Und die Vorbereitungen beginnen

16K 777 286
                                    

"Nicht dein Ernst.", kicherte ich "Sie hat sich wirklich bei dir entschuldigt?"

"Ich konnte es auch kaum fassen." Len grinste und häufte mir noch eine Kelle Nudelsalat auf den Teller. "Warte nur ab. Ich wette, sie kommt noch in den nächsten vierundzwanzig Stunden zu dir und bittet um Verzeihung."

"Na, dann fange ich schon mal an, die Minuten zu zählen."

Schelmisch zwinkerte ich ihm zu und rutschte mit meinem Tablett weiter zum Fleischbuffet.

Da Mrs. Roberts im Moment auf ihrem Zimmer war, nutzten Len und ich die Gunst der Stunde , uns ein frühes Mittagessen zu gönnen. Das Küchenpersonal war zwar teilweise noch damit beschäftigt die meisten der Platten von der Küche in den Speisesaal zu bugsieren, doch für den Hunger meines Freundes und mir reichte das bereits zur Verfügung gestellte Essen vollkommen aus.

Nachdem ein Haufen gebratener Speck, ein halbes Steak und zwei Spiegeleier auch noch ihren Weg auf meinen Teller gefunden hatten, steuerte ich mit dem Tablett vorsichtig auf einen der Tische zu und setzte mich seufzend. Len folgte nur wenige Augenblicke später und ließ sich mir gegenüber nieder.

"Hier." Er reichte mir eines der beiden Saftgläser, die auf seinem Tablett standen.

Mit großen Augen nahm ich es entgegen.

"Danke." Überrascht starrte ich ihn an, aber Len nahm nur sein Besteck in die Hand und fokussierte sich auf sein Essen.

Meine Mundwinkel hoben sich verschmitzt und ich grinste.

Nun widmete auch ich mich meinem Teller und schob mir die erste Gabel in den Mund.

Für eine Weile aßen wir schweigend und ich hatte ein wenig Zeit, mir Gedanken über Grace' Vision zu machen.

Die Szenerie, die ich erblickt hatte, wollte mir genauso, wie der Anblick dieser Kreaturen nicht mehr aus dem Sinn gehen. Es schien mir, als würde ein Film immer und immer wieder vor meinem inneren Auge abgespielt werden. Kein einziges Detail verlor ich aus meiner Erinnerung.

Erst die friedliche, schneebedeckte Senkung im Tal, dann die plötzliche drückende Stille, die Wervampire, die zwischen den Bäumen hervor geschossen kamen und alles im Dorf verwüsteten, und letztendlich diese seltsame Frau, die den Befehl zum Rückzug gegeben hatte.

Ja, diese Frau . . .

Unbewusst legte ich den Kopf schräg und erregte wohl somit Lens Aufmerksamkeit.

"Was ist los? Du runzelst schon wieder so die Stirn."

Ein wenig amüsiert musterte mich der Alpha, doch als er bemerkte, dass ich nicht zurück lächelte, beugte er sich ein wenig besorgt nach vorn.

"Sarina?", fragte er leise und ich schüttelte den Kopf, um mich nicht in meinen Gedanken zu verlieren.

"Len, wir müssen uns schleunigst etwas überlegen. Ich habe das Gefühl, dass bald alles um uns herum dem Untergang geweiht ist, wenn wir nicht bald etwas unternehmen." Entschlossen legte ich mein Besteck beiseite und sah ihm fest in die Augen. "Egal, wie lange es dauern wird, notfalls bleibe ich auch die ganze Nacht wach, aber wir müssen Mrs. Roberts davon überzeugen, die Vorfälle dem obersten Gremium zu melden, damit endlich Klarheit herrscht. Ich weiß ja nicht wie das bei euch hier läuft, aber ist nicht das, was Mrs. Roberts tut eigentlich strafbar? Ich meine, sie unterschlägt Informationen über die Gefährdung der Sicherheit eines gesamten Volkes."

Mein Freund seufzte schwer und ließ sein Gesicht in die Hände fallen.

"Du hast ja recht."

"Und macht es uns nicht auch schuldig, da wir ebenfalls davon wissen, aber nichts dagegen tun?"

Mein neues IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt