Man rettet mir den Allerwertesten

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Lens POV

Ich schaute noch einmal über die Schulter. Sarina stampfte ziemlich energisch ihren Gruppenmitgliedern hinterher, was mich zum Schmunzeln brachte. Es tat mir leid, dass sie sich meinetwegen in so eine Lage brachte, da ich wusste, wie ihre erste Bekanntschaft mit Diana verlaufen war. Aber ich war ihr unglaublich dankbar. Ich wollte Diana nicht mit jemand anderem in eine Fraktion stecken, weil ich ihr gegenüber noch etwas misstrauisch war. Sollte sie etwas anstellen, wäre jedenfalls jemand in der Lage, erfolgreich Unstimmigkeiten beseitigen zu können.

"Dawson, kommst du?" fragte mich der Dunkelhaarige aus meiner Gruppe ungeduldig und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich glaube mich erinnern zu können, dass er Sane Lynch hieß.

Mein Blick schweifte wieder zurück zu der großen Tür.

"Macht es euch etwas aus, wenn ihr schon mal voraus geht? Ich komme gleich nach." fragte ich, ohne meinen Blick von dem massiven Holz abzuwenden.

"Äh." Sane drehte sich hilflos zu dem Mädchen um, von dem ich vermutete, dass sie Grace hieß. "Bist du dir sicher? Wir können auch warten." fragte diese und verlagerte unruhig ihr Gewicht auf das rechte Bein.

Ich wandte mich ihr zu.
"Macht euch keine Sorgen. Es dauert nur ein paar Minuten." lächelte ich sanft und sah ihr eindringlich in die braunen Augen.

Ich war mir der Wirkung auf Frauen (besonders Teenagern) nur allzu gut bewusst. Es war eigentlich unfair von mir, Aussehen und Charme als eine Art Waffe gegen sie zu verwenden, um das zu bekommen, was ich möchte. Da war sogar der Bonus des Willen Aufzwingens ziemlich unnötig.

Na ja, außer bei einer Person.
Bei Sarina scheint keiner der beiden Faktoren eine große Rolle zu spielen. Die meiste Zeit hatte es den Anschein, als würde ich sie regelrecht abstoßen (was ich jetzt nicht wirklich ohne Bestätigung behaupten kann, aber jedenfalls kommt es mir manchmal so vor).

Grace lief rot an und fing an herum zu stammeln.
Sane warf ihr verärgerte Blicke zu und ich bemerkte die langsam aufsteigende Spannung, sodass ich wieder zu meiner Forderung zurück kam.

"Also, würde es euch etwas ausmachen erstmal allein aufzubrechen?"

Ich glaube das Wort »allein« und mein verschwörerischer Blick in Richtung Sane, machte bei ihm 'klick' und er fing an, zögernd mit dem Kopf zu nicken.
"Ich hätte nichts dagegen. Hol uns dann einfach ein."

Nach kurzem Zögern, gab Grace nun auch nach und zuckte mit den Schultern. "Aber sei vorsichtig."

"Keine Sorge," lachte ich "ich kann schon auf mich aufpassen."

Sie verdrehte grinsend die Augen, murmelte "Männer." und packte dann Sane am Ärmel. "Los komm, wir haben eine Mission."

Kurz bevor die Beiden um die Ecke bogen, drehte er sich noch einmal nach mir um und formte mit den Lippen ein 'Danke'. Meine abwinkende Handbewegung quittierte er mit einem Augenrollen, bevor er dem ungeduldigen Rufen von seiner Partnerin folgte.

Nachdenklich wandte ich mich wieder der robust aussehenden Tür zu und starrte sie an.
Ich wusste nicht genau warum, aber sie zog mich, obwohl ich hinter ihr eine ziemlich düstere Aura wahrnehmen konnte, irgendwie an.

Vorsichtig trat ich näher und begutachtete das grobe Holz. Zwei große kupferfarbene Türklopfer hingen jeweils an den Flügeltüren und ich fuhr einmal mit den Fingerspitzen die tiefen Kerben nach, die durch das Anklopfen im Laufe der Jahre entstanden waren.

Urplötzlich ertönte ein lautes Klacken und ich schreckte zurück. Mein Herz raste und ich musste mich kurz am Mauerwerk festhalten, um nicht stolpernd nach hinten umzukippen.

Mein neues IchWhere stories live. Discover now