Kapitel 51

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Drei der Männer zerrten gerade unsere Jungs mit Gewalt in das Holzhaus hinein, da sie sich wehrten. Mit einem sichtlich amüsierten Ausdruck im Gesicht betrachtete der junge Mann das ganze Szenario. Er lehnte lässig neben dem Fenster und wartete, bis sie sich beruhigten. Es geschah aber das Gegenteil, denn Liam schubste den Kerl, der ihn festhielt mit voller Wucht zurück und haute ihm anschließend ins Gesicht. Durch den unerwarteten Schlag taumelte dieser einige Schritte zurück. Erschrocken riss ich die Augen darüber auf und wollte aufstehen, doch mein Handeln verhinderte der vierte Mann, der uns bewachte. Seine schwere Hand legte er auf meiner Schulter ab, womit er mich wieder auf die Couch drängte. Gezwungen musste ich sitzen bleiben und ansehen, wie sich alle drei gegen sie widersetzten.

Mein Freund stürzte sich auf den Typen und schlug ihm immer wieder ins Gesicht. Levin und Jayden blieben nicht brav und unterstützten Liam bestens, indem sie die anderen beiden nicht unverletzt ließen. Mit offenem Mund schaute ich zu, wobei sich eine gewisse Angst und Nervosität in mir mischte. Die Mädchen konnten ebenso nichts dagegen tun, außer sie zu beobachten. Das alles war doch verrückt und absurd. Noch immer konnte ich nicht fassen, dass das gerade wirklich passierte.

Am Ende schafften die drei Männer sie unter ihre Kontrolle zu bringen, indem jeweils eine Waffe gegen die Jungs richteten. Dadurch bewegten sie sich nicht und blieben bewegungslos in ihrer Position stehen. Bei dem Anblick hielt ich die Luft an und meine Augen wanderten zu dem Boss, der dafür verantwortlich war. Am liebsten würde ich ihm an die Kehle springen, da er in einem Menschen nur das Gefühl auslöste ihn in Fetzen zerreißen zu müssen. Als ob er meinen Blick spürte, schaute er in meine Richtung und schenkte mir ein Lächeln, was ich mit einer ausdruckslosen Miene erwiderte.

"Liam, Levin und Jayden", sprach er schließlich.

Die Arme verschränkte er vor die Brust und grinste alle drei an, die sich zu ihm umdrehten. Verwirrte Gesichtsausdrücke ließen sich bei ihnen zeigen, was ihn unterhaltet, denn seine Mundwinkel stiegen ein weiteres Stück in die Höhe. Einen Schritt wagte er in ihre Nähe, dabei ließ er seine Hände in den Hosentaschen verschwinden. Er schaute jeden einzelnen genauestens an, bis er bei Liam hängen blieb. Dieser verengte die Augenbrauen und blickte ihn mit einem fraglichen Ausdruck an, jedoch sprach der Junge mit den grünen Augen nicht. Stumm ging er auf ihn zu und blieb direkt vor ihm stehen, dabei behielt er sein dummes Lächeln auf den Lippen, was Liam mit hoher Wahrscheinlichkeit störte.

"Er hat nh Freundin, falls er dir gefällt", ließ Jayden einen Kommentar darauf fallen, wobei ich mir ein breites Schmunzeln nicht verkneifen konnte.

Nach diesen Worten wendete sich der junge Mann an ihn und schüttelte lachend den Kopf darüber, weshalb Jayden provozierend mitlachte. Keine Sekunde ließ er ihn aus den Augen und seine Blicke gefielen mir nicht besonders. Außerdem blutete seine Nase, jedoch interessiert es ihn nicht, denn er konzentrierte sich lediglich auf den Typen. Hope und ich tauschten einen skeptischen Blick aus, denn sie verspürte ebenso kein gutes Gefühl dabei.

"Ich stehe auf Frauen", gab er ihm zu wissen.

"Auf Frauen, also?", hakte Jayden nochmal nach.

"Ja", bestätigte dieser und nickte, dabei kam er ihm noch näher und still beobachteten wir die beiden.

"Gut, dass ich das weiß", sagte dieser.

"Warum?", interessierte es ihn.

"Jetzt bin ich mir ganz sicher, dass du dich an meine Freundin ran gemacht hast", flüsterte er grinsend und betonte die zwei Worte sehr stark im Satz.

Wenige Sekunden später schlug ihm Jayden mit der Faust ins Gesicht, wodurch dieser einige Schritte zurück taumelte. Er fand keinen Halt mehr und fiel rückwärts auf den Boden. Da keiner von uns mit diesem Schlag gerechnet hatte, starrten wir unseren Freund mit großen Augen an. Dieser wollte sich auf den Verletzten stürzen, jedoch hielten ihn zwei der Männer fest. Katy und ich sagten gar nichts dazu, wobei Liam und Levin breit vor sich hin grinsten.

"Das ist mein Freund!", schrie Hope voller Begeisterung und lächelte über beide Ohren.

"Hope", sagte ich nur.

"Was denn?", zuckte sie mit den Schultern und strahlte ihren Freund mit Stolz an, worüber ich die Augen verdrehte, aber trotzdem schmunzelte.

"Levin", sprach nun Liam seinen Bruder an und blickte zu ihm rüber, der ihn ebenfalls ansah.

"Liam", erwiderte dieser.

"Ich will nach Hause, Bruder", erklärte er.

"Ich auch, Bruder", stimmte ihm der ältere Black zu, worauf wir die beiden verständnislos anschauten.

Die zwei Brüder begannen plötzlich zu lachen, bis sie sich mit einer schnellen Bewegung umdrehten und den Männern die Waffen aus der Hand rissen. Sie schmissen diese ans andere Ende des Raumes und schlugen ihre Gegner bewusstlos. Überrascht sah ich mir das Bild an, was sich vor meinen Augen ab spielte und war sprachlos darüber, wie gut die beiden waren. Als sie auch Jayden von den Kerlen befreiten, die ihn noch festhielten, war es endlich vorbei. Erleichtert stand ich von der Couch auf und warf mich in die Arme meines Freundes, der mich beruhigend umarmte. Einen kurzen Blick warf ich zu den anderen und musste lächeln, als Hope Jayden einen fetten Kuss auf die Wange verpasste.

Durch ein verrücktes Lachen fiel die gute Stimmung und wir blickten alle zu dem Jungen mit den grünen Augen runter. Er saß weiterhin auf dem Boden und lachte über diese Situation, anstatt das er jetzt verängstigt wirken sollte, da er nun allein hier stand.

Liam ging auf ihn zu und packte ihn grob am Kragen. Mit Gewalt zog er ihn auf die Beine und drückte ihn mit ganzer Kraft gegen die Wand. Er verpasste ihm sogar einen Schlag ins Gesicht, der sehr schmerzhaft aussah, jedoch kümmerte es diesen nicht, denn er leichte einfach weiter. Auch der Schwarzhaarige blickte ihn für einen Moment verstört an, aber haute ihn schließlich erneut. Blut floss schon aus seiner Nase, wobei dieser noch immer ununterbrochen lachte. Wütend schubste er ihn gegen die Wand und es änderte nichts an seiner Lage. Damit bestätigte er nur ein weiteres Mal, wie verrückt dieser Junge war. Unheimlich und irre.

"Sag mir, wer du bist", verlangte Liam, wobei dieser abrupt mit seiner durch geknallten Lache aufhörte.

"Rede!", forderte er ihn auf und wurde lauter.

"Erkennst du mich nicht?", fragte dieser ihn, wobei er ihn durch verwirrten Augen ansah, sowie wir alle.

"Was?", verstand er nicht.

"Schau mich an", sagte der junge Mann.

"Schau mir genau in die Augen, Liam", wollte er von ihm, wodurch dieser nur noch verwirrter schien.

"Komm schon", grinste er aufgeregt.

"Wer bin ich?", machte er ein Rätsel daraus.

"Entweder sagst du mir deinen Namen oder-", begann Liam, aber wurde von ihm unterbrochen.

"Oder was?", interessierte es ihn.

"Willst du mich töten?", amüsierte er sich.

"Bei dir würde es mich nicht einmal wundern", lachte er darüber und provozierte ihn immer mehr.

"Liam der Mörder", flüsterte er mit einer gespielt dunklen Stimme und machte sich über ihn lustig, wobei ihn Liam plötzlich an seinem Hals packte.

"D-Du bist genauso v-verrückt wie ich", murmelte er und mein Freund verstärkte den Griff nur noch mehr sodass er fast schon keine Luft mehr bekam.

"Liam!", sagte ich ängstlich.

"Levin tu was!", geriet Katy in Panik.

Der große Bruder entriss Liam von den Jungen, da er ihn zuerst nicht loslassen wollte. Er schnappte nach Luft und hustete anschließend laut. Jayden blieb neben ihm stehen und als er sich beruhigte, schlug er ihn bewusstlos zu Boden. Aus diesem Grund warfen wir ihm einen fragenden Blick zu.

"Er redet zu viel", zuckte er mit den Schultern.

"Liam", murmelte ich schließlich erneut.

"Bist du verrückt geworden?", regte ich mich jetzt auf und wendete mich an den Schwarzhaarigen.

"Leute", kam meine Schwester dazwischen.

"Verschwinden wir erstmal von hier und zu Hause klären wir alles", meinte sie, womit sie Recht hatte.

"Ihr geht nirgendwo hin", befahl plötzlich der blonde Mann, der wieder bei Bewusstsein war und nun mit seiner Waffe in der Hand am Türrahmen stand.

Der VerstandWhere stories live. Discover now