Kapitel 19

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"Seit ihr euch sicher?", war Levin der Erste, der eine Frage stellte.

"Wer sollte es sonst sein?", stellte ihm sein Bruder eine Gegenfrage, worauf dieser schwieg.

"Ich glaube nicht, dass es er ist", kam es über meine Lippen, dabei vermied ich es zu Liam zusehen.

"Warum?", wurde Hunter neugierig.

"Das ist doch unmöglich. Er ist im Gefängnis", machte ich das Offensichtliche klar.

Nach meiner Erklärung herrschte eine gewisse Stille in der Luft, die mich auf irgendeiner Weise nervös machte. Außerdem brennte der Blick von Liam auf mir, der nicht zu ignorieren war. Aus diesem Grund wanderten meine Augen zu meinem Freund, dessen Gesichtsausdruck mir nicht gefiel. Mir war durchaus bewusst, dass es an Ace lag und genau diese Tatsache bereitete mir Angst.

Ich wollte einfach nicht daran glauben, dass das alles mit ihm zutun haben könnte.

Wie sollte er mir überhaupt diese Nachrichten schreiben oder mich anrufen, wenn er in einem Gefängnis steckte? Das konnte doch nicht so einfach sein, an ein Handy ranzukommen. Wir waren nicht in einem dummen Film, das war die Realität und wovor ich am liebsten wegrennen würde.

"Für Ace ist es eigentlich nicht so schwer", murmelte Jayden plötzlich, womit er auch meine Aufmerksamkeit auf sich zog.

"Wie meinst du das?", wollte ich nun wissen und hatte vor seiner Antwort irgendwie Angst.

"Nun ja, Ace ist nicht gerade ein harmloser Typ, also...wie kann ich dir das denn am leichtesten erklären?", überlegte er und damit machte er mich nur noch ungeduldiger.

"Ist er ein typischer Badboy, der krumme Dinge macht oder was?", verdrehte Hope die Augen darüber.

"Nicht wirklich", antwortete Hunter.

"Er macht nicht solche Dinge, wie ihr denkt, aber er ist der kleine Bruder von Dale Allen", erklärte Levin, worauf sich einige Augen überrascht weiteten.

"Wer ist das?", fragte ich planlos.

"Du kennst Dale Allen nicht?", war meine beste Freundin schockiert.

"Sie schaut keine Nachrichten an", meinte Jack leicht schmunzelnd darüber, worüber ich nur mit den Schultern zuckte.

"Dale Allen ist einer der jüngsten und bekanntesten Geschäftsmännern in New York. Ich habe schon einige gute und schlechte Dinge über ihn gehört, wie zum Beispiel, das er seine Geschäfte manchmal illegal ablaufen lässt, aber niemand hat Beweise dazu. Das er aber einen Bruder hat und das das Ace ist, wusste ich nicht", erzählte Hope.

"Niemand weiß das so genau", sagte Levin.

"Warum?", interessierte es mich.

"Hat seine Gründe", kam es von Liam, dessen Ton auf einmal sehr kalt klang und anscheinend wollte er dieses Thema somit beenden.

Allein seine Antwort reichte aus, um zu verstehen, dass er wusste, warum die Situation zwischen Ace und seinem Bruder so war. Auf einer Weise war es schön, das er dieses Thema nicht einfach ansprach, obwohl zwischen den beiden keine Freundschaft mehr herrschte. Nur zu gerne würde ich daher wissen, wie es zwischen den beiden Mal war.

Liam und Ace.

Ohne Hass und Ärger, was so unmöglich bei den beiden wirkte. Sie waren beste Freunde, was bedeutete, dass sie mit einer hohen Wahrscheinlichkeit alles übereinander wussten und genauso auch die Schwächen. Es war nicht gerade schwer somit den anderen zu verletzen, aber diesmal war es auf psychischer und nicht wie Ace auf physischer Weise gemeint.

Ich bekam eine unangenehme Gänsehaut bei dem Gedanken, wie herzlos er mit einem Messer ihn angegriffen hatte und das nur wegen mir.

"Für wie lange ist überhaupt seine Strafe?", riss mich Daniel aus meinen Gedanken.

"Da Liam noch am Leben ist und es somit nur eine Versuchung zur Verletzung war, ist es eigentlich nur ein Jahr, aber wegen den Rechtsanwälten seines Bruders ist er in sechs Monaten draußen", informierte uns Levin und diese Sache gefiel ihm gar nicht, soweit ich es verstand.

"Selbst ein Jahr ist doch viel zu wenig. Das war doch keine Versuchung! Jeder hat gesehen, wie dieser Psycho Liam umbringen wollte", schüttelte Hope fassungslos den Kopf darüber.

"Wenn man einen reichen Bruder hat, ist es nicht schwer eine Situation anders sehen zulassen", meinte daraufhin Hunter.

"Das sind ja alle Psychos", murmelte sie.

"Ganz richtig", stimmte Jayden ihr zu.

"Ich bin für ein paar Stunden weg, also lässt Aria nicht alleine", sagte Liam und verließ augenblicklich den Raum, wofür ihn alle verwirrt hinterher sahen.

Für einige Sekunden blieb ich noch sitzen bis ich mich schließlich zur Wohnzimmertür umdrehte und am Ende ebenso aufstand. Ein unsicheres Gefühl hatte sich in mir bemerkbar gemacht, weshalb ich ihm hinterher folgte und mich ihm in den Weg stellte, bevor er aus der Haustür verschwand.

Ich starrte ihn mit einem durchdringenden Blick an, jedoch versteckte er seine Augen vor mir und blieb still, was bedeutete, dass er vor mir etwas verheimlichte. Im Moment war er voller Wut aufgeladen, daher hatte ich Angst, das er irgendwas Dummes machte. Bei ihm war ich mir sogar sicher, dass er etwas anstellen würde, deshalb konnte ich ihn in diesem Zustand nicht gehen lassen.

"Wohin willst du?", stellte ich ihm diese Frage, die mich beunruhigte.

"Ich habe nur etwas zutun und dann komme ich wieder", antwortete er, aber das war nicht die Antwort auf meine Frage.

"Wohin willst du?", wiederholte ich mich.

"Aria", sprach er in einem härteren Ton, dabei schaute er mir in die Augen, doch damit konnte er mich jetzt nicht einschüchtern, weswegen ich mich auch nicht von der Stelle rührte.

"Ich lasse dich nicht gehen, bevor du mir nicht sagst, wohin du gehst", machte ich es ihm klar, wodurch er aggressiver wurde.

"Aria geh mir aus dem Weg", versuchte er noch einigermaßen ruhig zu reden, aber ich schüttelte nur stur den Kopf.

"Aria!", wurde er lauter, dabei schlug er mit beiden Fäusten und voller Wucht gegen die Tür.

Ich zuckte nicht einmal mit der Wimper und hielt seinem Blick stand, denn er versuchte mich zu verängstigen, doch das klappte nicht. Seine Brust hob und senkte sich viel zu schnell, dabei konnte ich seinen warmen Atem beinahe an meinem Gesicht spüren. Da er seine Hände noch immer nicht wegnahm, war ich zwischen ihm und der Haustür gefangen, womit er mir deutlich näher als vorher war.

Er merkte anscheinend, dass ich ihn nicht gehen lassen würde, denn plötzlich schloss er seine Augen und lehnte seine Stirn gegen meine.

"Warum musst du nur so stur sein?", flüsterte er.

"Versprich mir, dass du nicht gehen wirst", verlangte ich, denn eigentlich wusste ich, was sein Ziel war.

"Ich kann dir nicht so ein Versprechen geben", war er ehrlich und nahm wieder Abstand, sodass er mich ansehen konnte.

"Liam", machte er mich langsam wütend.

"Du kannst mich davon nicht abhalten", meinte er und wollte die Tür aufmachen, aber ich drückte mich dagegen und schubste seine Hände weg.

"Du wirst nicht zu Ace gehen!", schrie ich ihn an und brachte ihn somit zum Schweigen.

Der VerstandWhere stories live. Discover now