Klarheit

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Für einen kurzen Moment herrschte unheimliches Schweigen. Jeder im Raum versuchte zu begreifen, welche Informationen ich da gerade eben preisgegeben hatte.

Dann brach Tumult aus.

David und Seth versuchten Cody in seinen Schranken zu halten, während der Muskelprotz alle Kraft daransetzte, Nevis an die Gurgel zu springen. Scarlet schnappte sich währenddessen Ruby und schleppte sie, ohne auf den lautstarken Protest ihrer Schwester zu achten, hinter sich her. Emily warf mir einen entschuldigenden Blick zu und bedeutete mir mit diversen Handgesten, dass sie die Sache schon irgendwie geregelt bekäme. Dann folgte sie ihrer besten Freundin flink aus dem Zimmer.

Diana war mittlerweile aufgestanden und unterhielt sich mit ernster Miene leise mit Len, dessen angespanntes Gesicht eine einzige perfekte Maske war. Ich lief zu Paul, Aria und Grace hinüber, die unsicher am Rand standen und dabei zusahen, wie Lens Freunde Cody wieder zur Vernunft zwangen.

„Ich denke, das Treffen ist damit beendet." schloss ich seufzend. „Ich denke, es wäre besser, wenn ihr jetzt geht. Wir werden euch natürlich über Neuigkeiten informieren. Mir wäre es lieb, wenn ihr das auch Ruby, Scarlet und Emily sagen könntet."

Aria nickte.

„Machen wir. Viel Erfolg hier noch." Sie warf dem Knäul aus Armen und Händen einen abschätzenden Blick zu. „Na los, Leute."

„Bis dann, Sarina." sagte Paul und auch Grace verabschiedete sich. Nachdem ich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte, atmete ich noch einmal tief durch und kehrt ins Wohnzimmer zurück. Eisauge verharrte immer noch auf dem Sofa und starrte betroffen vor sich hin.

„ Alter, Mann, lass das bloß sein!" Der Aufschrei von David lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf Cody. Auf Cody, der anfing, wie wild zu zittern.

Ein Adrenalinstoß durchfuhr mich und blitzschnell hatte ich Nevis' Arm gepackt und ihn hochgezerrt.

„Verschwinde!" zischte ich eindringlich. „Los, bevor es noch schlimmer wird."

Der Austauschschüler erhaschte einen kurzen Blick auf das halb verwandelte Krokodil am Boden und stürmte dann an mir vorbei in Richtung Haustür.

Ich zog wütend meine Augenbrauen zusammen und krempelte die Ärmel meines Pullovers nach oben.

Der kann was erleben!

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich Tai, der noch immer unsicher im Türrahmen stand. Unwirsch deutete ich mit dem Kopf auf ihn.

„Tai, geh mal nach Nevis schauen."

„Ich?" Perplex zeigte er mit dem Zeigefinger auf sich selbst.

Ich verdrehte entnervt die Augen.

„Ja, oder soll ich die Stehlampe schicken?"

Er schüttelte den Kopf.

"Aber-"

"Bitte, Tai."

Er sah mir für einen kurzen Moment in die Augen, schien offensichtlich zu finden, was er suchte, und beeilte sich dann eilig, den Eiskönig einzuholen.

Ein Schrei ließ meinen Kopf herumfahren.
Das Krokodil hatte mittlerweile gesehen, dass Nevis nicht mehr an seinem ursprünglichen Platz saß und versuchte nun, an Seth und David vorbeizukommen. Dabei scheute es auch nicht, nach den Hosenbeinen der Jungs zu schnappen, damit sie den Weg freimachten. Anscheinend war das auch der Grund für Seths Aufschrei gewesen.

Ich sah mich nach Len um. Er konnte seinen Freund sicher besser zur Vernunft kriegen als ich.

Doch ich konnte den Schwachkopf nirgendwo entdecken.

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