43. Kapitel

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Kurzzeitig mal #1inScienceFiktion :O ich glaubs nicht ^^

Wie hypnotisiert starrte ich auf die Anzeigetafel. Vor zehn Minuten war Lisa verschwunden, jeden Moment würde ich dran sein. Wenn ich doch wenigstens so ungefähr wüsste, was auf mich zukam; am Anfang hatten wir noch gehofft, dass Anne zurückkommen und uns ein paar Tipps geben würde, doch sie war, ebenso wie die anderen, noch immer nicht aufgetaucht. Vermutlich mussten sie in einem abgesperrten Bereich warten, damit sie uns nicht warnen konnten.
Der wiederholte Gong ließ mich unwillkürlich zusammenzucken. Das war dann wohl mein Signal, wenigstens musste ich jetzt nicht mehr warten und mir die schlimmsten Szenarien ausmalen.
"Viel Glück, Lola." Zoey schenkte mir ein ermutigendes Lächeln.
"Danke, dir auch", antwortete ich nervös und umarmte sie kurz. "Wir seh'n uns auf der anderen Seite." Hoffte ich jedenfalls.
Nach einem letzten tiefen Atemzug schob ich die Tür auf und betrat den düsteren Raum. Gleichzeitig wurde ich plötzlich ganz ruhig, die Aufregung war wie weggeblasen. Das einzige, was jetzt zählte, war, die vor mir liegende Aufgabe so gut wie möglich zu meistern. Nur musste ich diese erstmal finden. Einigermaßen ratlos sah ich mich um; der Raum maß geschätzte 6 Quadratmeter und wurde lediglich durch eine Art Notbeleuchtung erhellt. Abgesehen von der Tür, durch die ich gekommen war, gab es noch eine weitere an der gegenüberliegenden Wand. Links neben mir stand ein kleiner Tisch, darauf einige Gegenstände. Verwirrt betrachtete ich sie näher: ein verrosteter Nagel, ein paar Streichhölzer, ein Draht und...ein Stück zusammengefaltetes Papier. Stirnrunzelnd öffnete ich es und versuchte, die verwischte Schrift zu entziffern.

Nochmal für alle, die es immer noch nicht begriffen haben: Jetzt beginnt die Prüfung.
Du befindest dich in einer Gefängniszelle auf feindlichem Gebiet, daher ist die Aufgabe ganz einfach: verschwinde. Nebenbei solltest du auch noch dafür sorgen, dass dir niemand folgt, falls es sich einrichten lässt. Unterwegs wirst du logischerweise auf Feinde, eventuell aber auch auf Verbündete treffen.
Viel Glück

PS.: Die Prüfung ist erst vorbei, wenn ich es sage
PPS.: Leg den Zettel wieder zurück

Trotz der eigentlich ernsten Situation musste ich grinsen, so ein Satz konnte auch nur von Damon kommen. Immerhin wusste ich jetzt, was die Aufgabe war, auch wenn diese leichter klang, als sie vermutlich war. Dass ich keine nennenswerte Waffe hatte, war auch nicht unbedingt hilfreich.
Nachdenklich legte ich die Notiz wieder zurück und betrachtete erneut den winzigen Raum. Das erste Problem lag ja schon darin, hier überhaupt rauszukommen. Die Tür war garantiert verriegelt und ich war nicht gerade gut darin, nur mit einem Nagel, Draht und Streichhölzern ein Schloss zu knacken.
Entgegen aller Wahrscheinlichkeit rüttelte ich trotzdem an der Klinke, erwartungsgemäß passierte nichts. Ich könnte auch versuchen, sie einzutreten, aber dabei würde ich mir wohl eher den Fuß brechen, als die Tür zu öffnen. Die zweite Möglichkeit wäre Telekinese, wobei ich jedoch riskieren würde, enorm viel Lärm zu machen und somit die Wachen auf mich zu lenken. Es musste noch einen anderen Weg geben, ich musste ihn nur finden.
Erneut suchte ich jede Ecke ab, tastete sogar in der Hoffnung auf eine versteckte Tür die Wände und den Boden ab. Wieder nichts, musste ich wirklich durch die Tür? Offenbar gab es keinen anderen Ausgang, jedenfalls war mir keiner aufgefallen. Außer... Ich legte den Kopf in den Nacken. Bingo, keinen halben Meter von mir befand sich die vergitterte Klappe eines Lüftungsschachtes. Auf die Idee hätte ich wirklich eher kommen können.
Mir selbst für diesen genialen Einfall auf die Schulter klopfend, schob ich den Tisch unter die Klappe und kletterte vorsichtig darauf. "Autsch", fluchend rieb ich mir die schmerzende Stirn. Wenn ich so weiter machte, würde ich mich noch selbst k.o. hauen. Kopfschüttelnd zog ich an dem Gitter. Zu meiner Enttäuschung bewegte es sich keinen Zentimeter, auch meine weiteren Versuche scheiterten.
"Komm schon, komm schon...", murmelte ich verzweifelt. Wie lange war ich jetzt schon hier? Drei Minuten? Fünf? Zehn? Ich konnte es nicht einschätzen, möglicherweise war bereits eine halbe Stunde vergangen, ohne das ich auch nur den Ansatz eines Fortschritts gemacht hatte.
Mit einem lauten Krachen brach das Gitter plötzlich aus der Verankerung; ich hatte mich mit meinem gesamten Gewicht daran gehangen, flog unsanft auf den Tisch und rollte von diesem herunter, um auf den kalten Boden zu krachen. Stöhnend richtete ich mich wieder auf und beglückwünschte mich, zumindest den Nagel vorher weggeräumt zu haben.
Nachdem ich mich in den engen Schacht gequetscht hatte, bereute ich die Idee bereits wieder. Eine Welle der Panik überrollte mich, während ich durch den scheinbar endlosen Gang robbte. Normalerweise hatte ich keine sonderlich große Platzangst, doch nun schienen die Wände regelrecht auf mich zu zukommen. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass auch die Luft allmählich knapp wurde. Eigentlich war das überhaupt nicht möglich, trotzdem verschwand die beklemmende Angst einfach nicht. Irgendwann musste doch mal so eine blöde Luke kommen, oder? Oder führte der Schacht am Ende nur ins Nirgendwo?
Ein unterdrücktes Schluchzen ließ mich aufhorchen. Verwirrt starrte ich in die Dunkelheit, bis ich endlich begriff, dass das Schluchzen von mir stammte. Erfolglos versuchte ich mich zu beruhigen und kroch weiter; wenn ich jetzt stehen blieb, würde ich wahrscheinlich nie hier rauskommen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich eine Kreuzung. Der linke Gang erschien mir irgendwie freundlicher und heller. Moment mal, heller?! Mit neuer Energie krabbelte ich in die Richtung. Der schwache Lichtschein drang tatsächlich aus einem Gitter, ich hatte endlich einen Ausgang gefunden.
Ohne zu zögern drückte ich es hinunter und rutschte langsam durch die Lücke, ehe ich mich die restliche Strecke fallen ließ. Erleichtert lehnte ich mich gegen die Wand und schloss für einen Moment die Augen. Ich musste doch schon mehr als eine halbe Stunde unterwegs sein, war das normal? Oder hatte ich den schlechtesten Weg überhaupt gewählt?
Wie auch immer, sonderlich viel Zeit zum Nachdenken hatte ich jedenfalls nicht mehr, stattdessen sollte ich lieber so schnell wie möglich hier verschwinden. Und mir eine Waffe besorgen.

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt