Frohe Weihnachten, Sarina

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"Mein Mädchen," murmelte Mum. "du hast dich ganz schön verändert."
Sie löste sich vorsichtig von mir und musterte mich genau. Ihr Blick fuhr über meine karamellfarbenen Wellen, glitt mein Gesicht entlang und verharrte dann auf den türkisen Augen.

Sie blinzelte angestrengt.

"Mum," Ich lächelte. "ist schon gut. Ich weiß, dass ich anders aussehe."

Sie schluckte. "Nein, es geht schon. Es ist nur, dass ich dich noch nie so gesehen habe."

Verunsichert sah ich zur Seite.

"Süße, das ist doch nichts schlechtes." beeilte sich meine Mutter zu sagen und gab mir einen Kuss auf die Wange. "Du siehst wundervoll aus."

"Sarina." strahlte mein Dad, der sich bis vor einem kurzen Moment noch mit meiner Schulleiterin unterhalten hatte. Er schloss mich in eine Umarmung.

Ja, das hatte ich vermisst.

"Und du musst Len Dawson sein, habe ich recht?" hörte ich meine Mutter neugierig fragen. Schnell löste ich mich von meinem Vater und eilte an ihre Seite. Warnend warf ich ihr einen Blick zu, den sie jedoch gekonnt ignorierte.

"Ja, Mrs. McAllen." Len erwiderte Mums Händedruck und schenkte ihr sein bestes Zahnpastalächeln, das er bei mir nur anwandte, wenn er entweder Mist gebaut hatte oder meinen Nachtisch wollte.

'Schleimer!' warf ich ihm im Stillen an den Kopf, doch er zwinkerte mir nur verschwörerisch zu.

"Sind Sie sich sicher, dass Sie sie mit nach Hause nehmen wollen? Ich meine, das ist eine Reise durchs halbe Land." warf Mrs. Roberts nun besorgt ein, was sich sicherlich auf das, von uns unterbrochene Gespräch vorhin bezog.

"Natürlich sind wir sicher." antwortete mein Vater mit fester Stimme. "Sarina ist unsere einzige Tochter. Sie über Weihnachten zu Hause haben zu wollen, ist doch wohl selbstverständlich."

"Sarina, bitte lade doch schon einmal deine Reisetaschen in den Wagen, okay?" flüsterte Mum mir zu und stolzierte dann mit erhobenen Hauptes zu den beiden Erwachsenen, um sich an der Diskussion zu beteiligen.

"Wow, ich hatte keine Ahnung, dass ich so wichtig bin." meinte ich beeindruckt und öffnete den Kofferraum.

"Natürlich," lachte Len leise und lehnte sich ans Auto, den Blick auf den Waldrand gerichtet. "du bist ein Alpha. Du hast die oberste Schutzpriorität. Durch deine mächtige Ausstrahlung werden magische Wesen schneller auf dich aufmerksam, als auf niedriger gestufte Metamorphen."

"Aber deswegen ist es doch gerade wichtig, dass sie den meisten Schutz bekommen, oder nicht? " Ich lachte hart auf. "Ach was, ich wette, dass sich die meisten sogar besser verteidigen könnten, als meine Wenigkeit."

Ächzend hievte ich die Tasche ins Auto. Als sich die Heckklappe schloss, ertönte ein lauter Knall.

Len drehte sich zu mir um und beobachtete mich aus schmalen Schlitzen. Den Kopf hatte er schief gelegt, die Arme verschränkt.

Ah, verdammt. Macht er das mit Absicht?

"Was?" fragte ich abfällig und hoffte, dass ich mich cooler anhörte, als ich mich eigentlich fühlte.

Der Alpha holte Luft und kam einen Schritt näher.
Ich begann zu zittern.

Die Kälte war aber auch lästig.

"Bevor du gehst, wollte ich dir noch etwas geben. Sozusagen ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk."

Mit großen Augen sah ich ihm dabei zu, wie er eine dünne, silberne Kette aus seiner Jackentasche fischte. Wortlos drückte er sie mir in die Hand.

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