Kapitel 38

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Nachdem Fleur das Haus verließ, realisierte ich erst nach einigen Minuten, was ich da eigentlich tat. Ich hatte sie unbemerkt verscheucht, obwohl dies ein sehr großer Fehler war, denn sie hätte uns einige Antworten geben können, die wir schon so lange suchten. Hope war in dieser Zeit mit mir beschäftigt, da sie mich beruhigen wollte, weshalb sie ebenso nicht mitdachte. Ich lief schließlich mit ihr raus, aber es war zu spät, denn sie war längst verschwunden und nirgendwo in der Gegend mehr zu finden.

Meine beste Freundin hatte die anderen direkt angerufen und ihnen über die Situation informiert, da wir nicht wussten, was wir tun sollten. Aus diesem Grund saßen sie nun im Wohnzimmer von den Black's und blieben zuallererst einfach still.

"Warum hast du sie weggeschickt?", fragte schließlich Katy etwas fassungslos nach.

"Das war wirklich dumm", meinte Jayden, worauf er von Hope einen mahnenden Schlag in die Seite ab bekam und dieser schmerzhaft das Gesicht verzog.

"I-Ich war wütend", antwortete ich ehrlich.

"Trotzdem durftest du sie nicht gehen lassen", sagte nun Hunter und ich senkte nur meinen Kopf.

"Ich weiß", murmelte ich verzweifelt.

"Wo ist Jack?", wollte meine Schwester wissen.

"Wir konnten ihn nicht anrufen", erklärte Hope.

"Wir können das aber nicht vor ihm verheimlichen", erwiderte sie daraufhin und wirkte traurig.

Meine Schwester hatte mit ihrer Aussage absolut Recht, aber wie sollten wir das Jack nur sagen? Im Augenblick lief für ihn mit Fleur einigermaßen alles normal und jetzt würde es erneut auseinander fallen. Er schenkte ihr sein Vertrauen und obwohl sie dies ganz genau wusste, spielte sie trotzdem ihm und uns allen etwas vor. Ich konnte einfach nicht fassen, wie sie sowas tun konnte. War ihr denn Jack überhaupt nicht wichtig gewesen? Vielleicht hatte sie Reue gezeigt, als sie uns alles beichtete, aber ob dies ehrlich war, wusste ich nicht.

Etwas überfordert über diese neue Information schüttelte ich nur den Kopf und schloss für einige Sekunden meine Augen. Ich musste mich nämlich beruhigen, auch wenn es mir nicht gerade leicht fiel. Wenn ich jetzt durchdrehen würde, dann wäre dies unnötig, denn es half mir keines Wegs weiter.

Wir alle waren überfordert und wussten nicht Recht, was wir unternehmen sollten. Wie sollte sich dann Jack verhalten und mit dieser Situation umgehen?

"Er wird durchdrehen", sprach ich.

"Verständlich", kommentierte darauf Jayden.

"Was machen wir jetzt?", stellte die Blondine eine Frage, die kurz jeden zum Nachdenken brachte.

"Nichts", sagte ich.

"Wie nichts?", fragte Hope stirnrunzelnd nach.

"Die Party wird normal stattfinden. Liam und Jack werden wir zuerst nichts erzählen", erklärte ich.

"Aria-", war Katy dagegen, jedoch hob ich meine Hand, um sie vom weiter Reden zu stoppen.

"Nicht an seinem Geburtstag", bat ich sie alle, weshalb sie ergeben nickten und schwiegen.

•••

"Happy Birthday!", riefen wir alle, als Liam das Wohnzimmer betrat und verblüfft stehen blieb.

Weiterhin überrascht verengte er die Augenbrauen, denn natürlich hatte er mit so etwas nicht gerechnet. Er runzelte die Stirn und sein Blick wanderte kurz zu seinem Bruder, der still am Türrahmen lehnte und amüsiert das ganze Szenario beobachtete. Levin zuckte nur mit den Schultern, worüber mein Freund die Augen verdrehte und anschließend wieder zu uns blickte. Etwas unbeholfen blieben alle an ihren Plätzen bis Jayden schließlich den ersten Schritt wagte und Liam in eine brüderliche Umarmung zog.

Nacheinander taten es nun alle bis ich als Einzige übrig blieb und somit seine Aufmerksamkeit nahm.

Ein Grinsen zierte meine Lippen und ich konnte es einfach nicht unterdrücken. Aus diesem Grund zuckten seine Mundwinkel ebenso in die Höhe und er kam langsam auf mich zu. Er schüttelte leicht den Kopf und legte seine Hände an meine Taille, sodass ich meine Arme um seinen Nacken schlang.

"Happy Birthday", flüsterte ich gegen seine Lippen und schenkte ihm wenige Sekunden später einen langen Kuss, den er ohne zu zögern erwiderte.

Als wir uns vorsichtig voneinander lösten, ließ ich meine Hände an seiner Brust ruhen, worauf er seine rechte Hand an meine Wange legte und ich mich sofort dagegen schmiegte, worüber er leicht lächeln musste. Als ob er diesen Moment verewigen wollte, kam er mir deutlich näher und lehnte seine Stirn gegen meine. Er schloss dabei schweigend seine Augen, was ich ihm gleichtat. Im Hintergrund war es durch die anderen etwas laut, denn sie redeten und lachten, jedoch kümmerte es uns nicht, denn jetzt gab es nur uns beide und sonst niemanden.

Mein Freund entfernte sich ein wenig von mir, sodass er mich ansehen konnte und dabei strahlten seine Augen eine solche Wärme aus, die mein Herz berührte. Ein strahlendes Lächeln schmückte mein Gesicht, denn schon lange war mir dieser Anblick versteckt geblieben und ich merkte, wie unglaublich sehr ich es vermisst hatte, ich hatte Liam vermisst.

"Eine Party, also?", grinste er mich plötzlich an.

"Gefällt es dir etwa nicht?", wollte ich wissen und kam seinen perfekten Lippen gefährlich nahe.

"Es ist in Ordnung", antwortete er.

"In Ordnung?", fragte ich ungläubig nach und er nickte darüber amüsiert, wobei sein Blick für einen kurzen Augenblick an meinen Lippen hängen blieb.

"Du hasst es", lachte ich.

"Ein bisschen", gab er grinsend zu, weshalb ich nur den Kopf schüttelte und ihn an der Wange küsste.

"Trotzdem lachst du", sagte ich und war stolz über meine Feststellung, dabei lief ich zu den Getränken.

"Das liegt aber nicht an der Party", meinte dieser und folgte mir bis er neben mir stehen blieb, worauf ich ihm einen Becher in die Hand drücken konnte.

"Woran dann?", interessierte es mich.

"An dir", beichtete er.

"Du machst mich glücklich", gestand er, wodurch er mich zum Schweigen brachte und ich ihn nur ansah.

"Ich kann nicht einmal in Worte fassen wie sehr ich dich liebe, denn es wird niemals dafür ausreichen", flüsterte er, damit nur ich es zu hören bekam.

"Eigentlich muss ich dir solche schöne Dinge sagen, weil du heute Geburtstag hast und nicht ich", fiel mir jetzt auf, aber er lachte nur über meine Aussage und zog mich anschließend in seine warmen Arme.

"Lach nicht", beschwerte ich mich, worauf er mehr lachte und ich ihm spielerisch auf die Brust schlug.

"Liam", ermahnte ich ihn.

"Mein verrückter Engel", murmelte er schließlich, weshalb sich ein Lächeln an meine Lippen legte.

"Ich liebe dich Aria", hauchte er plötzlich.

"Ich liebe dich auch du Idiot", lächelte ich gegen seine Brust und schlang meine Arme fester um ihn.

Der VerstandWhere stories live. Discover now