3.Kapitel

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Und jetzt können alle mal raten, welche Farbe der kleine Raum hatte: richtig, grau! Das war ja mal wieder sowas von typisch. Graue Wände, grauer Boden, graue Decke. Oh mein Gott, dass konnte doch nicht... Der Schrank war dunkelbraun! Das war jetzt aber echt seltsam. Abgesehen von mir war hier eh alles seltsam. Oder natürlich alles war normal und ich war komisch....'neee kann nicht sein', sagte ich mir selbst. Wenn das so weiter ging würde ich noch verrückt werden; ich sah die Schlagzeile schon vor mir: 17-jährige aufgrund von Panik vor der Ehe mit Cornelius Newton aus dem Fenster gesprungen. Ich fing an zu lachen, das wäre es doch mal. Mein Verlobter würde sich garantiert über die Publicity freuen. Am besten sollte ich ja im Hochzeitskleid springen. Also lief ich zum braunen Schrank und öffnete ihn mit einer dramatischen Geste. "Und hier, meine Damen und Herren, sehen Sie das moderne Brautkleid aus dem Jahr 2061. Der Schnitt ist von einem berühmten Designer passend zur Farbe ausgewählt wurden; die Sack-ähnliche Form harmoniert perfekt mit dem matschigem grau. Höre ich da schon die ersten Gebote? 5000? 8000? 12000! Zum ersten...zum zweiten...zum dritten! Verkauft an den Herrn mit dem schwarzen Hut in der dritten Reihe für 12000 ori. Herzlichen Glückwunsch!" Ich warf das grottenhässliche Kleid, in dem ich heiraten sollte, zu einem Stuhl, der mitten im Raum stand und fing wieder an zu kichern. Irgendwie konnte ich gar nicht mehr damit aufhören, vor allem, weil die sprechenden Kekse mir immer so lustige Dinge erzählten.
Moment mal! Ruckartig hatte ich mich beruhigt. Sprechende Kekse? Auf solche Ideen kam doch nicht mal ich, erst recht nicht, wenn ich doch eigentlich abhauen wollte. Abhauen, natürlich, warum saß ich denn immer noch hier rum?! Achso ja, wegen den komischen Keksen. Vorsichtig richtete ich mich auf und wankte zum Fenster; auf dem Weg dorthin schubsten mich aber riesige Monstererdbeeren wieder auf den Boden. Wurde ich denn jetzt wirklich wahnsinnig?? Nein, das war unmöglich, die mussten mir irgendwelche Drogen verabreicht haben...ich legte mich mit dem Kopf nach unten auf den kalten Boden, um mich besser konzentrieren zu können. War etwas im Essen gewesen? Nein, die Möglichkeit schloss ich sofort wieder aus, schließlich konnte niemand wissen, dass ich genau diese Erdbeeren essen würde. Was war es dann... denk nach, Lola, denk nach!
"Du haaast keineeee Drooooogen bekommmmen!" Boar nicht schon wieder diese Kekse. "Verschwindet!", schnauzte ich sie an, die könnten wirklich etwas mehr Rücksicht nehmen. "Duuuu bissssst verüüüückt Lolaaaaa. Duuu kommmst hieeeer nichtttt rausssss." Nein, nein ich muss nachdenken, irgendwas habe ich übersehen. In der Hoffnung so die Stimmen auszusperren hielt ich mir die Ohren zu und rollte mich zusammen. Es war nichts im Essen, gespritzt hatte mir auch niemand was, dann hätte das Zeug schon eher gewirkt. Also blieb nur noch...
"Verüüüückt! Esssss gibbbbbt keiiiiiiin Entkommmmmmmen, beggggreifff daaaaaas doooooch!"
"Lasst mich in Frieden verdammt nochmal ich hatte es fast!", brüllte ich. Komm schon, komm schon, irgendwas.... die Luft! Natürlich, sie hatten die Drogen über den Belüftungsschacht oder so hier rein gebracht. So schnell ich konnte krabbelte ich zum Fenster; doch gerade, als ich es ereicht hatte und es öffnen wollte, krochen plötzlich hunderte schwarzer, haariger Spinnen darüber. Warum mussten es ausgerechnet Spinnen sein?! Das war mein zweitschlimmster Albtraum, gleich nach Newton. Hastig wich ich zurück, als die kleinen Biester in meine Richtung kamen.
Okay, Lola, ruhig bleiben. Dieses Dinger sind nicht echt, du bildest sie dir nur ein, versuchte ich mich selbst zu beruhigen. Leichter gesagt als getan, denn die sahen ziemlich real aus. Andererseits musste ich zum Fenster solange wie ich noch halbwegs bei Verstand war, das war womöglich meine letzte Chance zur Flucht.
Wenn das alles nur Einbildung war, müsste ich doch theoretisch selbst bestimmen können, was ich sah. Also schloss ich die Augen und versuchte mich zu beruhigen; irgendetwas schönes vorstellen konnte ja nicht so schwierig sein. Blumen! Das wars, Blumen konnten mir wenigstens nichts tun. Vorsichtig öffnete ich wieder die Augen und atmete erleichtert auf. Der ganze Raum war nun in bunte Blumen getaucht. Rosen, Tulpen, Veilchen, Orchideen,... ich wusste gar nicht, dass ich so viele verschiedene Arten kannte. Staunend betrachtete ich die leuchtenden Blüten. Eigentlich könnte ich hier mein ganzes Leben verbringen. Naja, vielleicht nicht mein ganzes, aber auf jeden Fall einen Großteil, wenn ich nicht gerade...ja was eigentlich? Irgendetwas wollte ich doch machen. Warum war ich noch gleich in diesem Raum?
Abhauen. Das war es, deswegen hatte ich doch die Spinnen in Blumen verwandelt. Und diese blöden Drogen in der Luft verwirrten mich die ganze Zeit. Unruhig versuchte ich mich zu konzentrieren; das Fenster ließ sich nicht öffnen, also musste ich es wohl oder übel einschlagen. Blieb nur zu hoffen, dass dort keine Alarmanlage vorhanden war. Andererseits kam vermutlich niemand auf die Idee, das Fenster zu zerstören, dementsprechend musste ich mir deswegen vermutlich keine Sorgen machen. Nachdenklich betrachtete ich den Raum. Sonderlich viel, mit dem ich das feste Glas zerschlagen konnte, gab es ja nicht. Nur diesen Stuhl und den Schrank. Der Stuhl sah alles andere als stabil aus und der Schrank war viel zu schwer für mich. Probehalber zog ich trotzdem daran, er rührte sich keinen Zentimeter. Resigniert lehnte ich mich dagegen; es gab wirklich keine Möglichkeit hier zu...
Wie blöd kann man eigentlich sein? Ich schlug mir selbst gegen die Stirn, wie hatte ich nur meine telekinetischen Kräfte vergessen können? Mit neuer Hoffnung ging ich ein paar Schritte zurück und konzentrierte mich auf den Schrank. Nach drei Versuchen schaffte ich es schließlich, das ungewohnte Gewicht vor dem Fenster schweben zu lassen. Jetzt kam es auf Geschicklichkeit an, das Fenster war kaum größer als der Schrank und ich hatte vermutlich nur einen Versuch. Vorsichtig näherte ich mich mit dem sperrigen Möbelstück dem Glas und sammelte erneut meine ganze Kraft. Mit einem lauten Klirren flog der Schrank nach draußen, ich folgte ihm sofort - und blieb wie erstarrt auf dem Fensterbrett stehen. Das war doch höher, als ich gedacht hatte. Geschätzte 20 Meter mindestens. Da wollte ich doch nicht ernsthaft runter, oder? Ich warf einen Blick zurück in das Zimmer und bemerkte erst jetzt eine Uhr über der Tür. In spätestens 10 Minuten würde hier Dr. Skylander auftauchen, wenn nicht schon vorher jemand auf den schwebenden Schrank vor meinem Fenster aufmerksam wurde. Eigentlich ein Wunder, dass ich ihn noch halten konnte. Trotzdem war das definitiv zu hoch; andererseits würde ich ansonsten heute Nacht von Newton zerquetscht werden, das wollte ich dann auch nicht riskieren. Also Augen zu und durch, mit zitternden Beinen krabbelte ich auf den wackelnden Schrank. Gott, wenn der jetzt runterfiel oder ich mich nicht festhalten konnte...Ich dachte lieber nicht darüber nach und konzentrierte mich stattdessen darauf meinen improvisierten Fahrstuhl heil nach unten zu bringen. Als ich noch ein bis zwei Meter über dem Boden war, sprang ich ab und ließ den Schrank fallen. Er zerbrach mit einem lauten Scheppern, was mich erschrocken zusammenzucken ließ. Zum Glück war das hier nur eine kleine Nebengasse, weswegen vermutlich niemand mein kleines Kunststück gesehen hatte. Aber spätestens der Krach gerade eben würde jemanden dazu bringen her zukommen. Sicherheitshalber versteckte ich mich hinter einem Müllcontainer; keine Sekunde zu früh, denn schon beugte sich eine Gestalt aus dem Fenster. Möglicherweise Dr.Xy, aber ich konnte nichts genaues erkennen. Nachdem sie wieder verschwunden war, verließ auch ich schnellstmöglich mein Versteck. In spätestens einer Stunde, wenn man das ganze Bürokratenzeugs mitrechnete, würde ich eine gesuchte Flüchtige sein, da wollte ich lieber ein bisschen Abstand aufbauen.
Also irrte ich mehr oder weniger ziellos durch die Straßen und versuchte nicht allzu auffällig alles anzustarren. Das war alles so unbekannt und faszinierend für mich, dass ich schon fast mein eigentliches Anliegen vergaß. Wie gesagt, fast. Unauffällig passte ich mein Tempo den anderen Menschen an; nicht so langsam, als dass jemand auf die Idee kommen könnte mich anzuquatschen, aber auch nicht so schnell, dass jemand glauben könnte ich wäre auf der Flucht.
"Pass doch auf!" Schimpfend rempelte mich ein älterer Mann an, als ich vor einer Treppe nach unten stehen blieb. Verärgert starrte ich ihm hinterher, er hätte ruhig selbst aufpassen können. Immerhin war ich nur stehen geblieben, während er mich beinahe umgerannt hätte.
Neugierig, wohin die Treppe führte, ließ ich mich schließlich von den Menschenmassen mitreißen. Und wie sagte ein altes Sprichwort so schön 'Einen Baum versteckt man am besten in einem Wald'. Dementsprechend müsste ich hier ziemlich sicher sein, außerdem hatte ich mal etwas von sogenannten U-Bahnen gehört, vielleicht gab es ja hier sowas. Auch die Schienen am Boden wiesen daraufhin, dass es hier Züge geben musste. Ratlos starrte ich in den dunklen Tunnel, ich wusste ja nicht mal, ob ich ein Ticket oder sowas kaufen musste. Mal ganz davon abgesehen, dass ich kein Geld hatte. Ein lautes Quietschen ließ mich aus meinen Überlegungen aufschrecken und zurück springen. Vor mir hielt tatsächlich ein Zug; einsteigen oder nicht, das war hier die Frage. Eine Gruppe grimmig aussehender Männer nahm mir schließlich die Entscheidung ab, ich hatte das ganz blöde Gefühl, dass die jemanden suchten. Also versuchte ich die Tür zu öffnen - und scheiterte kläglich. Komm schon, das konnte doch nicht so schwierig sein. Verzweifelt sah ich mich um, als mir ein junger Mann zu Hilfe kam. Er drückte einfach auf einen kleinen Knopf, wie bescheuert, dass ich nicht selbst auf diese Idee gekommen war. Ich bedankte mich mit einem zögerlichen Lächeln, während er mir zuzwinkerte und in Richtung Ausgang verschwand. Unsicher stieg ich in den Zug und lehnte mich erschöpft gegen die Wand.

An dieser Stelle muss ich mich entschuldigen. Ursprünglich war das Kapitel länger, doch Wattpad hat urplötzlich einfach 3/4 gelöscht. Ich habe das nur zufällig gemerkt, weil ich seit langem nochmal drüberlesen und es korrigieren wollte. Jetzt habe ich versucht den Großteil zu rekonstruieren, aber es ist eben schon eine ganze Weile (und 30 neue Kapitel) vergangen...Wenn du das nochmal machst Wattpad, bring ich dich um.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Where stories live. Discover now