Kapitel 54

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Ungeduldig saß ich auf dem Sessel und warf immer wieder einen Blick auf mein Handy. Es leuchtete manchmal auf, jedoch bekam ich Nachrichten, die mich nicht interessierten. Ich wartete auf etwas anderes oder besser gesagt auf eine bestimmte Person. Zu meinem Pech geschah nichts, was mich so langsam um den Verstand brachte. Meine Angst verschwand nämlich und mischte sich mit Besorgnis und Verzweiflung zusammen. Am liebsten würde ich aufschreien, aber die anderen würden sich erschrecken und im Moment hatte ich nicht die Kraft dazu ihnen zu versichern, dass es mir gut ging, obwohl dies nicht wirklich der Wahrheit entsprach. Mir ging es überhaupt nicht gut. Katastrophal konnte man es schon nennen. Meine Gedanken glichen einem Tornado, der alles aufsaugte und anschließend zerstörte. So fühlte ich mich auch.

Ich schüttelte den Kopf und strich mir durch das Gesicht, damit meine Locken aus meinem Sichtfeld verschwanden. Sie blieben nicht an der Stelle, wo ich sie wollte, weswegen ich sie mir zu einem Dutt zauberte. Wahrscheinlich war es keine perfekte Frisur geworden, doch das blendete ich aus, denn meine Aufmerksamkeit blieb an den zwei Jungs hängen, die nebeneinander auf der Couch saßen.

Hunter und Jayden.

Sie waren sehr still, was mir erst jetzt in die Augen stach. Aus diesem Grund blickte ich kurz zu meine beste Freundin rüber, die im Schneidersitz auf der anderen Couch Platz genommen hatte. Ebenfalls schaute sie zu mir und verstand direkt, was ich meinte, als ich eine Kopfbewegung in die Richtung der beiden machte. Daher stand ich schweigend auf und näherte mich zu ihnen. Mit verschränkten Armen stellte ich mich vor Hunter und Jayden, die mit einem verwirrten Ausdruck zu mir hochsahen. Die Blondine schaffte es auch auf die Beine und blieb hinter dem Sofa stehen. Sie lehnte sich von der Couchlehne aus zu den Jungs ein wenig vor und lächelte die beiden ohne ein Wort zu sagen an.

"Ich ahne nichts Gutes", kommentierte Jayden über die Situation und sah unsicher zu seiner Freundin.

"Habt keine Angst", erwiderte darauf Hope.

"Wir wollen euch nur umbringen", flüsterte sie mit dunkler Stimme nah an seinem Ohr, worauf dieser die Augen verdrehte und sich etwas zurücklehnte.

"Was ist los?", hakte nun Hunter nach.

"Ich will nur etwas wissen", begann ich.

"Und was?", wurde auch Jayden aufmerksam.

"Wo ist er?", fragte ich.

"Levin ist mit Katy drüben", antwortete dieser.

"Du weißt, dass ich nicht Levin meine", sagte ich genervt und blickte beide erwartungsvoll entgegen.

"Jack ist im Gefängnis", gab er mir zu wissen, weswegen er von Hope einen Schlag auf den Hinterkopf bekam, den er wirklich verdiente.

"Man Hope", beschwerte er sich.

"Sagt schon endlich", forderte sie die beiden auf.

"Kyle ist in London, aber wenn ihr Daniel meint, der ist in New Haven", erzählte er und ich schnaubte.

"Wo ist Liam?", stellte ich die Frage genauer, obwohl mir bewusst war, dass es ihnen klar war.

Beide Jungs gaben mir keine Antwort und schauten stattdessen in eine andere Richtung, um mir nicht in die Augen zu sehen. Ungläubig über das Verhalten von ihnen schüttelte ich den Kopf und verstand sie nicht. Konnten sie denn nicht nachvollziehen, dass ich mir Sorgen um meinen Freund machte, der gegangen war, ohne mir etwas zu sagen? Wer würde da nicht durchdrehen und sich vor Angst die schlimmsten Szenarien vorstellen? Genau das tat ich nämlich, denn das einzige, was ich wusste, war, dass er Ace finden wollte und mehr Wissen hatte ich nicht über sein Verschwinden. Wie wollte er das überhaupt anstellen? Er versteckte sich sicherlich nicht in seinem Haus und wartete darauf, dass ihn endlich Liam fand. Dumm war Ace keines Wegs.

Der VerstandWhere stories live. Discover now