Ein sehr . . . außergewöhnlicher Morgen

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Lens POV

Unterstellst du mir gerade, dass ich fremdgehe?!

Mit weit aufgerissenen Augen lag ich in meinem Bett und starrte in die Dunkelheit.

23:48

Sarinas Schluchzer waren schon vor einer ganzen Weile verstummt und auch wenn diese Geräusche dafür sorgten, dass sich mein Herz auf das schmerzhafteste zusammenzog, war es doch ein Zeichen dafür, dass sie noch wach war und sich über das Geschehene Gedanken machte.

So wie ich.

Ich vermutete stark, dass meine Artgenossin einfach irgendwann eingeschlafen war, da ich nicht einmal mehr das Rauschen von Wasser gehört hatte, als ich in meinem Zimmer hockte und ganz tief in mir hoffte, dass sie vielleicht noch einen Versuch starten und sich bei mir entschuldigen würde. Denn wenn es so gewesen wäre, hätte ich ihr wahrscheinlich verziehen.

Ich hasste Streit.

Wieso war ich Idiot auch eingeschlafen?

Es hätte alles so viel leichter (und vor allem friedlicher) sein können, wenn ich einfach gestern Nacht zu Sarina gegangen wäre. Zusammen hätten wir sicherlich eine Lösung gefunden.

Mein Blick glitt zu meinem Nachttisch.

Das Bild von Sarina und mir stand in Bettrichtung gedreht dort und wurde durch die leuchtenden roten Ziffern der Digitaluhr daneben in ein gespenstisches Licht getaucht.

Dabei war das Foto alles andere als das.

Schnaufend drehte ich mich auf die Seite, knipste die Lampe neben meinem Bett an und setzte mich auf. Müde rieb ich mir über das Gesicht und fuhr mit den Fingern durch meine zerzausten Locken.

Ich war zwar unendlich müde, doch im Moment war an Schlaf nicht zu denken.

"Scheiße.", zischte ich und ballte die Fäuste.
Ich hatte mir vorhin alle Mühe gegeben, die Sache möglichst emotionslos und gefasst anzugehen . . .

Aber wie sich im Nachhinein herausgestellt hatte, war das ja nicht so gut geglückt.

Warum musste sie denn auch plötzlich mit Diana ankommen? Ist es nicht offensichtlich genug, dass, sogar als wir noch nicht zusammen gewesen waren, ich nichts von diesem Blondschopf wollte?
Himmel noch mal! Sarina ist meine feste Freundin!

Mein Kopf pochte.

Wenn das so weiter ging, würde ich heute Nacht keine einzige Minute Schlaf mehr bekommen.

Widerwillig hievte ich mich also aus meinem warmen Bett und machte mich auf dem Weg in die Küche, um mir eine Kopfschmerztablette und ein Glas Wasser zu holen.

Ich nahm mir gerade ein Glas aus dem Küchenschrank, da hörte ich, wie die Haustür leise aufgeschlossen wurde. Nur einige Augenblicke später tauchte Nevis im Türrahmen auf, der aber sofort zurückschreckte, als er mich sah.

"Himmel", keuchte er "hast du mich erschreckt."

Ich warf ihm einen missbilligenden Blick zu und deutete dann auf die Uhr an der Wand.

"Die Sperrstunde hat schon seit Stunden begonnen. Wieso bist du erst jetzt zurück?"

"Habe ich doch vorhin gesagt.", erklärte er mir und zog seine Jacke aus. "Ich bin noch unterwegs gewesen."

Meine Augenbrauen schnellten in die Höhe und ich musterte ihn genauer.

Zerzauste Haare, gerötete Wangen, ein zerknittertes T-Shirt . . .

Der Austauschschüler schien sich unter meinem prüfenden Blick nicht wohlzufühlen und räusperte sich.

"Warum bist du denn noch auf?"

Mein neues IchWhere stories live. Discover now