Kapitel 32

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"Ich mag ihn nicht", unterbrach Hope nach einigen Minuten die Stille des Schweigens.

"Er ist ja auch der Bruder von Ace", zuckte Jayden mit den Schultern, als ob es selbstverständlich wäre.

"Eigentlich ist es gut, dass er gekommen ist", dachte mein Cousin laut darüber nach, worauf sich alle Blicke im Raum auf ihn aufmerksam richteten.

"Warum?", wollte Hope wissen.

"Weil er uns somit bestätigt hat, dass Ace wirklich hinter diesen Nachrichten steckt", antwortete mein Freund für Jack, der zustimmend nickte.

"Trotzdem wissen wir noch immer nicht, wer der andere ist, der es höchstwahrscheinlich auf dich abgesehen hat", erinnerte uns Daniel an das wichtigere Problem und deutete auf Liam.

"Ja, aber wer soll das bitte sein? Es gibt soweit ich weiß niemanden außer Ace mit dem Liam eine Auseinandersetzung hat", beteiligte sich nun Jayden an das Gespräch und wirkte gerade sehr ernst.

"Wir sind auf der falschen Spur", vermutete nun Jack, der etwas wacher als vorher ausschaute.

"Vielleicht ist derjenige nicht hinter Liam, sondern hinter Ace her", murmelte ich nachdenklich.

"Warum sollte er dich dann beschützen wollen?", verstand Hope es nicht weiter.

"Wahrscheinlich weiß die Person über Aria Bescheid, das Ace sie mag und benutzt sie somit als Drohung gegen ihn", überlegte Daniel.

"Was somit auch bedeutet, dass Ace aus diesem Grund möchte, dass Liam Aria beschützt", ergänzte mein bester Freund an seine Gedanken hinzu.

"Das ist alles so kompliziert", flüsterte Hope.

"Wenn wir nur die Möglichkeit hätten mit Ace zu reden, würde nicht so ein Chaos in unserem Kopf herrschen", sagte daraufhin Jack.

"Falls diese Theorien stimmen, bringe ich ihn eigenhändig um", regte sich nun Liam auf.

"Das wirst du nicht tun", bestimmte ich.

"Wegen ihm bist du vielleicht in Gefahr", machte er mich auf diese Tatsache aufmerksam.

"Das bedeutet trotzdem nicht, dass du ihn dann umbringen musst", versuchte ich ihm zu erklären, jedoch schüttelte dieser nur den Kopf darüber.

"Liam", versuchte ich es erneut.

"Was?", fragte er aufgebracht.

"Leute, beruhigt euch", unterbrach uns Hope, weswegen wir uns anschwiegen.

"Altes Ehepaar", kommentierte Jayden amüsiert darauf, wodurch er von Liam einen wütenden Blick bekam und dieser unschuldig die Hände hob.

"Wir haben ein sehr wichtiges Detail ausgelassen", bemerkte Daniel plötzlich und blieb ernst.

"Und welches?", wurde Hope neugierig.

"Die Psychiatrie", antwortete er und für einige Sekunden blieb es sehr ruhig im Raum.

Es war eines der Dinge, die mich wirklich interessierte. Es brachte mich zum Nachdenken, warum Dale wollte, das wir von der Psychiatrie fernblieben. Ich konnte es ehrlich gesagt nicht nachvollziehen und keinen klaren Grund finden. Wir waren an diesen Ort gegangen, um mehr Informationen über Fleur ihre Lage zu bekommen und danach tauchte auf einmal Ace's Bruder hier auf. Er hatte uns beinahe damit gedroht.

"Fleur", flüsterte ich vor mich hin.

Ich erstarrte augenblicklich, als mir etwas schreckliches bewusst wurde. Mein erschrockener Blick wanderte automatisch in die Richtung meines Cousin, der mich im selben Moment ebenfalls mit einem gequälten Gesichtsausdruck ansah.

"Nein", sagte er mit leiser Stimme und die Verzweiflung war ihm ins Gesicht geschrieben.

"Jack", begann ich, jedoch schüttelte er fassungslos den Kopf und wollte anscheinend nichts hören, wobei ihn die anderen leicht verwirrt beobachteten.

"Wir wissen noch nicht, ob Fleur zu ihnen gehört", wollte ich ihn beruhigen.

"Scheiße", entfuhr es von Jayden.

Der Lockenkopf stand angespannt auf und ging im Wohnzimmer hin und her, dabei fuhr er sich immer wieder gestresst durch die Haare. Nervös folgten ihm meine Augen und ich war selbst durcheinander.

Diesmal war ich diejenige, die ihren Kopf entsetzt schüttelte. Mein Verstand wollte keinen Glauben daran schenken, dass dieses Mädchen vielleicht etwas mit Ace zutun hatte. Das würde gar keinen Sinn ergeben. Warum sollte Fleur bei sowas mitmachen? Sie hatte unter einer Krankheit gelitten und das genauso wie ich. War alles etwa gespielt, war das ein Teil eines dummen Spiels und war Jack für sie in keiner Weise wichtig gewesen?

Der Gedanke ließ meine Wut herausrücken, denn wenn das stimmte, würde sie es bitter bereuen.

"Jayden", wendete ich mich an ihn.

"Ja?", fragte dieser.

"In welchem Hotel hält sie sich auf?", wollte ich wissen, dabei klang ich ein wenig ungeduldig.

"Was hast du vor?", interessierte es Liam.

"Sagst du es mir jetzt?", forderte ich Jayden auf und ignorierte meinen Freund.

"Aria", gab er nicht auf.

"Was denn?", zischte ich gereizt.

"Beruhig dich", meinte er.

"Ich bin doch ruhig!", wurde ich etwas lauter und er nickte nur, dabei griff er nach meiner Hand.

"Jayden", sprach ich erneut zu ihm.

"Ja, liebe Aria?", lächelte er nervös und sein Blick huschte öfters hinter mich.

Aus diesem Grund drehte ich mich zu Liam um, der gerade seinem Kumpel mit den Augen deutlich Anzeichen machte, dass er mir ihren Standort nicht verraten sollte. Daraufhin zog ich ärgerlich meine Hand aus seiner, worauf er mich anschaute und den Mund aufmachte, um etwas zu sagen. Mit einer Handbewegung hielt ich ihn davon ab. Er blickte mich bittend an und wollte mich offenbar wirklich davon abhalten, aber langsam reichte es mir.

Als ich mich wieder zu Jayden drehte, sah ich diesen abwartend an und erwartete eine Antwort. Der Braunhaarige schaute sehr unentschlossen aus und hatte höchstwahrscheinlich vor Liam Angst, weswegen er sich bestimmt nicht traute.

"Ich hasse dich", murmelte ich ihn seine Richtung und dieser zog mich nur in seine Arme.

"Ich weiß", hauchte Liam an mein Ohr.

"Das kann wirklich nicht sein", kam es von Jack, der sich wieder setzte und uns eindringlich ansah.

"Nicht Fleur", versuchte er uns zu erklären, dabei schaute er so traurig aus, was mich verletzte.

"Es soll nicht so sein", hoffte er leise.

Im selben Augenblick klingelte es an der Haustür und Hope stand schweigend auf, um diese zu öffnen. Wahrscheinlich müssten das Levin und Katy sein. Seine Verletzungen waren noch nicht geheilt und meine Schwester kümmerte sich natürlich um ihn, weswegen sie auch bei den Black's übernachtet hatte. Irgendwie lag es auch daran, dass sie Angst hatte und ihn darum keine Sekunde alleine lassen wollte. Ich konnte ihr Verhalten gut nachvollziehen, denn ich hätte genauso gehandelt.

Am liebsten würde ich alle, die ich liebte in einen Raum einsperren und solange nicht rauslassen bis dieses Spiel ein Ende gefunden hatte.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ich Schritte wahrnahm. Zuerst sah man nur eine sprachlose Hope, die ihre Augen ein Stück aufgerissen hatte. Verständnislos ließ mich Liam langsam los und ich blickte meine beste Freundin fragend an, die jedoch kein Wort rausbekam.

Anschließend erschien ein weitere Person, die sich aber nicht um Levin oder Katy handelte und mit der wohl gerade niemand gerechnet hätte.

Der VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt