Kapitel 5

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Am nächsten Morgen wachte ich relativ früh auf, obwohl ich noch mit Hope sehr lange aufgeblieben war. Wir hatten zusammen geredet und irgendwie schaffte ich sie sogar abzulenken, da es mich traurig machte sie so verzweifelt und zerstört zu sehen. Natürlich hatte ich sie nicht mehr nach Hause gelassen, weswegen sie bei mir übernachtet hatte und weiterhin seelenruhig auf der anderen Bettseite schlief.

Aus diesem Grund stieg ich leise aus dem Bett raus und das ohne sie zu wecken. Somit verließ ich das Zimmer und machte hinter mir die Tür zu. Noch etwas schläfrig machte ich mich schließlich auf den Weg ins Badezimmer, wo im selben Moment Jack raus kam. Ich runzelte verwirrt die Stirn, als ich ihn vor mir erblickte, denn er wachte niemals so früh auf.

"Warum bist du wach?", fragte ich daher und strich mir eine wirre Haarsträhne aus dem Gesicht, die irgendwie vor meiner Nase klebte.

"Dir auch guten Morgen, Cousinchen", erwiderte er daraufhin und wollte an mir vorbei gehen, jedoch versperrte ich ihm den Weg, worauf er fragend die Augenbrauen in die Höhe hob.

"Alles okay?", wollte ich wissen, denn ich bemerkte nun die schlimmen Augenringe.

"Ja", antwortete er monoton.

"Sicher?", hackte ich nach.

"Ja, Aria", meinte er leicht genervt und schob mich ein wenig auf die Seite, sodass er gehen konnte und anschließend in seinem Zimmer verschwand.

Etwas besorgt schaute ich zu seiner Tür und wusste nicht, was er haben konnte. Da ich ihn nicht weiter nerven wollte, ließ ich ihn erstmal in Ruhe und betrat das Badezimmer. Zuerst wusch ich mir das Gesicht und trocknete es mit einem sauberen Handtuch ab. Als ich mich dabei im Spiegel ansah, verharrte ich für einige Sekunden in dieser Position und starrte mich selbst an.

Meine Hände glitten zu der Engelskette und automatisch schlossen sich meine Augen. Wenn ich sie trug, fühlte es sich so an, als ob ich Liam spüren würde und das war ein beruhigendes Gefühl. Daher umschloss ich den Anhänger ganz fest, denn es verringerte diese komische Angst in mir.

Seit Tagen fühlte ich mich unwohl, denn irgendwas stimmte nicht, aber ich wusste nicht was. Ich erzählte es auch niemanden, denn ich konnte nicht erklären, worum es sich handelte oder warum es in mir herrschte. Gestern Abend dachte ich noch, dass es vielleicht an Hope lag, aber das war es nicht. Zwischen Liam und mir war genauso nichts und so langsam beunruhigte es mich nur noch mehr.

Ich atmete einmal tief ein und aus. Somit öffnete ich wieder die Augen und wandte den Blick vom Spiegel ab. Wahrscheinlich bildete ich mir etwas ein und eigentlich war es nichts. Länger wollte ich mir nicht mehr den Kopf darüber zerbrechen, weswegen ich das Bad verließ und runter zur Küche ging.

Mich wunderte es, dass ich meine Oma nicht sah, denn sie war immer diejenige, die schon um fünf Uhr morgens aufstand und gerade war es schon halb acht.

Meine Antwort bekam ich aber, als ich einen Zettel auf dem Küchentisch fand, wo sie uns eine Nachricht hinterlassen hatte.

Ich habe euch gestern vergessen Bescheid zu geben und wecken wollte ich euch auch nicht. Für ein paar Tage werde ich nicht da sein, denn eine alte Freundin hat mich zu sich eingeladen. Amber pass auf meine Mäuschen auf und Aria pass auf Jack auf. Ich habe euch alle lieb und im Kühlschrank ist noch Essen für heute Abend.

Oma

Ich schmunzelte bei dem Satz, dass ich auf Jack aufpassen sollte, auch wenn er der ältere von uns beiden war. Der Gedanke an ihm ließ mein Lächeln wieder verschwinden, denn ihm ging es nicht gut. Auch wenn es vielleicht keine gute Idee war, wollte ich wieder zu ihm hoch gehen, aber im selben Augenblick klingelte es an der Tür. Da es so plötzlich kam, ließ es mich erschrocken zusammenzucken. Schließlich ging ich leicht verwirrt zur Haustür und machte diese auf. Noch verwirrter wurde ich, als Liam und Jayden vor mir standen.

Der VerstandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt