Kapitel 31

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Meine Augen weiteten sich automatisch und ich verfiel in eine geschockte Starre. Seine Worte wiederholten sich immer wieder in meinem Kopf und blieben an seinem Nachnamen hängen, der mir nicht gerade unbekannt erschien. Allen. Leicht begann ich den Kopf darüber zu schütteln und blickte den Mann vor mir weiterhin verständnislos an, denn diese Situation war vollkommen absurd.

Was suchte Ace's Bruder vor meiner Haustür?

Langsam beruhigte ich mich und meine Augen wanderten zu seiner Hand, die er mir noch immer freundlicher Weise hinhielt, jedoch machte ich keine Anstalten sie zu schütteln. Ich hob schließlich den Kopf, um ihn erneut anzusehen, worauf er sich räusperte und seine Hand wegzog, um etwas zu sagen. Im selben Augenblick wurde er aber von einer bestimmten Person unterbrochen.

"Aria was-", erklang die fragliche Stimme von meinem Freund, der sich wenige Sekunden später neben mich stellte und sofort verstummte.

"Dale?", fragte er sichtlich verwirrt nach, worauf der Angesprochene seinen Blick zu ihm wandte.

"Hallo Liam", begrüßte dieser ihn.

"Was machst du hier?", wollte Liam wissen, dabei hatte er seine Augenbrauen verengt.

"Ich muss mit euch reden", antwortete er, dabei verschwand langsam sein Lächeln.

"Kann ich reinkommen?", bat er höflich um meine Erlaubnis und blickte wieder zu mir.

Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob ich ihn wirklich ins Haus reinlassen sollte oder nicht. Mich interessierte es nämlich, was er mit uns zu besprechen hatte, aber trotzdem ergriff mich ebenso die Unsicherheit bei dieser Sache. Aus diesem Grund tauschte ich mit Liam einen Blick aus, der mir deutlich ein nein signalisierte, jedoch entschied ich mich anders, indem ich auf die Seite ging und Dale somit Platz machte, dass er durchgehen konnte.

Ich schloss die Tür hinter mir und führte den älteren Bruder von Ace ins Wohnzimmer, wo sich noch alle anderen befanden. Schnaubend folgte uns Liam hinterher und war äußerst unzufrieden damit.

"Nie hört dieses Mädchen auf mich", murmelte er genervt vor sich hin, worüber ich schmunzelte.

Als wir im Wohnzimmer angekommen waren, richteten sich alle Blicke auf uns und einige rissen ungläubig ihre Augen auf, als sie erkannten, wer neben mir stand. Sogar Jack schaffte es sich aufzurichten und schaute mich fragend an, jedoch zuckte ich nur unwissend mit den Schultern.

Ich deutete schließlich Dale mit einer kleinen Handbewegung, das er sich auf den Sessel neben Daniel setzen konnte, was er auch tat.

Daraufhin nahm ich neben dem Lockenkopf Platz, der weiterhin sehr schläfrig war, sodass ich mir langsam Sorgen um ihn machte. Meine Aufmerksamkeit wanderte zu Liam, der sich widerwillig neben mich setzte und sich auf den Mann konzentrierte.

"Träume ich gerade oder sitzt da wirklich Dale Allen?", flüsterte Hope nicht gerade leise.

"Ich bin es wirklich", beantwortete Dale höchstpersönlich ihre Frage, worauf sie etwas schüchtern und ertappt nickte.

"Worüber willst du mit uns reden?", kam Liam dazwischen und ich bemerkte seine Anspannung, worauf ich unauffällig nach seiner Hand griff.

"Ich bin hier, um euch freundlich vor etwas zu warnen", begann er und wurde ernster.

"Wovor?", fragte ich neugierig.

"Haltet euch vom Gefängnis, wo sich Ace befindet und von der Psychiatrie fern", befahl er eisern, weswegen eine kurze Stille in der Luft herrschte in der niemand ein Wort verlor.

"Seit wann sorgst du dich um Ace?", wollte Liam interessiert von ihm wissen.

"Ich bin sein Bruder, das ist glaub ich Erklärung genug", antwortete dieser monoton.

"Nicht wirklich", meinte er.

"Ich denke eher weniger, dass dich die Beziehung zwischen meinem Bruder und mir interessiert, denn ihr führt soweit ich weiß seit über zwei Jahren keine Freundschaft mehr miteinander", machte Dale das Offensichtliche klar, worauf Liam still blieb.

"Warum die Psychiatrie?", stellte ich ihm nun die Frage, die mich eher neugierig machte.

"Manchmal ist es besser bestimmte Dinge nicht zu wissen", entgegnete er dazu.

Er schenkte mir ein kleines Lächeln, jedoch erwiderte ich es keines Wegs und war unzufrieden mit seiner Antwort, weswegen ich dieses Gespräch auch nicht einfach beenden wollte. Dieser Mann wusste über alles Bescheid, aber verheimlichte uns die Wahrheit, aber ich hielt es nicht weiter aus und wollte endlich die Fragezeichen in meinem Kopf loswerden. Meine Unruhe sollte endlich aus mir verschwinden.

Ich spürte wie Liam über meine Handrücken strich und erst jetzt fiel mir auf, dass ich seine Hand beinahe zerquetschte. Anscheinend kümmerte es ihn aber nicht wirklich, denn er schaute mich nur besorgt an, als ob er in mich hindurchsehen würde.

"Alles okay?", hakte er leise nach, worauf ich nur stumm nickte und er mich mit einem skeptischen Blick betrachtete, was ich ignorierte.

"Ich sollte jetzt gehen", ertönte Dale's Stimme, weswegen ich mich in seine Richtung drehte.

Er war schon längst aufgestanden und hatte es wohl eilig. Niemand sagte ein Wort dazu und anscheinend erwartete er auch keine richtige Verabschiedung von uns, weshalb er vorhatte den Raum selbst zu verlassen, jedoch erhob ich mich von der Couch und mein nächster Satz hielt ihn vom Gehen ab.

"Ist Ihnen schon bewusst, dass ich zur Polizei gehen könnte und Sie als eines der Verdächtigen melden könnte?", drohte ich ihm etwas unsicher, wodurch eine gewisse Stille im Raum entstand.

"Ich denke nicht, dass du das tun würdest", meinte er und drehte sich amüsiert zu mir um.

"Ich sehe keinen Grund, um das nicht zutun", erwiderte ich herausfordernd.

"Gut, dann würde es dir also nichts ausmachen, wenn ich dich und deine Freunde ebenso der Polizei melde, weil ihr in der Psychiatrie herumgeschnüffelt habt? Immerhin habe ich die Überwachungskameras, als Beweise, aber soweit ich weiß, hast du nichts gegen mich in der Hand, Aria", lächelte er mich weiterhin an und betonte meinen Namen extra stark.

"Du solltest jetzt wirklich gehen", mischte sich schließlich Liam ein und dieser nickte.

"Es war schön dich wiederzusehen Liam und es hat mich ehrlich gefreut die besondere Aria Evans persönlich kennenlernen zu dürfen", sagte er, jedoch schenkte ich ihm keine weitere Beachtung.

"Ich kann verstehen, warum ihr euch beide in sie verliebt habt", waren seine letzten Worte.

Der VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt