Kapitel 33

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"Fleur?", fragte Jack sichtlich verwirrt nach, als ob er noch nicht realisierte, dass sie dort stand.

Sie blickte ihm direkt in die Augen und ich konnte Unsicherheit darin erkennen, die sie versuchte zu verbergen, was sie aber nicht schaffte. Ihr Hände hatte sie fest um ihre Tasche geklammert, als ob sie einen Halt suchen wurde. Ein schüchternes Lächeln schmückte schließlich ihre Lippen und anscheinend wusste sie nicht so genau, was sie jetzt tun sollte.

Mein Cousin löste sich aus der Starre, dabei bewegte er sich langsam auf sie zu und blieb direkt vor ihr stehen. Daraufhin setzte sich Hope neben Jayden und wir beobachteten die beiden gespannt, auch wenn wir sie vielleicht lieber alleine lassen sollten.

"Warum bist du gekommen?", wollte er wissen.

Für einige Sekunden blickte sie ihn nur schweigend an und es schaute so aus, als ob sie sich jede Kleinigkeit an seinem Gesicht einprägen wollte.

Am Ende ging sie die letzten Schritte auf ihn zu und umarmte ihn, was Jack wahrscheinlich etwas überrascht hatte, denn dieser blieb zuerst versteinert an derselben Stelle stehen. Letztendlich legte er seine Hände vorsichtig an ihren Rücken und drückte sie näher an sich, was mich leicht lächeln ließ.

"Das ist so süß und traurig", kam es auf einmal von Hope, die einige Tränen verloren hatte.

Die beiden lösten sich wieder voneinander und die ganze Aufmerksamkeit lag nun auf meiner besten Freundin. Verständnislos schauten wir sie an, da sie plötzlich so emotional geworden war und ihr Freund reichte ihr sogar ein Taschentuch in die Hand, sodass sie sich über die nassen Wangen wischen konnte.

"Sie hat ihre Tage", erklärte uns Jayden und bekam von ihr einen Schlag in die Seite.

"Aua!", zischte er wehleidig.

"Arsch", beleidigte sie ihn.

"Ich liebe dich doch", murmelte er und hielt sich die die schmerzende Stelle mit der Hand.

"Schleim jetzt nicht", warnte sie ihn.

"Man Hope", jammerte er gequält, worauf sich ihr Blick auf ihn richtete.

"Tut es sehr weh?", wollte sie nun besorgt wissen.

"Nö", grinste er und hatte es nur vorgespielt, worauf sich ihr Miene augenblicklich änderte und sie ihn wieder in dieselbe Seite wie zuvor schlug.

"Scheiße...jetzt t-tuts weh", flüsterte er diesmal wirklich ehrlich und verzog das Gesicht.

"Pech", meinte sie und ich schmunzelte.

Jemand räusperte sich, weswegen sich alle zu Jack umdrehten, der weiterhin mit Fleur am gleichen Fleck ruhte. Sie schien amüsiert über Hope und Jayden zu sein, doch als wir sie alle ansahen, verschwand es sehr schnell und sie wirkte deutlich unsicher.

Offensichtlich bemerkte dies der Lockenkopf, denn er griff zögernd nach ihrer Hand. Fraglich blickte sie ihm intensiv in die hellbraunen Augen, jedoch schenkte er ihr nur ein beruhigendes Lächeln, was sie erwiderte. Er wollte ihr damit Sicherheit geben und sie spüren lassen, dass sie keine Angst haben musste. Sie hatte sich ihm nun anvertraut, indem sie zu ihm gekommen war. Jack würde sie jetzt beschützen und nicht mehr gehenlassen, denn er fühlte etwas für Fleur.

Liebe.

Das Gefühl, das sie ihm das Herz erneut brechen würde, wollte mich aber nicht in Ruhe lassen.

Beide setzten sich schließlich zu uns und für eine gewisse Zeit herrschte eine unangenehme Stille in der Luft, die irgendwie niemand unterbrach. Schlussendlich brachte mein Cousin ein Gespräch in die Runde, da es langsam komisch wurde.

"Du kennst eigentlich noch gar nicht alle", stellte nun Jack fest und schaute etwas verloren zu mir.

"Ich bin Aria und Jack's Cousine", gab ich ihr meinen Namen als erstes bekannt, dabei lächelte ich sie an und sie nickte mir ebenfalls freundlich zu.

"Ich bin Hope", machte die Blondine weiter.

"Oder auch Farbschnecke", nervte ihr Freund sie und grinste über beide Ohren.

"Jayden!", zischte sie wütend.

"Daniel", unterbrach mein bester Freund die Nervensägen amüsiert.

"Liam", meldete sich der Schwarzhaarige neben mir in einer kühlen und distanzierten Stimmlage, worauf ich ihm fraglich von der Seite betrachtete.

"Es freut mich euch alle kennenzulernen", sagte sie herzlich und strahlte uns förmlich an.

"Wir lassen euch jetzt lieber alleine", lächelte ich leicht und deutete alle aufzustehen, was sie auch taten und mit mir den Raum verließen.

In der Küche machte ich die Tür zu und ließ mich auf eines der Stühle am Tisch fallen, wo sich Daniel neben mich gesellte und sich einen Apfel zum Essen schnappte. Jayden nahm vor uns Platz und Liam lehnte an der Küchentheke. Er blickte ins Leere und schien über etwas ernstes nachzudenken, aber bevor ich nachfragen konnte, kam Hope dazwischen.

Sie ließ sich enttäuscht neben ihren Freund fallen und verschränkte die Arme vor die Brust, dabei waren ihre Augen auf mich gerichtet. Verwirrt schaute ich sie an, aber sie schwieg und ich schnaubte darüber.

"Was denn?", fragte ich.

"Warum scheuchst du uns raus?", stellte sie eine Gegenfrage und ich verdrehte die Augen.

"Sie sollen zuerst alleine reden", erklärte ich.

"Macht es dich gar nicht neugierig, was sie da wohl besprechen, denn ich platze hier vor Neugier! Außerdem schaut sie richtig hübsch aus, also der Lockenkopf hat Geschmack", lachte sie belustigt vor mir und ich schüttelte schmunzelnd den Kopf.

"Du bist viel schöner", hauchte ihr Jayden zu, was ich noch mitbekommen hatte.

"Hmm", erwiderte Hope nur verlegen und wurde ein wenig rot, worüber dieser erfreut grinste.

Er gab ihr einen Kuss aufs Haar und ich schaute wieder weg, um meinen besorgten Blick auf Liam zu richten, der von all dem gar nichts mitbekam. Seufzend näherte ich mich zu ihm und er war so tief in seinen Gedanken, das er zusammenzuckte, als ich ihn an seinem Arm vorsichtig berührte.

Seine blauen Augen blickten direkt in meine hinein und er verstand meine Sorge, denn er zog mich in seine Arme, was ich friedlich erwiderte.

"Was ist los?", wollte ich wissen.

"Ich vertraue ihr nicht", antwortete er leise, sodass es nur ich hören konnte und meinte damit Fleur.

"Ich auch nicht", gab ich zu.

Der VerstandWhere stories live. Discover now