befanden sie sich noch in der selben Position.

Benommen blinzelnd kam ich langsam zu mir und sah geradewegs in grüne Augen.

"Morgen.", flüsterte ich und lächelte schwach.

"Morgen.", antwortete Len leise. Die Sorge in seinem Gesicht übertrug sich auf seine Stimme. "Gut geschlafen?"

Er strich mir eine verirrte Haarsträhne aus der Stirn und ich zuckte nur mit den Schultern.

"Ja, ich auch.", sagte er. Seine Hand lag an meiner Wange und streichelte sie sanft.

"Len."

"Hm?"

Meine Hände streckten sich unter der Decke nach ihm aus und er verstand sofort. Der Abstand zwischen uns verschwand und ich barg meinen Kopf an seinem Hals, während der Alpha mich in eine feste Umarmung zog.

Wir verstanden uns ohne Worte.

Still lagen wir da, lauschten dem Herzschlag des anderen.

Die Angst, die Sorge und all die unguten Gefühle, die uns noch eben zu ersticken drohten, erschienen auf einmal weniger bedrückend.

Lens warme Hände hielten mich an seine Brust gedrückt, strichen meinen Rücken auf und ab -spendeten Trost- und versprachen somit stumm, was seinen Mund nicht verließ: "Ich bin hier, hab keine Angst. Solange wir zusammen sind, wird uns nicht geschehen. Solange wir uns haben, wird alles gut."

Doch wie sehr ich dies auch glauben wollte, die Realität schien mir dagegen viel greifbarer. Selbst diese gut gemeinte Geste konnte das nicht verschleiern.

"Len."

"Hm?"

"Versprich mir, dass du mich nicht verlässt."

Die Hände auf meinem Rücken stoppten.

"Warum sollte ich dich verlassen?"

"Ich brauche dich."

Ich presste mein Gesicht gegen seine Brust und zog ihn noch fester an mich heran.

"Sarina, erschreck mich nicht.", lachte der junge Alpha leise und der Klang der tiefen Stimme in seiner Brust verlieh mir etwas Tröstliches. Er küsste meine Stirn.

"Du bist mir viel zu wichtig. Wie könnte ich dich da jemals allein lassen?"

Ich schniefte und lachte peinlich berührt.

"Du hast es gehört. Wenn du dein Versprechen jemals brechen solltest, dann . . ."

"Dann was?"

Entschlossen hob ich meinen Kopf und blickte ihm direkt ins Gesicht.

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