Wenn man einfach mal eine Zuflucht braucht

25.9K 1.4K 441
                                    

Unruhig wälzte ich mich in meinem Bett.

Meine Gedanken waren ein einziger reißender Fluss, der mich langsam aber sicher in den Wahnsinn trieb.

Egal wie krampfhaft ich versuchte, an etwas anderes zu denken, das Bild der glühenden Augen hatte sich in mein Gedächtnis gebrannt und ließ sich einfach nicht vertreiben.

Außerdem steckte mir noch immer der Kampf mit dem Werwolf in den Knochen..... und wie ich ihn getötet hatte.

Ein kalter Schauer lief meine Wirbelsäule hinab.
In diesem Moment wünschte ich mir nichts sehnlicheres, als mit meiner Mum zu reden.

Sie hatte am späten Nachmittag angerufen und mir eine zweite Standpauke gehalten. Wie enttäuscht sie doch von mir sei und, dass ich vorher doch meinen Kopf einschalten solle.
Selbst meine Versuche, sie zu beruhigen, funktionierten nicht.
Ich hatte gehört, wie sie anfing zu weinen... und letztendlich auflegte.

Len pochte daraufhin mehrmals an meine Tür, doch ich antwortete nicht auf seine Frage, ob alles in Ordnung sei.
Lieber setzte ich mir Kopfhörer auf und blätterte in meinem Fabelkundebuch.

Nun lag ich hier im Dunkeln und widerstand der Versuchung, einfach aufzustehen und an der Tür des Nachbarzimmers zu klopfen.
Dabei bräuchte doch so dringend jemanden zum Reden

Nein, ich werde nicht zulassen, dass ich mich weiterhin so auf ihn einlasse.

Mit diesem Vorsatz drehte ich mich auf die andere Seite.

◆◇◆◇◆◇◆◇◆◇◆

Und warum... stehe ich dann jetzt hier?

Nur mit einer leichten Decke um den Körper gehüllt, stand ich im Schlafanzug im Flur und fragte mich, wann genau es so weit gekommen war.

Seufzend legte ich meine Stirn an das harte Holz.
Ich denke, das war absehbar.

"Len?" fragte ich schwach und hob wie in Zeitlupe meine Faust.
Leicht schlug ich mit den Fingerknöcheln gegen die Tür.
"Darf ich reinkommen?"

Für ein paar Sekunde hörte ich nichts.

Doch dann öffnete sich die Tür ruckartig und ich kippte nach vorn, da ich mit meinem Gewicht immer noch an ihr lehnte.
"Hey!" Haltsuchend klammerte ich mich an Lens breiten Schultern fest.
"Sarina!"
Erschrocken schlang der Alpha seinen Arm um meine Mitte und stützte mich. "Alles in Ordnung?"

"Ja, geht schon." keuchte ich und machte einen Schritt zurück. Meine Ohren glühten.

"Gut." Len grinste. "Kein Grund, mich zu überfallen."

"Spinner." grummelte ich und zupfte würdevoll die verrutschte Decke um meine Schultern zurecht. "Warum reißt du auch so plötzlich die Tür so auf?"
Len legte den Kopf schräg und sah mich aus dem Augenwinkel an. Blieb mir jedoch eine Antwort schuldig. "Egal. Darf ich jetzt reinkommen?"

"Aber immer doch."

"Danke." Ich drängte mich an ihm vorbei und lief schnurstracks auf sein Bett zu. Len folgte mir misstrauisch und setzte sich neben mich auf seine Decke.

Unsicher wanderte mein Blick durch sein Zimmer.
Der Einrichtungsstil war etwas anders, als der meines Zimmers.
Len besaß anstelle eines breiten Panoramafensters vier kleinere.
Folglich hatte er auch keinen Balkon.
Das Bad war an der gleichen Stelle wie bei mir.

Anstatt eines Himmelbettes, saßen wir auf einem schlichten schwarzen Boxspringbett. Auf dem Nachttisch stapelte sich Lesestoff und der Schreibtisch war, ähnlich wie bei mir, mit Zetteln, Lehrbüchern und Stiften übersäht, während der Laptop zusammengeklappt in der Mitte des Tischen platziert war.

Mein neues IchWhere stories live. Discover now