Kapitel 41

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Er will sie.

Diese drei Wörter gingen mir nicht mehr aus dem Kopf raus und wiederholten sich immer wieder, sodass es zum verrückt werden war.

Ace will mich.

Ich schüttelte verzweifelt meinen Kopf und ging mir einmal über's Gesicht, dabei bemerkte ich, wie stark meine Hände überhaupt zitterten. Aus diesem Grund verschränkte ich sie ineinander und ließ sie auf dem Tisch vor mir ruhen. Ich starrte stumm geradeaus, dabei blieben meine Augen an der kahlen Wand hängen. Ich schluckte schwer und spürte wie trocken sich mein Mund anfühlte, aber ich beschwerte mich nicht und blieb mucksmäuschenstill.

Seit einigen Minuten oder Stunden befand ich mich nämlich bei der Polizei und wurde in einen Raum gebracht, wo sie mir einige Fragen stellen wollten.

Liam und die anderen waren ebenfalls hier, aber wir wurden alle voneinander getrennt.

Ganz alleine war ich hier und wurde jede Sekunde, die verging immer nervöser, aber komischerweise verspürte ich keine Angst. Daher fragte ich mich, ob ich nicht doch längst den Verstand verloren hatte, denn es war wirklich merkwürdig. Diesmal handelte es sich nämlich um einen Mord und ich verhielt mich viel zu ruhig, als ob es vollkommen normal wäre.

Das Spiel wurde immer gefährlicher.

Ich zuckte erschrocken zusammen, als sich die Tür mit einem lauten Geräusch öffnete und zwei Beamte den Raum betraten. Unwissend wie ich mich jetzt genau verhalten musste, blieb ich schweigsam sitzen und starrte auf den alten braunen Tisch vor mir, wo gerade nicht wenige Kratzer zu erkennen waren.

Nebenbei waren Schritte zu hören, worauf ich mich versuchte angestrengt zu konzentrieren.

Die Tür wurde wieder geschlossen und ich konnte eine Gestalt vor mir wahrnehmen, die sich im selben Augenblick auf den anderen Stuhl direkt gegen mir über setzte und zuerst rein gar nichts sagte. Wahrscheinlich stand der andere Mann irgendwo hinter mir, denn ich spürte einen sehr intensiven Blick an meinem Rücken, den ich gekonnt ignorierte.

"Ms Evans", ertönte schließlich die Stimme vom Polizeibeamten, weshalb ich langsam hochblickte.

"Mein Name ist Officer Johnson und ich bin hier um Ihnen einige Fragen zu stellen, aber das wissen Sie bestimmt bereits", stellte er sich freundlich vor.

"Ich möchte, dass Sie mir zuerst alles erzählen", verlangte er und ich räusperte mich kurz.

"I-Ich...also ich habe nichts gesehen, w-wie das genau passiert ist. Vor der T-Tür habe ich ihn mit mei-", wollte ich anfangen zu sprechen, jedoch unterbrach er mich einfach mitten im Satz.

"Ms Evans", sagte er und ich sah ihn verwirrt an.

"Sie haben mich falsch verstanden. Ich möchte von Ihnen, dass Sie mir alles von Anfang an berichten, wie es überhaupt dazu kam. Alles, bis zum kleinsten Detail", erklärte er mir, weswegen ich für einen Moment schwieg und erstmal nichts erwiderte.

"Das habe ich doch schon so oft getan", schaffte ich es wieder zu reden und war irgendwie hilflos.

"Ich bin hier erst neu, also weiß ich nicht wirklich viel über das Geschehen Bescheid, aber ich möchte Ihnen helfen und deshalb habe ich diesen Fall übernommen", informierte er mich darüber.

"Ich dachte der Fall wäre abgeschlossen?", fragte ich verständnislos nach, da mich die Neugier übernahm.

"Durch den Mord nicht mehr", antwortete er.

"Nun, ich höre Ihnen zu", forderte er mich auf.

Ich begann ihm zu erzählen, wie ich am Anfang zwei unbekannte Anrufe bekam, wo niemand sprach. Danach tauchte die Nachricht auf, worin Mein Beileid verfasst wurde und kurz darauf erfuhren wir, dass meine Oma starb und bei dieser Erzählung unterdrückte ich sehr stark den Schmerz in meiner Brust und kämpfte gegen die Tränen. Anschließend fasste ich den Vorfall im Supermarkt zusammen, wo ich zum ersten Mal diesem Mann begegnete und wir vermuteten, dass er ebenso die Nachricht am Spiegel hinterließ. Liam wurde dort gewarnt, dass er auf mich aufpassen musste. Nicht zu vergessen, erläuterte ich ihm genauso die zweite Begegnung mit dem mysteriösen Mann, der mich vom Küchenfenster aus anstarrte, aber dann spurlos verschwand. Zu guter Letzt erklärte ich ihm wie er Levin das Leben rettete, als dieser entführt und beinahe getötet wurde.

Eigentlich gab es noch vieles mehr zu erzählen, aber alles weitere hatte mit Ace zu tun und irgendwie sagte mir mein Gefühl, das ich es nicht aussprechen sollte. Mir war nämlich ebenfalls bewusst, dass die anderen auch kein Wort darüber verlieren würden und Jack auf gar keinen Fall, denn ansonsten müsste er Fleur erwähnen. Er wusste vielleicht noch nicht, dass sie in all dem mit drinnen steckte und ich hatte keinerlei Ahnung, wie er darauf reagieren würde, aber trotzdem entschied ich mich dafür zu schweigen.

"Und am Ende lag der Mann tot vor der Haustür Ihres festen Freundes", sagte der Beamte und blickte mich mit einem äußerst nachdenklich Ausdruck an.

"Ja", antwortete ich monoton.

"Ich habe mitbekommen, dass er Ihnen noch etwas gesagt hat, bevor er sein Leben verlor", erwähnte er und ließ mich dabei nicht aus den Augen.

"Das ist wahr", nickte ich.

"Er flüsterte mir zu, dass wir alle in Gefahr wären", redete ich weiter und versteckte meine Nervosität.

"Das ist alles?", fragte er nach.

"Ja", bestätigte ich.

"Das ist alles sehr...interessant", meinte er.

"Darf ich jetzt gehen?", wollte ich stattdessen wissen, denn so langsam fühlte ich mich unwohl.

"Natürlich, aber eine letzte Frage habe ich noch an Sie", hielt er mich auf und ich wartete ab.

"Haben Sie einen Verdacht, wer hinter all dem stecken könnte?", machte es ihn neugierig.

"Nein", log ich.

"Sind Sie sich sicher Ms Evans? Fällt Ihnen wirklich niemand ein?", hakte er skeptisch nach und beobachtete mich dadurch sehr wachsam.

"Ja, ich bin mir sicher", wiederholte ich mich.

"Das ist schlecht", murmelte er und stand auf, weil er wieder gehen wollte, aber sein Satz verwirrte mich.

"Was meinen Sie mit schlecht?", stoppte ich ihn.

"Ihr Cousin, also Jack Evans ist der Hauptverdächtige an dem Mord", klärte er mich auf und ich riss vor Schock und Fassungslosigkeit die Augen auf.

Der VerstandWhere stories live. Discover now