28.1 Asfáleia - Sicherheit

157 25 23
                                    

Hinter dem Tor wartete kein ersehnter Ausgang. Nach einem kurzen Marsch in der Dunkelheit, in der sich die drei Kinder an den Händen gehalten hatten, um sich nicht zu verlieren, waren sie in einem weiteren Gang herausgekommen, einem, ihnen nur allzu bekannt vorkam. Sanftes, schummriges Licht schien von überall und warf schwache Schatten auf ihre Gesichter. Ebenmäßige, graue Steine bedeckten Boden, Wände und Decke, ein ewig monotones Puzzle. Allerdings war dieser Gang breiter.

Dias vermutete, dass der Gang ungefähr zwei Mal in den Raum gepasst hätte, in welchem sie Erebos das erste Mal getroffen hatten. Beinahe erwartete er die festen, schwarzen Säulen, die sie sich bis in die Schatten rankten. Allerdings half ihnen diese Feststellung nicht über die bittere Enttäuschung hinweg, dass sie noch immer keinen Weg gefunden hatten, der ihnen wirklich weiter half.

„Wir wissen noch nicht, was am Ende liegt", sagte Vaia, als Sotiris seiner Frustration Luft machte.

Der andere Junge schnaubte. „Das Gleiche, wie bei allen andere verdammten Gängen zuvor. Nichts und wieder nichts."

„Das weißt du nicht", erwiderte das Mädchen.

„Du genauso wenig", knurrte er. „Ich bin es leid." Sotiris packte sein linkes Handgelenk und zischte vor Schmerz. „Oder soll das umsonst gewesen sein, hm? Wir haben uns verbrennen lassen, weil wir weiterkommen wollten und jetzt ist hier wieder nichts, was uns hilft."

„Ich verstehe dich doch", sagte Vaia ruhig. „Aber jetzt die Nerven verlieren wird uns noch weniger helfen. Blind und kopflos losstürmen hat noch nie funktioniert. Lass uns einfach die Ruhe bewahren."

Sotiris öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, was, dem aggressiven Leuchten in seinen Augen nach zu urteilen, sicher nicht freundlich gewesen wäre, doch Dias legte ihm eine Hand auf den rechten Unterarm und zwang ihn damit, ihn anzusehen.

„Sie hat Recht", fing er an und fügte schnell hinzu: „Aber meinst du, du bist allein mit deiner Frustration? Vaia und mir geht es genauso. Ich hasse es hier. Ich hasse diese Steine, diese Gänge, dieses Tor. Ich hasse das ganze Labyrinth. Aber wir können es uns nicht erlauben, jetzt den Kopf zu verlieren. Schau nur, wie weit wir gekommen sind." Er deutete mit der Hand nach hinten, wo die Dunkelheit den Gang verschluckte. „Wir haben so viele Hürden überwunden. Eine weitere ist doch ein Kinderspiel, oder? Besonders für uns."

Dias hielt seinen Blick auf seinen Kameraden gerichtet, dem anzusehen war, wie er innerlich mit sich rang.

Schließlich seufzte Sotiris, schloss die Augen für ein paar Sekunde und nickte. „Ich weiß, ich weiß. Tut mir leid, ich wollte nicht –" Er gestikulierte mit der Hand, aber ihm fielen dem Anschein nach nicht dir richtigen Worte ein, weswegen er sie wieder fallen ließ. „Tut mir leid."

„Vergeben und vergessen", sagte Vaia mit einem schiefen Grinsen. Ihr kurzzeitig fröhlicher Gesichtsausdruck wurde beinahe sofort von einem düsteren Schatten überdeckt. Sie blickte nach vorne. „Wir sollten weitergehen. Ich will nicht noch mehr Zeit verschwenden."

Sotiris nickte erneut. „Ja. Wir haben immerhin noch etwas zu erledigen." Er knirschte mit den Zähnen.

Elara, schoss es Dias durch den Kopf. Der Tod – oder vielmehr das vollständige Verschwinden – ihrer kleinen Gefährtin würde nicht unbestraft bleiben. Dafür würden sie sorgen. Er entfernte seine Hand von Sotiris' Arm und wandte den Blick ebenfalls nach vorn. Sein Kopf pochte und schmerzte. Sein Mund war trocken. Er hatte am ganzen Körper Schmerzen und seine Füße fühlten sich an, als würden sie jeden Moment abfallen.

„Wenn wir hier rauskommen, dann habe ich so einiges mit dem lieben König zu klären", knurrte Sotiris leise neben ihm. „Er hat Elaras Tod zu verbüßen."

LavýrinthosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt