Kapitel 42

2.4K 88 13
                                    

"W-Was?", fragte ich verständnislos.

"Aus diesem Grund ist es schlecht, das es keinen weiteren Verdächtigen gibt", erklärte er.

"D-Das ist...unmöglich", murmelte ich unter Schock und konnte es noch immer nicht fassen.

"Die Beweise sagen da etwas anderes", meinte dieser und ich begann den Kopf zu schütteln.

"Was für Beweise?", wollte ich wissen.

"Angeblich hat Jack Evans nach seiner Aussage den Mann auf verletzter Weise vor der Haustür aufgefunden, aber seine Fingerabdrücke waren auf dem Toden zu identifizieren und seine Hände, sowie Kleidung voller Blut", zählte er mir einige Dinge auf.

"Das bedeutet gar nichts", widersprach ich.

"Außerdem wurde das Messer, womit der Mann die Verletzung bekam uns zu geschickt und darauf sind ebenfalls die Fingerabdrücke von Jack Evans zu finden", fuhr er schließlich fort und brachte mich mit diesen Worten komplett zum Schweigen.

"Die Beweise stehen fest und Jack Evans wird höchstwahrscheinlich wegen Mord verhaftet", sagte er und verließ mit dem anderen Beamten den Raum.

Ich brachte nichts über meine Lippen, als ob ich das Sprechen vergessen hätte und saß, wie versteinert auf dem Stuhl. Mein ganzer Körper war angespannt und tief in meiner Brust steckte etwas schmerzhaftes, was mir wortwörtlich die Luft zum Atmen wegnahm. Das Bedürfnis zu schreien und weiterhin zu widersprechen, dass das alles nicht stimmte, war da, aber nicht einmal dazu war ich im Augenblick fähig. Es fühlte sich nämlich nicht echt an. Das konnte nämlich niemals die Realität sein. Auf keinen Fall.

Ihr Cousin, also Jack Evans ist der Hauptverdächtige an dem Mord.

Dieser Satz schaffte es den Weg in meinen Kopf zu finden und ich schloss dadurch verzweifelt meine Augen, denn ich wollte es weder hören und noch wahrhaben. Es war wie ein schrecklicher Alptraum für mich, der nicht verging. Wann würde ich wohl aufwachen, fragte ich mich innerlich selbst, obwohl mir durchaus bewusst war, dass ich nicht schlief.

Automatisch suchten meine Finger nach der Kette an meinem Hals, denn es würde mich wahrscheinlich beruhigen, wenn ich sie spürte, doch gerade half es mir irgendwie nicht und das machte mich verrückt.

Die Beweise stehen fest und Jack Evans wird höchstwahrscheinlich wegen Mord verhaftet.

Ich hielt es nicht länger aus, weswegen ich auf stand und mir einmal durch die wirren Haare ging. Mein Puls beschleunigte sich und ich musste hier dringend raus, da ich frische Luft brauchte. Am liebsten würde ich diese verdammte Tür aufreißen und abhauen, aber das durfte ich nicht tun. Daher versuchte ich mich ein wenig zu beruhigen und setzte mich erneut auf den Stuhl, wo ich nun sehr ungeduldig wartete.

Wenige Sekunden später öffnete sich sogar die Tür und ein Beamter führte mich aus dem Raum hinaus. Ich musste nur noch etwas unterschreiben und durfte danach gehen, was ich auch sofort tat.

Draußen wartete Liam auf mich und als er mich erblickte, kam er direkt auf mich zu und schloss mich in seine starken Arme. Meine Tränen, die ich die ganze Zeit über unterdrückt hatte, liefen jetzt über meine Wange und ich begann leise zu weinen. Fest krallte ich mich an meinen Freund, der mir beruhigend über die Haare strich und schwieg. Ich wollte auch nicht, dass er irgendwas sagte, denn seine Anwesenheit reichte mir vollkommen aus.

"Sind die anderen schon weg?", fragte ich nach einer Weile in die Stille hinein und löste mich ein wenig von ihm, sodass ich ihm ins Gesicht schauen konnte.

"Ich habe sie weggeschickt", antwortete er.

"Gehen wir dann auch?", bestand ich darauf und griff nach seiner Hand, die sehr kalt war.

"Jack ist noch nicht gekommen", meinte dieser.

"Er kann nicht kommen", erwiderte ich daraufhin und senkte langsam meinen Blick zu Boden.

"Was meinst du?", war dieser nun verwirrt.

"Jack wird an den Tod dieses Mannes beschuldigt und das bedeutet, dass er da nicht so leicht rauskommen wird", erklärte ich ihm die Situation.

"Deshalb gehen wir jetzt nach Hause und überlegen uns wie wir Jack da wieder rausholen", bestimmte ich unter Tränen und löste mich endgültig von ihm, jedoch zog er mich zu sich und umarmte mich.

"Ich verspreche dir, dass wir ihn da rausholen", flüsterte er mir zu und das glaubte ich ihm auch.

•••

Ein ganzer Tag war vergangen und wir wussten noch immer nicht, was wir tun sollten. Jack befand sich weiterhin bei der Polizeiwache und in zwei Tagen würde er vor Gericht kommen. Die Entscheidung fiel dann endgültig, ob er ins Gefängnis kam oder nicht. Liam und Levin sorgten dafür, dass er einen Anwalt bekam. Hunter und Jayden suchten nach Fleur, da vielleicht ihre Finger in dieser Sache steckten.

Hope, Katy und ich saßen mit meiner Tante Amber im Wohnzimmer und versuchten sie schleunigst wegzuschicken, was zu ihrem besten war.

Wenn sie das mit Jack erfuhr, würde sie in Panik ausbrechen und Angst bekommen. Das versuchten wir zu vermeiden. Eigentlich hatten wir überhaupt kein Recht sowas vor ihr zu verheimlichen, da es um ihren Sohn ging, aber sie war schon genug mit ihrer Arbeit gestresst und kümmerte sich dazu auch noch um uns. Eine kleine Auszeit verdiente sie und wir würden bei ihrer Abwesenheit alles regeln.

Zumindest hoffte ich, dass wir das schafften.

"Das ist sehr nett von euch Kinder, aber ich kann gerade nirgendwo hinfliegen", lehnte meine Tante unseren Angebot ab und ich wurde leicht nervös.

"Komm schon, Tante Amber. Wir haben dir schon die Flugtickets nach Phoenix gekauft. Das wird dir guttun und außerdem hat dich deine Freundin Isabelle auch vermisst", versuchte Katy sie zu überreden.

"Woher wisst ihr das?", fragte sie skeptisch.

"Wir haben sie angerufen und zusammen diese kleine Überraschung geplant", erklärte meine Schwester.

"Ihr seit unglaublich", lachte diese nur.

"Ist das ein ja?", wollte Hope wissen.

"Ich weiß nicht. Sind drei Wochen nicht etwas zu viel?", war sie sich dabei ein wenig unsicher.

"Überhaupt nicht, nein", widersprach Katy.

"Ich soll euch drei Wochen lang alleine lassen?", überlegte sie laut und wir nickten alle lächelnd.

"Wo ist eigentlich Jack?", hakte sie nach.

"E-Er ist...Er-", suchte ich eine Lüge, aber mir fiel nichts ein und zu meiner Rettung kam Hope.

"Er ist bei Jayden. Er zieht von zu Hause um und die Jungs helfen ihm dabei", erzählte sie gelassen.

"Wirst du gehen?", interessierte es meine Schwester und ich spürte deutlich ihre Ungeduld.

"Ja, okay", nickte sie lächelnd.

"Ich packe dann meine Sachen. Der Flug ist ja heute Abend", meinte sie und ging hoch in ihr Zimmer.

"Machen wir das Richtige?", fragte ich leise.

"Ich hoffe", murmelte Katy.

Im selben Augenblick begann Hope's Handy zu klingeln, was mich ebenso zusammenzucken ließ. Schweigend nahm sie es aus ihrer Hosentasche und hielt sich schließlich das Gerät ans Ohr. Zuerst blieb sie leise und hörte nur zu, jedoch zog sie plötzlich ihre Augenbrauen zusammen. Am Ende verabschiedete sie sich und blieb zuerst still.

Anscheinend handelte es sich nicht, um eine gute Nachricht und das beunruhigte mich irgendwie.

"Wer war es?", wollte die Rothaarige wissen.

"Jayden", antwortete sie.

"Was sagt er?", hakte sie nach.

"Sie konnten Fleur nicht finden, weil sie sich nicht mehr im Hotel befindet", erklärte sie uns.

"Sie ist wahrscheinlich abgehauen", stellte ich fest.

"Das ist nicht gut", sagte Katy und hatte Recht.

Der VerstandWhere stories live. Discover now